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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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aber ich glaube das, was unsere Tochter erzählt, falls du dich noch daran erinnerst eine zu haben!“, schrie sie jetzt fast hysterisch. Ron drehte sich um und schaute sie fassungslos an, alles schien sich zu drehen, und er hatte das Gefühl in einen tiefen Abgrund zu stürzen. Er schwankte und ließ sich auf das Sofa fallen, das gleich neben dem Fenster stand. Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Auf einmal sprang er wieder hoch, rannte würgend ins Bad und übergab sich. Marianna kam ihm kurze Zeit später nach und fand ihn kauernd auf dem Boden vor der Badewanne.
    Sie kniete sich neben ihn und legte einen Arm um seine Schultern. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn, obwohl er sie offenbar schändlichst hintergangen hatte, dennoch fragte sie sich, ob das denn in diesem Fall genauso zählte. Als sie sich dazu noch ins Bewusstsein zurückrief, dass es hier ja wohl auch um Yanko ging, wurde sie etwas ruhiger und fragte fast liebevoll: „Oh, mein Gott! Ron, was ist denn bloß los? Warum erzählst du es mir nicht?“ Ron stammelte mühevoll: „Ich habe Angst... Und... Und... Ich liebe ihn...“ Marianna ließ ihn prompt los und sackte auf den Badhocker, der neben dem Waschbecken stand.
    Ron rappelte sich hoch und sah sie an. „So, jetzt weißt du es! Es tut mir leid, es ist halt so gekommen.“ Marianna schaute ihn völlig entgeistert an. „Warum hast du mir denn nichts gesagt?“, fragte sie fast tonlos, denn sein Schweigen war für sie schlimmer, als die Tatsache, dass ihr Mann offensichtlich ein Verhältnis mit ihrem gemeinsamen, langjährigen Freund hatte. Da sprang Ron auf und rief aufbrausend: „Weil das ja auch so einfach ist meiner Frau, die ich liebe zu sagen, dass ich michausgerechnet in Yanko verliebt habe und mit ihm schlafe.“ Die knallharte Wahrheit traf Marianna dann doch tief bis ins Mark, und sie glotzte Ron nur fassungslos an. Auch wenn sie es irgendwie geahnt hatte, so hatte sie es doch nicht ganz an sich herangelassen und schon gar nicht wirklich geglaubt. Sie rang mit ihrer Fassung und fühlte sich plötzlich völlig hilflos und verloren, während Ron ruhelos im Bad auf und ab ging.
    Irgendwie gab es ihm Kraft, endlich mit der Wahrheit rauszurücken, und er holte tief Luft. „Willst du noch mehr wissen?“ Marianna nickte nur apathisch, und Ron begann: „Das geht jetzt schon seit fast einem Jahr so. Es hat auf einmal angefangen, dass ich ihn anders gesehen habe. Dann habe ich ihm davon erzählt, dass ich gerne Männer anschaue, und er, wie er nun mal so ist, wollte seinem alten Freund wohl helfen, damit ich weiß, wie es ist mit einem Mann zu schlafen...“ Marianna unterbrach ihn entsetzt: „Was??? Yanko hat dich verführt, einfach so? Aus Spaß?? Das ist doch... dieser gemeine Schuft!!! Er ist also an allem schuld!“ Ron ging entschlossen auf sie zu und redete eindringlich auf sie ein: „Hier ist niemand an irgendetwas schuld! Dazu gehören bekanntlich zwei, oder?! Auf jeden Fall hat es uns dabei voll erwischt. Es hat einfach nicht mehr aufgehört. Im Gegenteil, es wurde immer mehr. Ich weiß das mit Jamie, und es zerreißt mich! Das alles ist eine total beschissene Scheißsituation... Für alle!!! Aber ich gehe kaputt, wenn ich das nicht lebe. Es tut mir leid! Ich wollte dir nie weh tun!“ Ron nahm ihre Hand und zog sie hoch. Sie schauten sich kurz an. Doch Marianna hielt es nicht aus, zu sehr fühlte sie sich verletzt und verraten. „Das hast du aber und mehr! Jamie geht es überhaupt nicht gut und sie hat Angst in die Schule zu gehen. Wie willst du ihr das erklären?“, fragte sie verbittert. Ron war ratlos. „Ich weiß es nicht! Ich verstehe mich selbst nicht, aber ich weiß, dass ich mit ihm zusammen sein will.“ Marianna hatte wieder Tränenin den Augen, als sie sich plötzlich umdrehte und ihre Tasche holte und wortlos aus dem Haus ging.
    Die Tatsache, dass ihr Mann mit Yanko schlief, tat ihr nicht so weh wie die quälende Angst, die sie nun um alle Beteiligten hatte, sobald die Leute mehr Wind davon bekommen würden. Dafür mochte sie Yanko noch zu sehr, als dass sie ihm wirklich böse sein konnte. Aber das wusste Ron nicht, und es tat ihr gut, dass er offensichtlich das Gefühl hatte, sie sei deswegen so wütend.
    Sie war damals auch in der Clique gewesen, als Yanko diese Affäre mit Frank gehabt hatte. Danach war sie mit Yanko für ein paar Wochen zusammen gewesen. Sie waren damals noch sehr jung gewesen, und sie musste unwillkürlich bei den Erinnerungen

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