Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
Vom Netzwerk:
Klartext. Und er hasste es noch mehr, wenn jemand von ihm verlangte, sich für sein Privatleben zu rechtfertigen. Unwirsch fragte er Hugh: „Kannst du dich bitte mal klar ausdrücken was du von mir willst?“ Jetzt wurde Hugh plötzlich aufgebracht. „Stell dich doch nicht so an! Du weißt ganz genau was ich meine! Nancy hat euch gesehen... und einige andere wohl auch... in Newly...“ Yanko schluckte erneut und wurde das beklemmende Gefühl in seiner Brust irgendwie nicht los. Forsch fragte er Hugh dennoch: „Seit wann ist es verboten, sich mit Ron zu treffen? Hm? Muss ich dich neuerdings um Erlaubnis fragen? Was ist los mit dir?“ Hugh ging auf ihn zu und formulierte seine Worte klar und deutlich: „Yanko, hörzu! In meiner Gemeinde dulde ich keine sündigen Verhältnisse! Damit das ein für alle mal klar ist! Ich schätze euch beide sehr, aber das geht entschieden zu weit! Das ist unmoralisch und kein gutes Vorbild für die Jugend! Das ist Sünde! Was habt ihr euch denn dabei gedacht?“ Yanko war jetzt komplett ungehalten und fuhr Hugh energisch an: „Was ich in meinem Leben mache, geht dich überhaupt nichts an! Ich sage dir ja auch nicht, zieh keine violetten Krawatten an, nur weil sie mir nicht gefallen!“ Hugh setzte sich auf seinen Bürostuhl und sah Yanko direkt in die Augen. „Das ist ja wohl was ganz anderes! Hier geht es um die Sicherheit der Bürger und um Moral und Ordnung! Yanko, ich werde das hier in Sheddy nicht dulden! Und ich rate dir, als guter alter Bekannter, reiß dich gefälligst zusammen, sonst muss ich andere Maßnahmen ergreifen!“
    Jetzt reichte es Yanko, er hatte genug davon. Er stand auf und sagte noch im Gehen: „Hugh, du und deine Arbeit in allen Ehren, aber mein Privatleben geht dich nichts an!“ Dann ging er hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Draußen vor Hughs Büro trat er wütend gegen einen Papierkorb und plötzlich stand Marianna vor ihm.
    Sie schauten sich erst wortlos an.
    Yanko wusste ja nicht, dass sie es bereits wusste und begrüßte sie leise: „Hallo... Marianna!“ Marianna holte tief Luft. „Hallo Yanko!“ Yanko fühlte sich plötzlich total unwohl und wusste überhaupt nicht was er sagen sollte. Er stammelte ein: „Wie geht’s dir?“, und wünschte sich gleichzeitig ganz weit weg zu sein. Marianna schaute ihm fest in die Augen und sagte leise: „Ron hat’s mir erzählt.“ Yanko wurde mit einem Mal ganz blass, und ihm wurde übel. „Mittlerweile weiß es wohl die ganz Welt.“ Er schwankte und Marianna stützte ihn am Arm. „Was ist mit dir? Komm, setz dich bei mir mal hin!“
    Sie gingen in ihr Büro. Yanko setzte sich dort auf die kleine Couch und stützte seinen Kopf in die Hände. Marianna brachte ihm ein Glas Wasser, aber Yanko lehnte ab. „Es tut mir leid!“, sagte er nur. Marianna setzte sich neben ihn und irgendwie schaffte sie es tatsächlich nicht sauer auf ihn zu sein. „Ich verstehe es bloß nicht! Wie konnte das nur passieren? Ihr kennt euch doch schon so lange.“ Und ich kenne dich doch, oder doch nicht, dachte sie, und ihr wurde schwer ums Herz.
    Yanko fühlte sich schwach, und es war ihm alles zu viel. Er wäre am liebsten sofort gegangen, schaffte es aber nicht aufzustehen. „Es ist eben passiert! Wie soll man das erklären? Du kannst ja deine Liebe zu irgendjemand auch nicht erklären, oder?“, sagte er matt und spürte, wie sich sein Magen hob. Marianna nickte. „Nein, das stimmt! Aber ich dachte... Du warst doch immer mit Frauen zusammen gewesen! Wieso bist du jetzt schwul?“ Das reichte. Yanko sprang auf und schaffte es gerade noch rechtzeitig zu dem Waschbecken in der Ecke, bevor er sich übergeben musste. Anschließend trank er einen Schluck Wasser aus dem Hahn und schüttete sich kaltes Wasser ins Gesicht. Er fuhr sich mit dem Hemdsärmel über das Gesicht und atmete tief durch.
    Marianna war geschockt über Yankos Zustand. Sie ging zu ihm und legte einen Arm um ihn. Unbewusst sog er ihren Geruch ein und beruhigte sich etwas. „Hey... Yanko... Ist ja gut! Komm, setz dich wieder, du bist ja ganz fertig!“ Yanko ließ sich wieder auf die Couch fallen und zitterte. Marianna setzte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich bin immer noch Rons Frau, und ich liebe ihn! Ich kann ihn nur nicht verstehen, und er hat ja auch ewig nichts gesagt. So wie ich die Sache sehe, hat es euch ganz schön erwischt, und es ist für uns alle nicht einfach damit umzugehen. Ich möchte es einfach nur gerne

Weitere Kostenlose Bücher