YANKO - Die Geschichte eines Roma
beobachteten das Geschehen genauestens und tuschelten verächtlich miteinander. Einige Leute gafften sie erstaunt an, andere schüttelten verständnislos ihren Kopf und wieder andere ignorierten sie bewusst.
Doch ein paar ganz Wenige starrten sie verstohlen aus den Augenwinkeln an.
Spät in der Nacht, als das Fest schon lange vorüber war, räumten Yanko und Ron noch die Schneebar auf. Mittendrin fingen sie eine Schneeballschlacht an und seiften sich gegenseitig ordentlich ein und hatten total viel Spaß dabei. Ausgelassen balgten sie sich im Schnee, als plötzlich Leroy und seine sechs Kumpels fast geräuschlos aus einem nahegelegenen Gebüsch hervorpreschten. Drei von ihnenließen sofort ihre Messer aufspringen und stürmten auf Yanko und Ron zu.
Ohne Vorwarnung stachen sie hasserfüllt mit lautem Gebrüll unkontrolliert auf sie ein. Einer der Jungs traf Yanko am Bauch und verletzte ihn dabei schwer. Ron bekam einen Schnitt ins Bein. Die beiden wehrten sich natürlich so gut es ging, und sie versuchten die Jungs mit Schlägen und Tritten einigermaßen in Schach zu halten. Und auf einmal rannten die Jungs von selbst davon.
Zum Glück kam in diesem Moment dieses Auto vorbei und zum Glück hielt es auch an. Es waren Hugh und Nancy. Sie sahen Yanko blutend am Boden liegen und Ron, wie er sich schmerzerfüllt sein Bein hielt. Hugh stürzte sofort aus dem Wagen und rief einen Krankenwagen an, während Nancy Yanko mit ihrem Mantel zudeckte und innerlich betete.
In der Morgendämmerung saß Ron im Gang des Krankenhauses in Newly auf einem Stuhl und legte seine Hand auf sein verletztes, aber bereits verarztetes Bein. Hugh stand neben ihm und fragte ihn leise in die abwartende Stille: „Wer war das?“ Ron biss sich auf die Lippen und murmelte: „Dein Sohn... mit noch ein paar anderen...“ Hugh wurde aschfahl im Gesicht und musste sich setzten. „Was??... Leroy??... Bist du sicher?... Oh, mein Gott!!“, hauchte er entsetzt und war völlig geschockt, als Ron nickte.
Ein Arzt tauchte auf und ging zu den beiden. Ron stand vorsichtig auf. „Wird er wieder gesund?“, fragte er sofort. Der Arzt legte Ron beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Es hat ihn zwar bös’ erwischt, aber das wird wieder! Zäher Bursche!“
Nach ein paar Tagen war Yanko wieder daheim. In seinem Kamin brannte ein warmes Feuer. Er hatte einen Verband um den Bauch und lag auf dem Sofa. Keith saß daneben und klangäußerst besorgt: „Hey Bruder, wie geht’s dir?“ „Tut noch weh, aber wird schon wieder!“ „Wie lange noch? Bis einer von euch tot ist?“ Yanko seufzte: „Fang nicht wieder damit an! Leroy und die anderen haben ja ihr Fett abgekriegt! Es waren übrigens die gleichen Jungs, die auch meinen Stall angezündet haben.“ Aber Keith blieb hartnäckig. „Meinst du das war’s jetzt? Wird es einen Prozess geben?“
Yanko wurde genervt. Ihm war jetzt überhaupt nicht danach zu reden und schon gar nicht darüber. Er fühlte sich noch ziemlich schwach, und das Reden verursachte ihm Schmerzen. „Ich weiß es nicht, können wir nicht von was anderem reden?“ Doch Keith ereiferte sich trotzdem leicht. „Ja, z.B. von Jamie... Sie ist in psychologischer Behandlung...“ Yanko setzte sich ruckartig auf, wobei ihm ein jäher Schmerz durch seinen Körper jagte und ihm kurz die Luft raubte. Er hielt sich seinen Bauch, stand dann vorsichtig auf, ging auf Keith zu und sagte ihm unter großer Anstrengung: „Mein lieber Bruder, ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber ich kann’s nicht mehr hören! Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber wir wollen uns nicht trennen! Kapiert? Ron kommt zurück, und wir werden hier wohnen, ob das jemandem passt oder nicht!“ Yanko ging langsam hinaus und steckte sich leicht zitternd eine Zigarette an.
Keith seufzte und gab auf. Es war vielleicht jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt mit seinem Bruder darüber zu reden. Manchmal konnte er so verdammt stur sein, da war einfach nichts zu machen. Aber es brach ihm das Herz, ihn so zu sehen, und wenn er an die ganzen Umstände dachte, wurde ihm ganz mulmig zumute, und es schnürte ihm den Hals zu vor Angst. Warum musste Yanko immer wieder in solche krassen Situationen kommen? Warum konnte er nicht ein ganz normales Leben führen? So wie er z.B.. Es gab doch unzählige Menschen, die nach dem Verlust ihres Partners durchausnochmal geheiratet haben und wieder glücklich wurden. Er hatte wirklich Angst um ihn, und er zermarterte sich den Kopf, wie er
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