YANKO - Die Geschichte eines Roma
verstehen!“ Yanko legte seine Hand auf ihre und streichelte mit dem Daumen kurz überihren Handrücken. „Frag mich nicht! Ich verstehe es ja selbst nicht! Es hat jedenfalls nichts mit dir zu tun. Ich bin sicher, Ron liebt dich auch noch! Aber es lässt uns einfach nicht los.“
Yanko sah auf die Uhr an der Wand und hatte es plötzlich eilig. „Marianna, ich muss zum Flieger, sonst verpasse ich ihn.“ Er versuchte aufzustehen, schwankte dabei etwas und hielt sich schnell am Tisch fest. Marianna war äußerst besorgt, so hatte sie ihn seid Fams Unfall nicht mehr erlebt. „Ich glaube es ist besser, ich fahre dich nach Hause! Du fällst ja gleich um!“ Yanko schüttelte aber den Kopf. „Nein, es geht schon... Und vielen Dank für deine Mühe!... Du bist toll!“
Sie musste ihn einfach umarmen, und er erwiderte ihre Umarmung und zog sie für den Bruchteil einer Sekunde enger an sich, als es in dieser Situation vielleicht angebracht gewesen wäre. Dann schaute er ihr kurz in die Augen und ging langsam hinaus.
Draußen stand er noch eine Weile vor der Eingangstür und blinzelte in die Sonne. Er musste sich erst wieder sammeln und atmete ein paar Mal tief durch. Die Sonne auf seinem Gesicht tat ihm gut und besänftigte auch seinen Magen wieder. Er rauchte noch eine Zigarette und hoffte, dass er jetzt niemandem begegnen würde, den er kannte. Er fühlte sich zwar immer noch schwach, aber er stieg dennoch ins Auto und fuhr in Richtung Flugplatz.
Zwei Tage später hatte er sich entschlossen und fuhr am späten Nachmittag zu Ron in die Baracken.
Ron stand gerade mit ein paar Soldaten am Empfang, als Yanko auf ihn zuging. Schnell verließen sie den Eingangsbereich und eilten den Gang hinunter zu Rons Büro. Unterwegs raunte Ron ihm zu: „Wo warst du zum Teufel? Warum gehst du nicht ans Telefon? Bei dir fackeln sie den Stall ab, und du sagst mir nichts davon!“
Schnell verschwanden sie in seinem Büro. Yanko murmelte: „Ist ja nix Schlimmes passiert... War bei einem Rennen... Die haben Arschlochficker Gypsy auf mein Auto gesprüht...“ Yanko ging auf Ron zu und fixierte ihn mit seinem Blick. „Ron, lass uns für ein paar Tage wegfahren... Irgendwohin... Schauen, wo wir leben könnten.“ Ron sah Yanko fassungslos an und glaubte erst er habe sich verhört. „Ok... Wann und wohin?“ „Dahin, wo du denkst, dass wir zusammen sein könnten.“ Rons Gesicht erhellte sich schlagartig, und er wurde ganz nervös. „Das heißt, du willst mit mir wegziehen?“
Plötzlich kam ein Soldat ins Büro, es war einer von denen, der sie in Newly in dem Club gesehen hatte. Ron suchte ein paar Akten zusammen und reichte sie ihm wortlos über den Schreibtisch. Der junge Soldat beobachtete sie nur stumm aus den Augenwinkeln und ging dann schnell und grußlos wieder hinaus. Ron hatte überhaupt nicht registriert, dass der Soldat sich gar nicht ordnungsgemäß verhalten hatte.
Yanko nahm Ron kurz in den Arm. „Ich muss es jedenfalls versuchen!“ Dann verließ er ihn wieder.
Als Ron am nächsten Tag ins Büro kam, fand er einen Drohbrief von einem Unbekannten in seiner Post:
WENN DU SO WEITERMACHST,
FICK ICH DEINE FRAU,
UND DEINE KIDS FINDEST DU IM NIRGENDWO;
DA WO DU AUCH BALD SEIN WIRST,
DU ELENDER WICHSER !!!
Y anko und Ron flogen nach San Francisco und genossen die gemeinsame Zeit dort sehr. Sie waren gut drauf, lachten viel und umarmten sich, wo es nur ging. Sie gingen in Cafés, Bars, Clubs und Restaurants. Sie schlenderten durch die Parks oder ließen sich einfach durch die Stadt treiben. Es gab zwar Blicke, hier und da auch ein Einlassverbot, aber im Großen und Ganzen trafen sie auf viel Toleranz.
Ron entdeckte eine Annonce von einem Irish Pub mit Wohnung, der zum Verpachten stand. Noch am selben Tag trafen sie sich mit dem Makler. Ron unterschrieb am nächsten Morgen den Vertrag und reichte Urlaub bei der Army ein.
Danach flog Yanko nach Sheddy zurück, um noch ein paar Sachen zu holen und außerdem musste er noch jemand finden, der sich um seine Pferde kümmerte, solange er nicht da war. Seine Mutter Minerva wollte er eigentlich erst gar nicht fragen, doch blieb ihm angesichts der ungewissen Zeit, die er wegbleiben würde, kaum eine andere Wahl. Doch er hatte überhaupt keine Lust ihre Kommentare bezüglich Ron anzuhören, die natürlich auch kamen.
Minerva blickte ihrem Sohn lange in die Augen, denn sie konnte es nicht verstehen, was in ihm vorging, und doch spürte sie, dass es ihm ernst war. Schließlich
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