YANKO - Die Geschichte eines Roma
lächeln. Offensichtlich war Ron dem gleichen Charme erlegen wie sie damals, denn den hatte Yanko über die Jahre hinweg überhaupt nicht verloren – im Gegenteil. Nein, heiraten wollte sie ihn nie, er war ihr irgendwie zu temperamentvoll, und sie war sehr froh, als Yanko, Fam und Ron damals für ein paar Wochen nach Freiburg gekommen waren, und sie dadurch Ron kennengelernt hatte. Ron war ihr immer treu gewesen, das wusste sie, bis jetzt jedenfalls.
Ron schaute ihr lange an der Tür stehend nach, wie sie davonfuhr. Dann ging er in die Küche zurück und fegte wütend mit einem Wisch seine ganzen Papiere vom Tisch. Schnell schnappte er sich seine Jacke und knallte die Haustür hinter sich zu.
E s war tief in der Nacht.
Yanko wälzte sich im Bett hin und her und schreckte aus dem Schlaf, als die Pferde anfingen wild zu wiehern. Er schaute aus dem Fenster und sah mit Entsetzen, dass der Stall und die Scheune in Flammen standen. Noch während er hinunterrannte, rief er die Feuerwehr an. Er befreite zwei Pferde, die noch im Stall gestanden hatten und fing an mit dem Schlauch zu löschen. Das Feuer war, Gott sei Dank, noch nicht besonders groß, und als die Feuerwehr kam war der Brand relativ rasch gelöscht. Es war nicht viel kaputt gegangen, aber alles war schwarz verrußt und stank nach verkohltem Holz.
Yanko entdeckte nach einer Weile, dass jemand auf seinen Pickup
Arschlochficker Gypsy
mit einer Spraydose gesprüht hatte. Nachdenklich begann er mit einem Tuch die Farbe mühevoll wieder abzurubbeln. Einer der Feuerwehrmänner kam dabei zu ihm und hatte einen leeren Benzinkanister in der Hand, den er auf der Rückseite des Stalls gefunden hatte. Daraufhin inspizierten sie gemeinsam das Gelände und entdeckten schließlich einige Motorradspuren auf dem Waldweg.
Nach mehreren Stunden rückte die Feuerwehr wieder ab, und Yanko ging zurück ins Haus und stand dann fassungslos in der Küche. In letzter Zeit hatte er es wirklich wieder gut im Griff gehabt, und es machte ihm nichts aus sie jeden Tag zu sehen, aber jetzt kämpfte er mit sich. Einfach diese Whiskyflasche öffnen und alles in sich hineinschütten. Wütend nahm er schließlich die Flasche vom Fensterbrett und warf sie mit voller Wucht an die Wand und fluchte dabei: „Scheiße!!! Verdammte Scheiße!!!“
N ancy saß zwei Tage später nachdenklich auf dem Sofa. Sie hatte den Brandbericht aus der Zeitung in der Hand und starrte vor sich hin, als Hugh sich neben sie setzte. „Nancy, was ist los mit dir? Du wirkst so nachdenklich!“ Nancys Gedanken kreisten tatsächlich, doch sie konnte keine klaren Bilder sehen, und dennoch hatte sie ein merkwürdiges Kribbeln in der Magengegend. „Hugh... also... Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, begann sie überlegend. „Wer legt bei Yanko Feuer? Es ist eigenartig, aber vielleicht gibt es ja da einen Zusammenhang. Ich habe letztens zufällig etwas gesehen... im Pub... Als ich spät von Harry und Pat zurückgelaufen bin, kam ich nochmal am OLD RAILWAY vorbei, und da war noch etwas Licht... und da...“ Nancy schluckte und schaute Hugh verstört an. „... da habe ich sie gesehen!“, fuhr sie fort. Hugh blickte sie fragend an: „Wen hast du gesehen?“ Dann schaute Nancy ihrem Mann fest in die Augen. „Ron und Yanko.“ Hugh verstand immer noch nicht. „Ja, und? Die sind dort öfter!“ Dann spuckte sie die Worte aus, als hätte sie etwas Ekliges im Mund: „Sie haben sich geküsst und noch mehr...“ Hugh starrte sie erstaunt mit großen Augen und offenem Mund an. Doch Sekunden später fing er sich wieder und fragte sehr sachlich: „Bist du dir sicher, dass es die beiden waren? Hast du sie deutlich sehen können? Ich meine, es war doch schon dunkel, und die Scheiben sind ja auch nicht ganz so sauber und...“ „Ich bin mir ganz sicher! Ich stand da bestimmt zwei, drei Minuten, da kann man viel sehen!“ Hugh konnte gar nicht wirklich glauben, was er soeben gehört hatte. „Haben sie dich bemerkt?“ Nancy spottete: „Nein, die haben bestimmt gar nichts mehr um sich herum bemerkt.“
So saßen sie eine Weile schweigend, ratlos und entsetzt nebeneinander, bis Hugh plötzlich aufsprang und rief: „Jetztwird mir einiges klar! Yanko... Er war so merkwürdig gereizt nach der Schlägerei auf dem Dorffest... Marianna... ausgezogen... Jenny in Los Angeles... der Vorfall mit Jamie in der Schule in Newly, von dem unser Freund Harry neulich im Pub berichtet hatte... Ron... so oft betrunken in letzter Zeit...
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