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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Gedanken wäre sie beinahe erstickt.
    »Fitch hat mir einen Handel vorgeschlagen«, setzte sie von neuem an. Aber so ging es auch nicht. »Man hat mir diese Aufgabe zugeteilt…« Dritter vergeblicher Versuch.
    »NG… ich weiß nicht, ob du eine Ahnung hast… Verdammt, ich bin keine Handelsschifferin, du verstehst?«
    Das Wort
Miliz
lag ihr auf der Zunge, die letzte verzweifelte Lüge. Aber sie sprach es nicht aus. Man kann einen Mann vielleicht einmal zum Narren halten, nicht zweimal. Nicht, wenn man er einem jemals verzeihen soll.
    »… Ich war bei Mazian.«
    Sie wartete auf einen Hinweis, wie sie jetzt weitermachen solle, und er reagierte nicht. Er hatte diesen glasigen, verängstigten Blick.
    Sie sagte: »Ich wollte dich wirklich nicht belügen, ich wollte dir einfach nicht aufbürden, woher ich komme. Wahrscheinlich bist du der erste auf diesem Schiff, der mir die Haut abziehen will, und das mit gutem Grund…«
    Vielleicht war er fortgegangen, war wieder da draußen. Vielleicht hörte er nicht einmal mehr zu. Er sah nicht böse aus, nur wie erstarrt.
    Bet berührte seine Hand. Sie war kalt und hart wie die Arbeitsfläche, auf der sie ruhte. »Ich wollte, daß du es weißt«, sagte sie. »Sonst habe ich dich nie belegen, ich habe nie etwas getan, von dem ich dachte, es könne dir weh tun. Ich würde es auch nie tun, hörst du?« Sie schüttelte seinen Arm. »NG, hörst du mich?«
    Vielleicht hörte er sie, vielleicht auch nicht. Er zog seine Hand weg und drehte den Kopf zur Seite.
    Sie hätte auch den Namen ihres Schiffes nennen können. Ihr ganzes Leben als Erwachsene war sie stolz darauf gewesen.
    Aber die
Afrika
war bei den Handelsschiffern berüchtigt. Das hatte sie auf den Docks von Pell erfahren. Und vielleicht brauchte er das noch nicht zu wissen, vielleicht würde er es lieber nicht wissen.
    NG sprach kein Wort, er sah eine Sekunde lang ins Leere, dann entdeckte er die Tafel in seiner linken Hand und studierte sie, als könne er dort eine Antwort finden.
    Das war ebenso logisch wie alles andere. Manche Dinge müssen eine Weile herumklappern, bevor man mit dem Denken auch nur anfangen kann.
    Bet sagte sich, das beste werde es sein, wenn sie jetzt leise hinausginge und ihn alleinließe, damit die Sache sich setzte, wie sie sich überhaupt setzen konnte. Merrill würde kommen, Merrill und Parker würden beide hier unten arbeiten, er würde nicht allein sein, Gott sei Dank.
    Aber als sie gehen wollte, faßte er ihren Arm. Sie blieb stehen, sie hätte ihn so gern umarmt – aber seine Haltung ließ das nicht geraten erscheinen, er legte ihr nur die Hand auf die Schulter und sagte leise: »Ich hasse dich nicht, Bet…«
    Er hätte genausogut hinzufügen können: »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich darüber hinaus jemals etwas werde sagen können.«
    Er ließ sie gehen. An der Tür sah sie zu ihm zurück. Sie fragte, weil sie ihn nicht in all dieser Stille verlassen wollte: »Ist Merrill da? Fitch wollte ihn rufen.«
    »Fitch sagte, es gebe Arbeit in der Werkstatt, und wir müßten vierundzwanzig Stunden Dienst tun.«
    Bet nickte. Das war für NG eine Chance, sich zivilisiert zu benehmen, seine Arbeit zu tun, die persönlir chen Dinge beiseitezuschieben, bis der Verstand damit fertig wurde. Für sie war es so etwas wie eine Erleichterung.
    »Was ist da draußen los?« erkundigte er sich. »Ich weiß es nicht«, antwortete Bet. »Sie haben diese kaputten Raumpanzer, sie haben irgendein verdammtes Problem, und sie meinen, daß sie die Panzer dazu brauchen, ganz schnell – sagt Fitch. Nicht alles, was Fitch sagt, ergibt Sinn.«
    Hörst du überhaupt zu, Mann? »Jedenfalls sagt er, wir hätten Schwierigkeiten mit der Station, und im Augenblick seien nur sechs Mann an Bord, alle anderen hätten Urlaub. Ich habe das scheußliche Gefühl, es ist kein Zufall, wer an Bord ist.« Sein Gesicht hatte wieder diesen verängstigten Ausdruck.
    »Tu, was Fitch sagt«, riet Bet ihm. Das Adrenalin flaute ab.
    Sie bekam das Zittern, ihr Magen war krank. »Ich muß gehen.
    Fitch hat mir fünf Minuten für hier unten genehmigt. Ich muß zurück. Sieh zu, daß du keinen Ärger kriegst. Ich
brauche
dich, verstehst du mich? Um Gottes willen, ich brauche dich.«
    »Was für einen
Handel?«
Plötzlich bekam er Wörter heraus.
    Er hatte also doch alles mitbekommen, deutlicher, als sie gedacht hatte. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Sie wollte schon lügen…
    Noch rechtzeitig fiel ihr ein, was sie eben über Lügen gesagt

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