YANKO - Die Geschichte eines Roma
seinem Bruder nur helfen könnte. Irgendwo tief in seinem Herzen wusste er, dass Yanko kämpfen würde. Doch wie lange würde er durchhalten? Oder hatte er doch nicht mehr so viel Kraft, nach allem was ihm in seinem Leben schon widerfahren war? Er stand auf und ging zu ihm auf die Veranda und legte einen Arm um ihn und drückte ihn leicht an sich.
D er Frühling brachte Ron mit seinem vollbeladenen Jeep. Yanko rannte ihm entgegen, und sie umarmten sich stürmisch. Doch kurz darauf kam Hugh den Waldweg hochgeprescht. Er sprang sogleich aus dem Auto, als er angekommen war und rief fast hysterisch und außer Atem: „Ron, ich habe dich gerade ankommen sehen... und Yanko, wenn ihr das macht, muss ich deinen Vertrag kündigen! Ab und zu mal zu Besuch, ok, das ist gerade noch zu tolerieren, aber richtig zusammen wohnen, das geht nun beim besten Willen nicht!“
Da platzte Ron plötzlich der Kragen, denn er hatte mittlerweile auch genug von diesem Geschwätz gehört, und er schrie Hugh herausfordernd an: „Was willst du noch? Wo ist der Unterschied, ob ich hier zu Besuch bin, oder hier wohne? Du findest immer wieder was Neues! Ich bin hier in Sheddy geboren, und ich wohne hier wo es mir passt! Kümmere du dich lieber um deinen Sohn!“
Außer sich vor Wut schnappte Yanko Hugh hart am Kragen und stellte ihn mit dem Rücken an dessen Auto. Was wollte dieser elende Sesselfurzer denn noch? Was ging es ihn überhaupt an? Kurz hasste er ihn abgrundtief und wünschte sich, er würde ihm einen Grund liefern, dass er ihn knebeln könnte. „Steck dir deinen verdammten Vertrag in den Arsch, vielleicht kommt’s dir dann besser! Und jetzt verpiss dich!“, fauchte er ihn stattdessen an. Er öffnete die Autotür und schubste Hugh sehr unsanft hinein und schleuderte ihm dann noch ein paar deftige Romaflüche ins Gesicht. Hugh verschwand sehr schnell wieder.
Danach räumte Ron seine Sachen in Yankos Blockhütte und am späten Nachmittag ritten sie nebeneinander über eine Wiese. Ron seufzte, während er in die Sonne blinzelte: „Sie werden uns wohl nie zufriedenlassen.“ Yanko kletterte hinter Ron aufs Pferd und flüsterte: „Wir sie auch nicht!“
D rei Monate später näherten sich fünf maskierte Gestalten vorsichtig im Dunkeln Yankos Stall und versteckten sich dort. Yanko ahnte nichts davon, als er in seinem Pickup angefahren kam und ausstieg. Er schmiss einen Sack Futter über seine Schulter und trug ihn in den Stall. Dort schaltete er die kleine Lampe an und stellte den Sack in einer Ecke ab.
Sie kamen wie aus dem Nichts und versperrten Yanko den Weg und schlugen ihm ohne Vorwarnung ins Gesicht. Yanko wehrte sich und teilte auch ordentlich aus, aber gegen die fünf hatte er wirklich keine Chance. Zwei hielten ihn dann von hinten fest, einer nahm kurz entschlossen die Mistgabel und rammte sie Yanko mehrmals in die rechte Hand, dann riss er an seinem Hemd, und die anderen gingen auf ihn los und beschimpften ihn wild durcheinander und schlugen brutal auf ihn ein. „Schweinehund! Bastard! Dreckiger Zigeuner! Hurensohn! Widerlicher Wichser! Verpiss dich!“, brüllten sie und hatten offensichtlich ihr Vergnügen dabei. Sie traten ihm einige Male in den Bauch und in die Eier und stachen immer wieder mit der Mistgabel auf ihn ein. Sie richteten ihn übelst zu.
Ein paar Minuten später ließen sie ihn einfach liegen und verschwanden fast lautlos.
Yanko lag gekrümmt vor Schmerzen auf dem Boden und versuchte zu begreifen, was da eben geschehen war. Erst nach einer Weile konnte er sich mühsam aufrappeln und ins Haus schleppen. Dort band er sich ein Handtuch um die verletzte Hand, kramte umständlich sein Handy mit der linken Hand aus der rechten Hosentasche, setzte sich auf das Sofa und wählte zitternd Black Wolfs Nummer. Er konnte kaum noch sprechen. „Black Wolf?... Yanko hier...“ Black Wolf hörte sofort, dass etwas nicht stimmte und fragte ihn, was passiert sei. Yanko flüsterte schmerzerfüllt, dass er bitte schnellkommen solle, weil er ihn brauchen würde. „Ich komme sofort!“, konnte Yanko noch vernehmen, bevor ihm das Handy aus der Hand fiel, und er sich vor Schmerzen krümmen musste. Er konnte sich gerade noch aufs Klo schleppen, wo er sich fast seine Eingeweide herauskotzte.
Als Black Wolf kam, lag Yanko schwitzend vor Schmerz auf dem Sofa. Wortlos packte er seine Medizinsachen aus und fing zuerst damit an Yankos Hand zu versorgen. „Wer war das?“, fragte er entsetzt. „Ich weiß es nicht... Sie waren
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