YANKO - Die Geschichte eines Roma
schleppte sich ins Schlafzimmer und ließ sich so, wie er war ins Bett fallen. Sein Gesicht vergrub er in der Decke und schlief sofort ein.
Ron kam wenig später nach Hause und sah die noch nicht ausgeräumten Tüten in der Küche stehen. Er wunderte sich und rief nach Yanko. Nachdem er keine Antwort erhalten hatten, schaute er zuerst im Schlafzimmer nach ihm. Da sah er dann, dass Yanko tief und fest schlief. Er schloss die Tür leise wieder und fing an das Abendessen zu kochen.
Als das Essen fertig und der Tisch gedeckt war, ging er ins Schlafzimmer zurück, setzte sich zu Yanko ans Bett und versuchte ihn zu wecken. „Hey... Yanko... Wach auf!... Das Essen ist fertig!“ Yanko drehte sich müde um und murmelte nur: „Hab’ keinen Hunger...“, in die Decke. Dann drehte er sich wieder auf die Seite und nahm die Bettdecke in den Arm. Ron stand verwundert wieder auf und ging leise hinaus. Nachts legte er sich neben Yanko und umarmte ihn, doch Yanko schlief weiter wie ein Stein.
Am nächsten Morgen stand Ron auf, während Yanko immer noch schlief. Er ging in die Küche und machte Kaffee. Dann füllte er zwei Tassen und ging damit wieder zurück ins Schlafzimmer. Vorsichtig weckte er ihn. „Guten Morgen, alte Schlafmütze! Hier dein Kaffee...”
Yanko wachte tatsächlich auf und rieb sich die Augen. Er sah Ron an und wollte sich aufsetzen. Doch er fühlte sich immer noch total erschöpft und ließ sich wieder ins Bett zurückfallen. Er wollte überhaupt nichts. Er wollte nur schlafen, endlich schlafen, nichts träumen, nur dunkel und Nichts. Er drehte sich weg und murmelte etwas wie: „Mag jetzt keinen...” „Was ist denn nur los mit dir? Gestern kein Abendessen und jetzt keinen Kaffee!?“ Ron rüttelte Yanko leicht an der Schulter. „Lass mich! Ich bin müde...“, murmelte Yanko genervt zurück. Ron begann sich plötzlich ernsthaft Sorgen zu machen, so hatte er Yanko noch nicht erlebt. Er ging um das Bett herum und legte sich neben ihn. Er strich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht, damit er ihm besser in die Augen sehen konnte, und Yanko blinzelte ihn an. „Was ist los? Hm?”, fragte Ron leise. „Weiß nicht... Bin total kaputt. Lass mich einfach schlafen!“, murmelte Yanko. „Ok! Ich muss jetzt los. Ruf mich an, wenn du was brauchst, ja?“ Yanko nickte und machte die Augen gleich wieder zu. Ron küsste ihn auf die Stirn, stand auf und ging hinaus.
Obwohl die Träume zurückkamen, lag Yanko zwei Tage später immer noch im Bett und wollte einfach nicht aufstehen. Ron wurde zusehends nervöser. Er lief ständig im Wohnzimmer auf und ab und überlegte fieberhaft, was er jetzt tun sollte. Schließlich griff er zum Telefon und wählte Tyrons Nummer. Er versprach noch am gleichen Abend vorbeizukommen. Ron hatte jetzt wirklich Angst, denn Yanko hatte seit fast drei Tagen, außer ein wenig Wasser, nichtsweiter zu sich genommen. Irgendwie brauchte er Hilfe. Vielleicht würde er ja mit Tyron reden.
Tyron kam wie versprochen, und Ron fuhr wieder zur Arbeit in die Stadt. Tyron setzte sich zu Yanko ans Bett. Yanko wachte davon auf und sah ihn verwundert, aber auch erfreut an. „Hey Tyron! Was machst du hier?” „Hi Yanko! Ich wollte mal schauen, wie es dir so geht...” Yanko rappelte sich hoch, und sie umarmten sich fest. Yanko stand langsam auf und zog sich eine Hose und ein T-Shirt über. Er fühlte sich schwach und immer noch wie gerädert und tierisch müde.
Sie setzten sich ins Wohnzimmer ans Kaminfeuer, das noch etwas brannte. Yanko stand nochmal auf und legte Holz nach. Tyron musterte ihn und war ziemlich erschrocken darüber, wie fertig Yanko aussah. „Was ist los mit dir? Ron hat mich angerufen, weil er sich ernsthaft Sorgen macht.“ Yanko setzte sich wieder in den Sessel und starrte ins Feuer. Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht... Ich fühl’ mich seit ein paar Tagen total erschöpft... Ich könnte die ganze Zeit nur schlafen, oder zumindest im Bett liegen... Ich hab’ mich noch nicht mal zum Reiten aufraffen können... Und wenn ich schlafe, träume ich nur wirres Zeug, von allem möglichen und alles komplett durcheinander.” „Vielleicht ist es Zeit, dass du jetzt mal so richtig mit deiner Vergangenheit aufräumst. Das ist einfach alles zusammen ganz schön viel! Wahrscheinlich macht dein Körper dir gerade klar, dass es so einfach nicht mehr geht. Yanko, sorry, aber ich denke du musst mal reden! Hmm? Na komm schon! Los! Erzähl mir alles, was dir einfällt, alles, ohne
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