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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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setzten sich wieder in Tyron Ballingtons Sprechzimmer, diesmal in zwei bequeme Sessel, die um einen kleinen Tisch herum standen. Tyron Ballington hatte ein Notizblock vor sich liegen und schrieb etwas darauf.
    Yanko wurde plötzlich wieder nervös. Das Vertrauen von gestern war auf einmal wie weggeblasen, und die Unruhe, die schon seit dem Moment, als er vorhin das Krankenhausbetreten hatte, wieder in seinem Bauch zu nagen begann, verstärkte sich. Diese ganze Situation war ihm mehr als unangenehm, aber er wollte Ron helfen so gut es eben ging, und er versuchte sich auf Tyron Ballington zu konzentrieren, damit ihm nicht von dem Geruch, der sogar aus den Wänden zu kommen schien, schlecht wurde.
    Tyron Ballington schaute ihm eine Weile tief in die Augen, und Yanko musste feststellen, dass er ihn irgendwie mochte. „Ich muss Sie bitten mir alles zu erzählen wonach ich Sie frage, denn nur so kann ich mir ein Gesamtbild von Mr Dunfolk machen. Sie können mir vertrauen, ich werde das, was sie mir hier sagen nur für die Therapie verwenden. Das erscheint in keiner Akte!“, erklärte ihm der Arzt, der offenbar seine Nervosität bemerkt hatte. „Was ist denn noch alles so passiert, dass sie dort, wo sie herkommen, nicht zusammen sein können?“, bohrte Tyron Ballington gleich ohne Umschweife, und riss Yanko damit aus seinen Gedanken.
    Yanko zuckte innerlich etwas zusammen, doch hatte er sich fest vorgenommen zu reden, auch wenn es bekanntlich viele Dinge gab, die er besser konnte. „Naja, es gibt in Sheddy ein paar Leute, die haben was gegen unsere Beziehung... Die wollen nicht, dass zwei Männer zusammen sind... Die haben uns und Rons Familie bedroht, mich haben sie zusammengeschlagen und sind auch mit Messern und anderen Sachen auf mich los... Ron hat seinen Job verloren... Er war bei der Army... Mein Stall wurde angezündet... Ron hat das einfach nicht mehr ausgehalten und ist wieder zurück nach San Francisco.“ Tyron Ballington nickte verständnisvoll. „Das ist ja auch nicht gerade entspannend dauernd eine Zielscheibe zu sein... Es ist einfach unglaublich, wie sich manche Leute verhalten und meinen sie wären Gott und müssten alles richten, was nicht in ihr Weltbild passt.“, entrüstete er sich kurz und fragte Yanko dann: „Und wie geht es Ihnen damit?“„Nicht besonders gut... Er fehlt mir...“, gab Yanko zu, und er fehlte ihm mehr, als er bis dahin wahrgenommen hatte.
    „Wie soll es denn nun weitergehen?“, fragte Tyron Ballington einfühlsam und fühlte sich selbst auch etwas hilflos. Da steckte offenbar viel mehr dahinter, als er bis eben noch vermutet hatte. Yanko zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht... Ich... Ich will von Sheddy nicht weg... Ich bin da zu Hause... und Ron auch, er ist da geboren... Ich bin als Kind so viel unterwegs gewesen... Wir hatten einen Zirkus... Ich war nie irgendwo wirklich zu Hause... Doch seit ich in Sheddy bin, fühle ich mich zu Hause. Mein Bruder, seine Familie und meine Mutter wohnen auch dort.“ „Sind Sie verheiratet?“, wollte Tyron Ballington plötzlich wissen und sah, dass er Yanko damit irgendwie getroffen hatte.
    Yanko schluckte und überlegte, was er jetzt sagen sollte. Er war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er diesem Arzt wirklich alles anvertrauen sollte, und deswegen schwieg er längere Zeit und schaute Tyron Ballington dabei nachdenklich an.
    „Mr Melborn, ich bitte Sie, erzählen Sie! Ich kann ihrem Freund nicht helfen, wenn ich nicht auch etwas von Ihnen weiß!“ Yanko fuhr sich durch die Haare, setzte sich im Sessel zurecht und begann schließlich zögerlich: „Meine Frau... Sie ist vor ein paar Jahren tödlich verunglückt...“ Yanko stockte. „Oh... das tut mir sehr leid!... Haben Sie Kinder?“, wollte Tyron Ballington, der wohl den richtigen Beruf gewählt hatte, weiter wissen. Er hätte auch Privatdetektiv werden können, dachte Yanko und fühlte sich immer noch unwohl und wollte irgendwie nicht so recht darauf eingehen, denn was sollte Mr Ballington diese Information bringen? „Ja... aber nicht von ihr... Wozu wollen Sie das alles wissen, wie soll das Ron helfen?“, erwiderte Yanko leicht genervt. „Nun... Es hat ja sicherlich einen Grund, warum Sie lieber in Sheddy sind, alsmit ihm zusammen... Irgendetwas hält Sie da fest, und ich habe nicht das Gefühl, dass das nur mit Ihrer Kindheit zusammenhängt! Was ist es?“
    Sie schauten sich länger an, und in Yankos Kopf drehte sich plötzlich alles. Er wusste wieder

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