Yeager
Schulden, wenn ihr die Mallory-Leute zum Schluß den Hals retteten. Sie stellte sich vor, wie Teo den Kopf schüttelte über das, was sie tat, doch Teo würde sagen: Ach was, Bet, Tote zählen nicht.
Und Teo würde es ihr nicht verübeln.
Sie drehte sich auf den Bauch und versuchte, nicht zu denken, Punkt, versuchte, wegzusacken, nichts zu sein, nirgendwo zu sein, wie sie es gemacht hatten, wenn der Druck gleich ansteigen und die Geschosse losfliegen würden und man ein einfacher Soldat im Zwischendeck eines Truppentransporters war.
Man ließ es einfach über sich ergehen. Sollten die Spezialisten dafür sorgen, daß das Schiff nicht getroffen wurde.
Verdammt richtig.
Vierter Tag. Bet stand auf, stolperte durch die Unordnung in der Wohnung und schaltete an Rittermans Schirm den Nachrichtenkanal ein, um zu sehen, für wann der Bordruf festgesetzt war. Haupttag 21.00, hieß es. Tanks zu 97 % gefüllt.
Gott sei Dank, Gott sei Dank. Die
Mary Gold
war da, die
Mary Gold
war während der Nacht im Thule-System angekommen, und der Schirm teilte mit: Keine Veränderung. Das bedeutete, die
Mary Gold
näherte sich langsam, trödelte herum, und wahrscheinlich war ihre Crew verflucht wütend und verzweifelt. Die Leute hatten mit einer schnellen Weiterfahrt gerechnet und mußten sich jetzt mit einer Verspätung von Wochen abfinden – während die Bewohner der Station von Bryants Stern, dem nächsten Haltepunkt auf der Route der
Mary Gold
, wichtige Versorgungsgüter einen Monat zu spät bekommen würden, ebenso wie alle anderen in den nächsten Häfen. Eine kleine Abweichung vom Fahrplan an einem Ort wie Pell, einer großen, modernen Station, das war nichts. Aber hier…
Die Frage war, aus welchem Grund die
Loki
Vorrang hatte, ob sie einfach von ihrem Recht Gebrauch machte und sich einen Dreck um die Stationen und die entstehenden Schwierigkeiten kümmerte oder ob sie etwas Dringendes vorhatte.
Und Dringlichkeit bedeutete bei dieser Art von Schiff…
Bet dachte an die
Afrika,
sie dachte an die Möglichkeit, daß sie sich bei einem Feuergefecht auf der falschen Seite wiederfinden würde.
Daß sie zusammen mit einem Spuk zur Hölle fuhr, das würde passieren. Hinbefördert von ihrem eigenen Schiff, ihren eigenen alten Schiffskameraden.
Sie schob Gedanken dieser Art beiseite, sie frühstückte ihre Chips, sie saß da und las, und sie sah nach, welche Botschaften im Computer waren.
Werbung, nichts als Werbung, wie immer. Kein einziger Anruf für Ritterman, in der ganzen Zeit, die sie hier war, nichts als diese überfälligen Bänder.
Ein beliebter Mann.
Endlich machte Bet sich ernsthaft ans Packen. Sie hatte es hinausgeschoben, wie sie Dinge, die sie sich zu sehr wünschte, immer hinausschob. Sie verputzte einen weiteren Beutel Chips, sie duschte, sie schnitt ihr Haar nach, und dann suchte sie ihre persönlichen Habseligkeiten zusammen, das Letzte, das Allerletzte, was in den Matchsack kommen sollte.
Der Türsummer ertönte.
Bet erstarrte. Sie stand da im Bad und atmete noch, mehr aber auch nicht, und hatte Angst, es sei jemand mit einem Schlüssel.
Und wenn, ja, dann konnte Rico bezeugen, daß sie mit Ritterman zusammen gewesen war. Sie hatte die Wohnung aufgesucht, als es feststand, daß sie Thule verlassen würde – sie hatte ihr Zeug hier untergestellt, sie hatte Ritterman seit Tagen nicht mehr gesehen, nie danach gefragt, wo er steckte, er hatte immer gesagt, komm einfach herein…
Es wurde ein zweitesmal auf den Türsummer gedrückt.
Ein drittesmal.
Aber wer das auch war, er ging weg.
Bet stieß den angehaltenen Atem aus. Und brachte ihren kleinen Beutel mit persönlichen Dingen ins Wohnzimmer, packte fertig. Wieviel Uhr war es?
15.27.
Das Telefon piepte.
Gott. Von neuem hielt Bet den Atem an, bis der Anrufer aufgab.
Sie stand da, wußte nicht, wie sie gehen sollte, wohin sie gehen sollte, nur
schnell
mußte sie gehen, schnell und zielbewußt, und wenn jemand draußen im Flur oder unten am Aufzug wartete und aufpaßte, wer herauskam…
O Gott, sie hatte im Stellenvermittlungsbüro Ricos Bar als Adresse angegeben.
Wenn irgendwelche Leute in Ricos Bar nach ihr gefragt hatten, wenn Rico ihnen erzählt hatte, eine Frau mit einem blaugeschlagenen Auge sei mit Ritterman weggegangen, wollte man möglicherweise
sie,
nicht Ritterman finden…
Und Ritterman würden sie bestimmt finden, sobald sie einmal in der Wohnung waren.
Bet sah in ihren Taschen nach, ob sie die Karte auch sicher verwahrt hatte, nahm den
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