YANKO - Die Geschichte eines Roma
Krankenschwester von Beruf. Ich kann das versorgen, wenn Sie wollen.“ Yanko stand unschlüssig da und versuchte zu verstehen, was passiert war. Da roch Mrs Thompson den Alkohol. „Puh... Naja... Ich denke, ich weiß was passiert ist... Sie sind einfach betrunken! Richtig?“, stellte sie schmunzelnd fest und fand ihn irgendwie süß, wie er so völlig verwirrt da stand. Doch Yanko schaute sie entgeistert an. „Was???... Wieso...“ Und auf einmal begriff er erschrocken was passiert war. Er wurde blass und schwankte. Er musste sich auf die Blechkiste setzen, die da herumstand. „Oh Scheiße...“, stellte er entsetzt fest. „Kommen Sie Mister, sonst versauen Sie sich noch ihre ganzen Kleider!“, sagte Mrs Thompson und griff ihm beherzt unter den Arm. Sie zog ihn hoch, und Yanko stolperte völlig fassungslos mit ihr.
Zu Hause bei Sally Thompson saß Yanko auf einem Stuhl in ihrer Küche, während sie seinen Arm verarztete. Yanko zitterte am ganzen Körper und versuchte sich krampfhaft an irgendein Gesicht zu erinnern und kramte in seinem Hirn, ob unter den Männern vielleicht einer gewesen war, der ihn vor ein paar Monaten in seinem Stall zusammengeschlagen hatte, aber er hatte nichts sehen können, und doch hatte er einen merkwürdigen Geruch in der Nase.
„Ich habe guten Cognac da, wenn Sie noch einen bräuchten... nach diesem Schock...“ Aber Yanko schüttelte den Kopf. „Nein danke!... Ich wollte gar nichts trinken... Das eben war nicht meine Idee... Ich... Ich bin Alkoholiker.“ „Die haben Sie abgefüllt?!“, rief Mrs Thompson entsetzt. „Ja, scheint so... Oh, fuck!!“
„Naja, ich schätze Sie haben jetzt genau zwei Möglichkeiten, entweder Sie legen sich hier gleich auf die Couch und ziehen es sofort durch, oder Sie nutzen die Gelegenheit damit es sich auch lohnt...“, schmunzelte Mrs Thompson humorvoll, um der ganzen Sache etwas Leichtigkeit zu verschaffen, denn sie wusste nur zu gut aus ihrer langjährigen Berufserfahrung was es heißt einen Entzug durchzuhalten. Und sie musste sich eingestehen, dass sie eigentlich gerne mit ihm ausgehen würde, obwohl sie sich in ihrem Alter etwas albern dabei vorkam, denn immerhin war sie schon Anfang siebzig.
Yanko schaute sie erstaunt an und überlegte. Und plötzlich stand er entschlossen auf. „Naja... eigentlich haben Sie recht! Warum nicht! Gehen wir!“ Sally Thompson brachte ihm noch ein frisches Hemd aus dem Schrank ihres Sohnes und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als Yanko es angezogen hatte, denn es war ihm viel zu groß. Aber sie fand, dass es ihm trotzdem irgendwie stand. Sie holte ihre Handtasche, und dann machten sie sich auf den Weg.
In einem kleinen Pub nahmen sie an einem der Fenstertische Platz, und Yanko zog sich eine Flasche Bier nach der anderen rein und trank danach noch ein paar doppelte Whisky. Er genoss das berauschende Gefühl sehr und registrierte, dass er seit Langem mal wieder an Ron denken konnte, ohne dass sich sein Herz zusammenzog. Und Mrs Thompson erwies sich als äußerst humorvolle und erheiternde Person, die es schaffte trotz oder gerade wegen ihres Alters, Yanko lauthals zum Lachen zu bringen.
Mrs Thompson, die er nach diesem Abend Sally nennen durfte, vergnügte sich prächtig bei einigen Gläsern Wein und es schmeichelte ihr ungemein, mit einem so charmanten und gut aussehenden Mann, auszugehen, denn es war schon sehr lange her gewesen, dass sie sich amüsieren ging. Ihr Mann warschon vor vielen Jahren gestorben, und sie hatte bisher keine Lust verspürt allein auszugehen.
Nach einigen Stunden verließen sie dann gut gelaunt und ziemlich betrunken den Pub. Sally hakte sich bei Yanko unter und fühlte sich kurz wie sechszehn.
Er zog es gleich am nächsten Tag durch.
Drei Tage brauchte er diesmal. Er blieb daheim in seinem Haus in Sheddy. Er hasste Krankenhäuser immer noch.
Am dritten Tag lag er noch etwas erschöpft im Bett, als Sally ihm einen Teller Suppe brachte. Yanko nahm ihr den Teller ab und fand es einfach klasse, diese Frau getroffen zu haben. Sie gab ihm irgendwie Mut und Zuversicht und momentan das Gefühl, dass alles im Leben doch irgendwie einen Sinn hatte. „Vielen Dank, Sally! Du bist ein Engel!“ „Iss! Du hast viel Kraft verloren!“, stellte sie fest und eigentlich wollte sie noch, mein Junge, hinzufügen, aber irgendwie ging es nicht, obwohl er nun wirklich ihr Sohn hätte sein können. Doch wie sehr unterschied er sich von ihren echten Söhnen! Sie liebte ihre Söhne, keine
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