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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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vorher zu überlegen, ob das jetzt Sinn macht oder nicht! Sag’s einfach!”, versuchte Tyron seinen Freund zu animieren ihm sein Herz auszuschütten.
    Yanko schaute abwechselnd ins Feuer und zu Tyron. Er war unschlüssig was er tun wollte. Er fühlte sich auch schonwieder ein wenig genervt und gereizt. „Was soll ich denn noch erzählen? Ich hab’ dir schon so viel erzählt. Was soll das bringen? Macht euch mal keine Sorgen! Ich werd’ schon wieder! Lasst mich doch einfach mal in Ruhe! Alle Welt kommt gesprungen, wenn ich mal nicht wie gewohnt funktioniere.“
    Yanko stand auf und ging hinaus eine rauchen. Tyron stellte sich neben ihn und streichelte ihm wortlos über den Rücken. Auf einmal schossen Yanko Tränen in die Augen, und er versuchte sie krampfhaft hinunterzuschlucken. Dann drehte er sich zu Tyron um und umarmte ihn. Tyron küsste ihn liebevoll ins Haar und drückte ihn tröstend an sich. „Sorry Tyron... Ich weiß nicht mehr was ich rede... Ich fühl’ mich einfach absolut beschissen... Dabei hab’ ich gar keinen Grund dazu...“ Tyron löste sich ein wenig aus der Umarmung und fixierte Yanko mit seinem Blick und nickte. „Das ist nicht zu übersehen!... Komm jetzt rein und setz dich wieder!“
    Und als sie wieder saßen begann Tyron: „Wir haben zwar einmal kurz über dich gesprochen, aber das war‘s dann auch schon wieder, weil es damals um Ron ging. Die Gründe sind oft nicht gleich sichtbar, vor allem wenn man so viel erlebt und verdrängt hat wie du! Yanko, was ist denn eigentlich vor Fams Tod passiert? Ich meine, gab es da irgendwelche Ereignisse, die dich auch belasten?”
    Yanko hätte kotzen können, so übel wurde ihm plötzlich. Er wollte Tyron ja gerne antworten, allein schon, weil er ihn sehr mochte, aber es fiel ihm einfach schwer zu sagen, was ihn beschäftigte. Es war so viel in seinem Kopf, dass er Mühe hatte einen Anfang zu finden. Doch nach einer Weile formten sich die Worte dann doch irgendwie. „Naja... Da gab es einige... z.B. der Überfall auf das Indianerfest, bei dem einundzwanzig Cheyenne ermordet wurden...“, begann Yanko langsam. „Was ist denn da passiert? Warst du dabei?”, bohrteTyron weiter, dem es natürlich nicht entging, dass Yanko wirklich dringend Hilfe brauchte, denn er wusste, dass die Symptome, die sich bei ihm zeigten auf eine schwere Depression hinwiesen.
    „Ja... Ich war dabei...“, sagte Yanko stockend. „Wir... Es... Wir hatten uns getroffen, um ein Fest zu feiern... Fam und ich waren damals gut mit den Indianern befreundet. Wir hatten uns für die Gleichberechtigung eingesetzt... Fam war an dem Tag aber, Gott sei Dank, nicht dabei. Sie war auf einem Geburtstag eingeladen... Wir saßen dann da um das Feuer herum und haben gegessen und erzählt und Spaß gehabt usw... Plötzlich kam aus dem Dunkeln... wie aus dem Nichts, eine Gruppe Männer mit Geschrei gestürmt... und ohne Vorwarnung sind sie gleich mit Messern und anderen Waffen auf uns alle losgegangen und haben angefangen wild drauf los zu stechen und...“
    Yanko versuchte die aufkommenden Bilder zu verdrängen. Er schwitzte und zitterte, doch konnte er sich gegen die innere Bilderflut nicht wehren. Er sah das großes Lagerfeuer... Indianer... Frauen... Kinder, und die fremden Männer, die plötzlich aus dem Dunkeln auftauchten und sie hasserfüllt attackierten. Er sah, wie sie brutal, kaltblütig und ohne zu zögern die Frauen vergewaltigten, sie schlugen und anschließend umbrachten.
    Stockend erzählte er Tyron weiter: „Sie haben Kinder erstochen... Frauen vergewaltigt... die Männer einfach abgestochen... erschlagen... verstümmelt... Ich... Ich habe meinen Freund Gefleckter Wolf sterben sehen... und noch so viele andere... Verdammt...“ Yanko hatte wieder Tränen in den Augen. Er wischte sie mit der Hand aus seinem Gesicht.
    Tyron war total entsetzt von diesem Bericht. So etwas hatte er nun wirklich nicht erwartet. „Das ist ja furchtbar... Wie schrecklich!!!...“, flüsterte er geschockt. „Und dir, ist dir auchwas passiert?“, fragte er dann. „Ja... Ein paar von denen haben mich zusammengeschlagen, und jemand hat mich mit einem Messer hauptsächlich am Bauch verletzt... Später bin ich dann im Krankenhaus aufgewacht...“ „Und was habt ihr gemacht? Habt ihr euch wehren können?”, hakte Tyron weiter. „Naja... mit allem möglichen... Fäuste... Steine... Äste... Messer...“, antwortete Yanko müde. „Sind auch welche von denen umgekommen?“ Tyron ließ nicht

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