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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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beide vor die Tür. „Vielleicht solltest du deine Kinder suchen!? Sie brauchen dich und du sie auch! Und ruf diesen Hugh an! Du musst einfach versuchen nichts mehr wegzudrängen aus Angst vor dem Schmerz... Der kann nämlich nur gehen, wenn du dich ihm stellst!“, sagte Tyron liebevoll und vorsichtig. „Ich weiß... Ja... Ich versuch’s... Danke, Tyron!“
    Sie umarmten sich und Tyron drückte Yanko fest an sich und hätte ihn am liebsten in dieser Nacht gar nicht mehr losgelassen. Dann ließ er ihn schweren Herzens allein auf der Veranda zurück und kämpfte den ganzen Heimweg lang mit seinem Gewissen. Doch irgendwie spürte er, dass Yanko jetzt allein sein musste.
    Später wälzte sich Yanko schlaflos hin und her. Fiel er doch einmal in den Schlaf träumte er wild durcheinander und wachte kurze Zeit später wieder schweißgebadet auf.Am nächsten Morgen telefonierte er mit Hugh, und der versprach, sich darum zu kümmern und die nötigen Informationen zu beschaffen.
    In den darauf folgenden Tagen lief Yanko oft unruhig und nervös im Sommerhaus auf und ab. Das Einzige, was ihn in dieser Zeit beruhigen konnte, waren die Joints, die er sich gleich massenweise reinzog. Wenn er mit Ron in der Stadt war, vertrieb er sich die Zeit in verruchten Untergrundbars und pumpte sich mit Opium voll. Oft kam er danach total vollgedröhnt in Rons Pub. Ron sperrte ihn dann allerdings sofort in den Jeep und ließ ihn einfach dort sitzen, bis er fertig war mit der Arbeit. Yanko war es vollkommen egal wo er wartete, er genoss dann einfach nur die Ruhe in seinem Kopf.
    Wie jeden Tag in letzter Zeit saß Yanko eines Abends schlecht gelaunt mit Ron beim Essen und stocherte lustlos darin herum. Schließlich schob er den Teller weg, stand auf und ging wortlos hinaus.
    Ron war von seinem Verhalten in der letzten Zeit sowieso schon mehr als genervt und warf ihm einen dementsprechenden Blick hinterher. Aber dann packte ihn plötzlich die Wut, und er folgte Yanko auf die Veranda. Als er hinaustrat, lehnte Yanko, wie üblich über dem Geländer und rauchte. Ron zügelte seine Wut etwas, denn er wusste zu gut, dass er eher auf Granit stoßen würde, als irgendein vernünftiges Gespräch führen zu können, wenn er ihn jetzt wütend anfahren würde.
    „Yanko, tut mir leid, aber du bist gerade ein ziemlicher Kotzbrocken!“, rutschte es ihm dann aber doch direkter heraus, als er es eben noch vorhatte. „Ich kann nichts dafür! Ich habe es satt, dir ständig alles aus der Nase ziehen zu müssen! Ich weiß, dass du eine schwere Zeit durchmachst,aber lass es nicht ständig an mir aus! Wenn dich alles hier so ankotzt, dann... dann frag ich mich, was du hier noch willst! Du bist dauernd bekifft oder mit diesem Scheiß Opium vollgepumpt!” Ron spürte die angestaute Wut unaufhaltsam in seinem Hals hochsteigen, bis sie sich in seine Stimmbänder bohrte, und er ihn schließlich doch anschrie. „Was hab’ ich dir getan, dass du mich behandelst, als wäre ich Luft, oder ein Stück Scheiße? Hä? Sag’s mir! Na los!”
    Was Ron am meisten hasste war, wenn er keine Antwort bekam. Und genau das, was er befürchtet hatte, trat ein. Yanko rauchte fast unbeeindruckt weiter. Was war nur mit ihm los? Warum konnte er einem nicht normal antworten, einfach so. Nein, er schwieg und schwieg. Sollte er halt an seinem Scheiß ersticken! Ron wollte sich gerade umdrehen, da vernahm er leise: „Es tut mir leid... Du kannst auch nichts dafür... Es hat nichts mit dir zu tun... Vielleicht sollte ich für eine Weile nach Sheddy... Allein sein... Ich hab’ momentan keine Kraft für jemand anderen.” Yanko drehte sich um, ging wieder hinein und ließ Ron einfach stehen. Ron schaute ihm achselzuckend hinterher und ging dann leise vor sich hin fluchend auch wieder ins Haus.
    Da sah er, zu seiner Verwunderung, dass Yanko angefangen hatte den Tisch abzuräumen. Ron schaute ihm eine Weile zu, konnte aber seinen Ärger heute irgendwie nicht bezwingen. Schließlich trat er zu ihm. Yanko hatte gerade beide Hände voll mit Geschirr, doch das kümmerte Ron nicht. Er packte ihn so heftig am Kragen, dass einer der Teller, die Yanko gestapelt hatte, herunterfiel und fauchte ihn an: „Verdammt nochmal! Wann kapierst du es endlich! Du musst nicht abhauen, wenn es dir nicht gut geht! Darum geht es doch gar nicht! Und ich habe auch nichts dagegen, wenn du dich mal irgendwie ablenken willst und dir irgendeinen Scheiß reinziehst. Aber das, was gerade abläuft ist mir echt zu arg!

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