YANKO - Die Geschichte eines Roma
endlich gefunden was zu ihr passt, dachte Yanko während er seinen Blick durch das Haus schweifen ließ. Es war hell und sauber und roch nach Karriere. Sie hätten auf Dauer einfach nicht zusammen gepasst. In so einem Haus würde er ersticken. Sie setzten sich schließlich ins Wohnzimmer an einen schön gedeckten Tisch, und Jenny schenkte Kaffee ein.
Sie schauten sich eine Weile schweigend an. Jenny wirkte leicht nervös, und er fand, dass ihre Stimme etwas zu leise klang für eine glückliche Frau, die bald heiraten würde. „Es ist schön, dass du schon früher kommen konntest. Ich wusste einfach nicht wen ich sonst fragen sollte. Ich habe noch so viel vorzubereiten für die Hochzeit und werde mit der Praxis einfach nicht fertig.“ „Kein Problem! Ich helf’ dir gerne!... Wie geht’s dir?“, fragte Yanko sie direkt. „Gut, danke!“, warf sie ihm schnell zu. „Und du? Und Ron? Wie geht es euch?“ „Alles ok! Seit wir Tyrons Haus haben, geht’s uns echt besser! Es ist einfach viel entspannter!“ Yanko nahm vorsichtig Jennys Hand und blickte ihr fest in die Augen. „Ich wünsche dir, dassdu mit ihm glücklich wirst!“ Jenny schluckte und nickte dann langsam. „Ja... Das werde ich bestimmt...“ Sie zog schnell ihre Hand zurück und stand auf. „Mike müsste gleich hier sein. Ich muss noch das Essen fertig machen. Mach’s dir bequem!”
Jenny verschwand in der Küche, und Yanko ging hinaus auf die großzügige Terrasse, von der aus man einen direkten Zugang zu einem sehr gepflegten Garten hatte. Er trat auf den Rasen und zündete sich eine Zigarette an. Kurz darauf erschien Mike und begrüßte ihn per Handschlag. „Hi Yanko! Schön, dass du kommen konntest! Alles klar?” „Hi Mike! Ja, danke! Schön habt ihr es hier!”, sagte er, denn schön war es ja irgendwie schon, nur eben nicht sein Geschmack. Was war eigentlich sein Geschmack, überlegte er kurz, und er musste feststellen, dass er sich noch nie darüber Gedanken gemacht hatte, wie er sein Haus einrichten wollte. Er hatte es einfach getan, und er fühlte sich damit wohl. Es kam einfach automatisch, so dass er eben nie darüber nachdenken musste.
Mike blickte stolz umher. „Ja, hab’ mir was einfallen lassen... Komm ich zeig dir alles.“
In den nächsten Tagen war Yanko in Jennys neuen Praxisräumen am Renovieren. Er war froh, dass hier offenbar schon seit längerem keiner mehr drin war, denn die Räume rochen eher verstaubt, als nach Arztpraxis.
Er riss eine Wand ein, verputzte, legte einen neuen Boden und strich die Wände weiß. Es machte ihm Spaß mal etwas anderes zu tun, als verkappten Reitern etwas über Pferde beizubringen. Die Wände widersprachen nicht.
Er war gut gelaunt und stellte den CD Player mit seiner Gypsymusik noch lauter. Als Jenny kam, schallten ihr die Blechbläsersounds schon auf der Straße entgegen, und sie musste lächeln.
Als sie das erste Mal von Yanko abgeholt worden war, hatte er auch solche Musik im Auto gehabt. Eigentlich lief bei ihm immer Gypsymusik im Auto. Zuerst fand sie es schrecklich. Doch mit der Zeit lernte sie die Musik besser kennen und konnte den gute Laune machenden Grooves mittlerweile durchaus etwas Positives abgewinnen. Aber ihre Lieblingsmusik würde es trotzdem nicht werden. Doch immer wenn sie diese Musik hörte, wurde ihr wieder bewusst, dass Yanko ein Zigeuner war, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie nicht so genau, was es eigentlich in ihr auslöste. Sie bemerkte nur jedes Mal, dass sie lieber nicht hinspüren mochte was es war, aber sie glaubte fest daran, dass es mit Yanko persönlich nichts zu tun hatte. Für sie war er ein Mann, wie jeder andere auch, jedenfalls was seine Herkunft anging, oder zumindest fast.
Sie hatte zwei Tüten Fast Food dabei und packte alles auf einem provisorischen Tisch aus. „Wow, du bist ja schon voll weit gekommen! Sieht toll aus! Das ist echt super, dass du das machst!“, schrie sie gegen den jetzt herzzerreißend singenden Zigeuner an. „Macht Spaß! Ist ein bisschen wie Urlaub mal drin zu arbeiten...“, rief Yanko zurück und drehte die Musik leiser. Sie setzten sich auf zwei Kisten. Yanko biss in einen Burger und grinste sie kauend an.
Plötzlich legte Jenny ihren Burger auf den Tisch und wurde auf einmal ernst. „Manchmal vermisse ich dich immer noch...“, sagte sie leise. Yanko wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab und schluckte. Er schaute kurz aus dem Fenster, dann wieder zu Jenny. Da stand sie langsam auf und ging
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