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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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stand:
Gibt es einen Prozess in Sheddy? Muss Bürgermeister Sullivan zurücktreten?
    Yanko öffnete eine Schachtel in der er Briefe und Fotos aufbewahrte. Vorsichtig nahm er einige heraus und schaute sie nacheinander an. Plötzlich hielt er inne – auf einem der Fotos waren Marianna und er Arm in Arm abgebildet. „Ich liebe dich“ war auf das Foto geschrieben. Er schaute nachdenklich das Bild an und streichelte schließlich sanft über ihr Gesicht. „Es tut mir leid!“, murmelte er vor sich hin. „Es tut mir leid!“, wiederholte er ein paar Mal. Dann schmiss er alles wieder in die Schachtel zurück und verschloss sie.
    Eine Weile saß er einfach da ohne etwas zu tun, schaute nur umher, stützte seinen Kopf auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Irgendwann nahm Yanko den Zettel nochmals in die Hand und hoffte, dass jetzt etwas anders darauf stehen würde. Ein paar Tränen tropften ihm dabei auf den Zettel. Es stand nichts anderes darauf. Er ließ das Papier wieder auf den Tisch fallen und stand auf.
    Er ging in die Küche, machte den Kühlschrank auf und holte eine Flasche Bier heraus und öffnete sie. Dann setzte er die Flasche an, hielt aber doch plötzlich inne und schleuderte sie aus einem Reflex heraus mit voller Wucht aus der Tür hinaus ins Gras. Dann packte ihn die Wut, und er riss alle Bierflaschen, die noch in seinem Kühlschrank waren heraus, stopfte sie in eine Holzkiste, stellte die Kiste draußen neben dem Hackklotz ab und zerschlug die Flaschen mit der Axt.
    Anschließend ging er zu seinem Pferd, legte ihm nur die Zügel an das Halfter und ritt ohne Sattel über den Hügel.
    Rons Pferd lief von allein mit.
    Mein lieber Yanko!
    Es tut mir leid, ich habe es nicht fertig gebracht
    es Dir zu sagen, weil es so weh tut, aber ich halte
    das Leben in Sheddy so nicht aus.
    Sie haben es auf dich abgesehen!
    Wenn ich hier bleibe, dann werden sie Dich
    irgendwann wieder erwischen, dann vielleicht endgültig.
    Dieser Preis ist zu hoch!
    Sie jagen uns wie Tiere!
    Noch mehr, als in San Francisco. Ich gehe wieder dorthin.
    Ich weiß, Du gehörst nach Sheddy.
    Ich weiß nicht, wo ich hingehöre.
    Ich fühle mich leer und ausgebrannt.
    Ich weiß, es wird schwer ohne Dich,
    aber was hier in Sheddy abgeht ist
    doch auch kein Leben, so, wie wir es verdient haben!
    Ich hoffe Du verstehst das und kommst bald nach.
    Ich liebe Dich so sehr!
    Bitte, lass uns einen anderen Weg finden!
    Ron

D er späte Nachmittag war sonnig und kalt, und es lag etwas Schnee. Yanko raste über die verschneiten Straßen und freute sich an dem aufgewirbelten Schnee, den sein Pickup hinterließ. Er fror, doch er wollte das Fenster nicht zumachen, er liebte dieses Wetter, und die kalte Winterluft erfrischte ihn. Mit einer Hand zog er den Reißverschluss seiner Jacke bis unter das Kinn. Der blaue Himmel strahlte, und Yanko musste blinzeln, denn sie Sonne stand tief.
    In Newly traf er sich mit einem Pferdezüchter und schaute sich dort ein paar Tiere an. Danach fuhr er in die Innenstadt und lief einfach ziellos durch die Straßen und sog die frische, klare Luft tief in seine Lungen. Er ließ sich gerne treiben.
    Aber nein, die Straße, in der Ron früher einmal kurz gewohnt hatte, die würde er meiden.
    Es war schon dunkel, als plötzlich drei Männern ihn in eine dunkle Gasse zerrten. Zwei der Männer hielten ihn von hinten fest, und noch ehe er irgendjemand erkennen konnte, presste ihm der dritte ein Taschentuch unter die Nase. Yanko taumelte und war mit einem Schlag ziemlich benommen. Einer der Männer riss ihm seine Jacke herunter. Ein anderer trat ihm einige Male in den Bauch und stach mit einem Messer wild auf seinen Arm ein. Dann holte er eine Whiskyflasche hervor, öffnete sie und zwang Yanko, indem er ihm die Nase zuhielt, den Whisky zu schlucken. Er füllte ihn gnadenlos ab. Alles ging sehr schnell. Und so schnell, wie sie aufgetaucht waren, verschwanden die Männer wieder und ließen ihn im Schnee zurück.
    Als Yanko wieder zu sich kam, verstand er erst gar nicht was los war. Er rappelte sich auf und hielt sich dabei den verletzten Arm. Eine ältere Frau kam zufällig vorbei und sah Yanko benommen ihm Schnee sitzen. Sofort bemerkte sie, dass erblutete und lief schnell zu ihm. „Oh, mein Gott, was ist denn mit Ihnen passiert?“, rief sie und half ihm auf. Yanko stammelte nur verwirrt: „Ich... ich weiß nicht... Da waren ein paar Typen...“ Mrs Thompson schaute auf Yankos Arm. „Ich kann Ihnen helfen! Ich war früher einmal

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