YANKO - Die Geschichte eines Roma
von der Intimität und Liebe, die dieser Blick ausstrahlte, und er fühlte sich plötzlich völlig fehl am Platz. Er stand deshalb etwas verunsichert auf und sagte schnell: „Ich muss jetzt nach Hause! Ich weiß jetzt gerade auch nicht weiter!“ Keith klopfte Ron auf die Schultern, umarmte Yanko und ging hinunter zu seinem Auto.
Kaum war er außer Sichtweite sprang Ron so schnell auf, dass der Stuhl umfiel, und sie umarmten sich, als ob sie sich Jahre nicht gesehen hätten. Sie bemerkten nicht, dass Keith ein Stückchen zurückgelaufen war, weil er einfach wissen musste, wie es aussah, und weil ihn diese Intimität und Verbundenheit berührt hatte. Er schaute ihnen eine Weile zu und wurde ganz still und nachdenklich.
Dann fuhr er langsam davon.
Morgens standen Yanko und Ron beim Verabschieden am Auto. Ron musste ihn einfach noch einmal darauf ansprechen, obwohl er wusste, dass Yanko bei diesem Thema ja äußerst stur war. Aber was konnte er schon verlieren, und vielleicht war es ja jetzt möglich.
„Können wir nicht doch einfach woanders hingehen?“, hörte er sich fragen und spürte, dass er danach den Atem anhielt. Yanko schaute ihn erst fragend an. „Und deine Kinder?... Unddein Job?“, fragte er dann wider Erwarten sehr ruhig. „Ja... Ich weiß... aber ich halte das nicht länger aus!“
Yanko brachte aber dann doch kein weiteres Wort heraus. Stattdessen schaute er verbissen zu den Bergen hinauf und kämpfte mit sich selbst. Ron legte beide Arme auf Yankos Schultern und sagte leise: „Ich will lernen dazu zu stehen, was auch immer damit verbunden sein mag. Denn das, was ich am meisten bereuen würde, wäre, es nicht versucht zu haben! Wir brauchen Zeit! Die Menschen werden sich schon daran gewöhnen, wenn wir behutsam damit umgehen...“ Yanko wurde plötzlich gereizt und zynisch, und unwirsch murmelte er: „Und wie lange sollen wir uns noch zusammenreißen? Noch ein Jahr, zwei Jahre, fünf Jahre? In der Zwischenzeit quälen sie deine Kinder und machen dir dein Leben in Sheddy zur Hölle! Dafür wissen sie wohl schon genug. Was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis es ganz Sheddy und die Army weiß? Und wir, wir werden seelisch draufgehen, weil wir uns dauernd verstecken müssen!“
Jetzt wurde es Ron zu viel, und er flippte fast aus, als er schrie: „Was denn jetzt? Erst verführst du mich und machst mich in Newly in dem Club total heiß, so dass es jeder sehen konnte und jetzt redest du so... willst mir das Ganze sogar ausreden. Ich verstehe dich nicht! Du machst mich echt wahnsinnig! Verdammt, wie denn jetzt? Oder willst du, dass ich gehe? Dann sag’s endlich! Dann hat der Wahnsinn wenigstens ein Ende!“ Ron war total außer sich. „Ron, beruhige dich! Wir wissen beide nicht mehr, wo und wer wir sind. Hey, Ron mein Lieber, komm, schau mich an!“ Ron beruhigte sich wieder etwas und schaute Yanko in die Augen, bei deren Anblick er nie wusste, ob er lieber in ihnen versinken mochte, oder ob er es doch vorziehen sollte sie nur anzusehen, wobei er seinen Blick manchmal kaum ertragen konnte, so sehr liebte er ihn und überhaupt alles an diesem verdammten Mistkerl. Warensie nun blau, grün oder doch braun? Oder konnten sie etwa die Farbe wechseln?
„Das mit dem Weggehen, das kann ich nicht einfach so... Es hängt für mich so viel dran.“ Und trotzdem machte er ihn gerade rasend. „Ja, dein ganzer Fam Kram! Du hängst hier in dem beschissenen Kaff fest, weil du sie immer noch liebst und es einfach nicht loslassen willst.“ Das war zu viel für Yanko und jetzt war er es, der völlig austickte. Grob packte er Ron und fauchte ihn rasend vor Wut an: „Jetzt reicht’s!!! Verdammt nochmal!!! Lass Fam aus dem Spiel!!! Sie kann nichts dafür!!! Und jetzt lass mich in Ruhe!!! Verdammt, hau ab!!! Na los, verschwinde!!! Ich kann das nicht mehr!!!“ Yanko fluchte wie verrückt und schubste ihn fast brutal ins Auto. Ron schüttelte resignierend mit dem Kopf und fuhr dann schließlich wutentbrannt und verzweifelt zugleich davon.
Am selben Abend saß Ron verzweifelt im OLD RAILWAY an der Theke und betrank sich fürchterlich. Kim und Roger arbeiteten, und der Bürgermeister Hugh Sullivan und seine Frau Nancy saßen mit ein paar Freunden an einem der Tische. Ihre Blicke wanderten öfter zu Ron rüber, und Nancy bemerkte plötzlich mitfühlend: „Ron scheint es nicht gut zu bekommen, dass seine Familie ausgezogen ist...“ „Wem fällt das schon leicht?“, antwortete ihr Mann und nahm ein Tacco aus
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