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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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ging mit ihm hinunter zum See.
    Dort setzten sie sich auf die eine Bank, die direkt am Ufer stand. Ron beruhigte sich etwas und schöpfte wieder neuen Mut. „Vielleicht könnten wir von hier weggehen... nach Europa?“ Yanko sah auf seine Schuhe und scharrte mit einem Fuß im Gras. „Ich will hier nicht weg, das weißt du doch! Hier fühle ich mich endlich zu Hause.“, murmelte er. „Aber dort könnten wir uns frei lieben!“ „Das ist dort auch nicht überall so einfach.“ „Ich habe Angst!“ Yanko legte einen Arm um Ron. „Ich hab’ auch Angst... Ich hab’ Angst dich zu verlieren...Angst wieder zu trinken... Angst wegen Jenny... Angst um deine Kinder und um dich, denn ich wünsche mir, dass es dir dabei gut geht.“ Ron zog Yanko näher zu sich. „Im Prinzip geht es mir saugut hier mit dir... Ich brauche einfach noch Zeit!“ Yanko drehte sich zu ihm. „Komm her!“, sagte er und zog Ron ganz nah zu sich, und sie hielten sich verzweifelt fest.
    Rons Handy klingelte plötzlich in die Stille, und Marianna klang äußerst nervös: „Ron, wo bist du denn?“ Und Ron antwortete genervt: „Ich bin noch unterwegs.“ „Was machst du denn?“ „Habe Francis noch nach Newly gefahren und ein Bier mit ihm getrunken. Bis gleich.“ Ron schaute Yanko in die Augen und war erschrocken darüber, wie leicht ihm das Lügen mittlerweile fiel. Er steckte das Handy wieder ein, stand auf und trat mit dem Fuß ins Gras. „Scheiße, verfluchte Scheiße!!!“ Yanko nahm wieder Rons Hand, und sie gingen langsam und schweigend zum Auto. Ron war besorgt, denn eigentlich wollte er Yanko heute Nacht überhaupt nicht gerne allein lassen, nachdem er wusste wie es Yanko ging.
    Der Gedanke er könnte wieder anfangen zu trinken, nachdem er es endlich geschafft hatte ein paar Jahre trocken zu sein, erfüllte ihn mit Panik. „Kann ich dich auch wirklich allein lassen?“ Yanko wusste nicht mehr was er denken sollte, sein Kopf fühlte sich an wie Watte, und er selbst war einfach nur dumpf und leer. Wie von selbst antwortete er leise: „Wird schon gehen... Ron, ich reite ein paar Tage in die Berge. Ich muss mal raus hier! Bin Freitag wieder da.“ Ron nickte nur, umarmte Yanko fest und fuhr schweren Herzens davon.
    Yanko sah ihm noch eine Weile nach, dann ging er langsam zur Koppel hinüber. Lange stand er am Zaun, als urplötzlich die ganze Verzweiflung in ihm so heftig hochkam, dass er sie nicht mehr unter Kontrolle brachte. Er schlug mit seiner Faust auf das Gatter ein bis sie blutete und schrie dabei alles heraus,was sich schon so lange in ihm angestaut hatte. Kurz darauf kauerte er sich auf die Pferdewiese und war froh, dass er endlich weinen konnte.
    Sein Pferd kam zu ihm herüber getrottet und stupste ihn sanft mit den Nüstern. Da stand er auf und vergrub sein Gesicht in der Mähne und atmete den tröstenden, warmen Geruch tief ein. Die Mischung aus Gras, Abendtau und Pferd erfüllte sein Herz, und er wurde ruhiger. Yanko stand eine ganze Weile einfach nur so da und genoss still die Anwesenheit des Pferdes.
    Später legte er sich im Stall ins Heu. Sein Pferd folgte ihm und blieb die ganze Nacht wachend neben ihm stehen.
    Am nächsten Morgen in aller Früh kam Keith angebraust. Er stellte seinen Wagen neben Yankos ab und lief zum Haus hinauf. Als er dort bemerkte, dass die Haustür offen stand und das Licht noch brannte, begann er nach Yanko zu suchen, nachdem er auch erfolglos nach ihm gerufen hatte. Nach einer Weile fand er ihn schließlich schlafend im Stall liegen. Keith wunderte sich darüber nicht besonders, denn das war ja nichts Neues bei Yanko. Er rüttelte seinen Bruder an der Schulter und rief trotzdem: „He Yanko, was machst du hier?“ Yanko wachte davon auf, rieb sich die Augen und fuhr mit der Hand durch die Haare. Er sah ziemlich mitgenommen aus, denn er hatte erst in den frühen Morgenstunden letztendlich ein wenig Schlaf finden können. „Mhmm, was? Keith... was machst du hier so früh?“ Keith fühlte einen Stich in der Brustgegend, fast unbemerkt und doch alarmierend. Er hatte seinen Bruder schon zu oft so gesehen. „Ich habe mir Gedanken gemacht... Nachdem du gestern weg warst, war mir gar nicht wohl. Was ist nur los mit dir?“ Keith streckte seine Hand aus und zog ihn hoch. Yanko streichelte sein Pferd und flüsterte ihm leise ein „Danke“ ins Ohr. Das Pferd schnaubte und verließ kurzdarauf den Stall und trabte hinaus auf die noch mit Tau bedeckte Wiese.
    Yanko klopfte seinem Bruder auf die

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