YANKO - Die Geschichte eines Roma
Schulter und sah in durchdringend an. „Du hast ein reines und großes Herz! An deiner Liebe, egal zu wem, ist nichts Falsches! Du verdorrst, wie das Gras ohne Wasser, wenn du sie nicht lebst!“
Yanko fühlte sich auf einmal total erschöpft, wie wenn die Worte, die Black Wolf gesprochen hatte, alle Kompensationen weggeweht hätten und die ganze Müdigkeit sich deshalb auf einmal zeigen konnte. Black Wolf bemerkte es und klopfte mit einer Hand auf die Felle neben sich. „Komm, leg dich hier auf die Felle und ruh dich aus!“ Yanko legte sich ohne Widerrede hin, und Black Wolf deckte ihn mit einem Bärenfell zu. Er sang ihm leise ein indianisches Gebet und wünschte zutiefst, dass sein weiß-brauner Gypsybruder endlich den verdienten Frieden in seinem Herzen finden würde.
Als Yanko am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich tatsächlich erfrischt, und Black Wolf reichte ihm einen Becher Tee mit den folgenden Worten: „Trink das! Das wird dir Klarheit und Kraft geben das zu tun, was getan werden will!“ Yanko trank und hoffte Black Wolf möge Recht behalten. Dann packte er seine Sachen zusammen und umarmte Black Wolf zum Abschied. „Ich danke dir, Bruder! Das hat echt gut getan hier bei dir zu sein!“ Black Wolf zwinkerte ihm zu. „Ich kenne ihn, nicht wahr?“ Und Yanko murmelte: „Es ist Ron.“ Black Wolf grinste. „Ihr ward schon immer ein Herz und eine Seele!“ Black Wolf klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Du schaffst das schon! So, wie du alles bis jetztgeschafft hast, und das war auch nicht leicht!“ Yanko fühlte sich zwar ermutigt, aber noch nicht ganz davon überzeugt. „Ja... Danke für alles!“
Yanko nahm seine Sachen, stieg in den Pickup und fuhr los. Black Wolf stand noch eine Weile da und blickte ihm nachdenklich hinterher. Er konnte es nicht ignorieren, dass er sich Sorgen machte. Er wusste aus Erfahrung, dass Yanko mehr litt als er zugab. So, wie er selbst. Wie gerne hätte er sich jetzt mit seiner Familie um das große Feuer versammelt und gesungen. Immer wieder fragte er sich, ob es einem überhaupt jemals gelingen konnte über den Verlust eines geliebten Menschen hinwegzukommen.
Hoch oben pfiff ein Habicht, und Black Wolfs Herz wurde wieder etwas leichter. Sie waren immer noch da. Sie waren alle noch da, und sie würden auf ihn warten, bis auch seine Zeit gekommen war.
R on saß allein zu Hause in der Küche und versuchte sich auf seine Abrechnungen zu konzentrieren. Plötzlich klingelte es an der Haustür. Ron stand genervt auf und öffnete die Tür.
Er erschrak etwas, denn vor ihm stand seine Frau. „Oh... Hallo Marianna!”, stammelte er unsicher und wusste gar nicht, ob er ihr einen Kuss geben sollte oder nicht. Marianna stand nervös in der Tür und wirkte blass und ebenfalls unsicher. Sie begrüßten sich knapp. Ron wich zur Seite, und Marianna ging an ihm vorbei ins Haus. Ron folgte ihr ins Wohnzimmer. „Komm, setz dich doch bitte!“, forderte er sie auf und fand es eigentlich total albern, sie in ihrem eigenen Haus zum Sitzen aufzufordern. Marianna setzte sich kommentarlos auf die Couch und Ron auf den Sessel über Eck.
Nach einer kurzen Weile fragte Ron schließlich: „Wie geht’s dir?“, und er war erstaunt darüber, dass er es wirklich wissen wollte. Marianna war immer noch nervös und nestelte an ihrer Handtasche herum, während sie ihm antwortete: „Es geht so. Ich... Ron... bitte sag mir, was geht hier vor? Ich meine mit Yanko und so...“ Ron schluckte und versuchte cool zu bleiben, wehrte mit einer Hand ab und räusperte sich. „Wie, was soll da sein? Alles ok, soweit ich weiß!“ Doch Marianna wurde zusehends ärgerlicher und verzweifelter. Mittlerweile wusste sie wohl was los war, doch sie wollte es von Ron selbst hören. „Ich glaube, da ist gar nichts ok! Was ist mit euch? Stimmt das, was man so erzählt?“ Ron spürte sein Herz bis zum Hals schlagen, und er musste nochmals schlucken. „Ich weiß nicht, was man so erzählt.“, log er und hoffte, er würde schnell aus diesem Alptraum erwachen.
Marianna war jedoch jetzt ziemlich aufgebracht, und plötzlich brach es aus ihr heraus: „Nancy hat euch im Pub gesehen, als ihr euch geküsst habt...“ Sie fing heftig an zu schluchzen, denn etwas über den eigenen Ehemann zu hören, oder es ihm direktvor die Füße zu werfen, waren doch zwei verschiedene Paar Stiefel.
Ron war geschockt. Er stand abrupt auf und lief zum Fenster. „Glaubst du alles was Nancy so erzählt?“ „Nein,
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