Yeager
ringaufwärts war gerade auf dem Weg zur Leiter am Fuß des Bettes vorbeigekommen. Es war nicht ganz ausgeschlossen, daß es jemand anders gewesen war, aber so, wie Bet es sich zurechtlegte, war es mit der größten Wahrscheinlichkeit Mel Jason gewesen.
Sie setzte also Mel Jason auf ihre vorläufige Schwarze Liste, nahm sich aber vor, sich nicht zu sehr darüber zu ärgern. Alles in allem war die Unterbringung auf diesem Schiff ordentlich, da waren die Sichtschutzschirme und all das, man hatte es schön luftig und war trotzdem sicher, denn das Netz verhinderte, daß man bei einem plötzlichen Manöver auf die Leute unten flog.
Am schönsten war es in Bets Augen, daß man ein Bett ganz für sich und darunter Stauraum für seine sämtlichen Habseligkeiten hatte. Die Besatzung des Schiffes machte nicht die Hälfte dessen aus, was die Unterkunft fassen konnte, und man brauchte die Kojen nicht mit den Haupttagsleuten zu teilen.
Da sie sah, wie sauber alles war und welche Gewohnheiten hier herrschten, nahm sie es Jason nicht sehr übel, falls es Jason gewesen war, die sich beschwert hatte, auch wenn Jason ein bißchen schnell am Drücker gewesen war. Auf der
Afrika
hatte es ebenfalls Richtlinien gegeben, so eng es an Bord gewesen war, und wie hätte sie geschimpft, wenn sie eine Neue dabei erwischt hätte, daß sie die Hygiene-Vorschriften brach!
Das Leben hatte sie einfach ein bißchen bereiter gemacht, anderen einen Freiraum zu lassen, das entdeckte sie an sich selbst.
Deshalb war sie freundlich zu Jason, ging um den Sichtschirm und sagte: »Tut mir leid wegen gestern abend. Dafür gibt es keine Entschuldigung, aber es ist keine Gewohnheit von mir.«
Jason sah von ihrer Näharbeit auf, biß einen Faden ab und nickte einmal und entschieden. Das war alles an Kommentar, was Jason abgeben würde, sie fragte Bet nicht einmal, wie sie das zu verstehen habe, und es war alles an Antwort, was Bet im Augenblick von Jason hören wollte. Mit der Zeit würde sich herausstellen, woran sie mit ihr war, sagte sich Bet, und ging zum Abendessen hinunter.
NG war da. NG hatte kaum mehr als einen Blick für sie, und sie ging nicht an freien Plätzen vorüber, um sich zu ihm zu setzen. Denn sie dachte daran, daß er ihr geraten hatte, sich in der Öffentlichkeit von ihm fernzuhalten, und er mochte gute Gründe haben, daß er kein Aufsehen wünschte. Also nahm Bet sich den ersten freien Platz auf der Bank und widmete all ihre Aufmerksamkeit dem Essen. NG ging: Bet wußte nicht, wohin.
Aber später, als sich viele von der Mannschaft in der abgedunkelten Unterkunft versammelten, wo ein sehr müder Vorkriegsfilm lief, und Bet mit gekreuzten Armen ganz hinten stand und dachte, sie müsse das Ding mindestens zwanzigmal gesehen haben, stellte sich ein Mann dicht neben sie.
Der Mann berührte ihre Schulter, nickte zur Tür hin und fragte: »Yeager?«
Es war nicht NG. Das hatte sie zuerst geglaubt.
Aber es war ein Annäherungsversuch, sie kannte die Spielregeln. Sein Name sei Gabe, sagte er, und er hätte sie gern zu einem Bier eingeladen. Er war höflich und interessiert, und er wollte sich mit ihr zusammensetzen und sich eine Weile unterhalten, und für den Rest der Nacht hatte er Absichten, die man sich unschwer denken konnte.
Bet war nicht besonders begeistert über die Einladung, sie hatte nach NG Ausschau gehalten und gehofft, mit ihm Signale austauschen zu können. Aber falls NG sich in der Unterkunft befand, konnte sie ihn nicht entdecken, und wenn er anderswohin gegangen war, stand fest, daß er ihr nicht signalisiert hatte, sie solle mitkommen. So fand sie nicht sofort eine Ausrede, sie trank das Bier, sie trank ein zweites, und Gabe – der Name auf seiner Tasche lautete McKenzie – stellte ihr Fragen, auf die sie mit den üblichen Lügen antwortete: Handelsschifferin, die bei den Kämpfen um Pan-paris von ihrem Schiff getrennt worden und zu ihrer Verzweiflung auf Thule gestrandet sei – und was war mit ihm?
McKenzie war voller Mitgefühl. McKenzie erzählte, er sei seit zehn Jahren auf der
Loki,
McKenzie war offensichtlich mehr daran interessiert, zum Zug zu kommen, als detaillierte Fragen zu beantworten. Dann kamen zwei Männer von ringabwärts heraufgewandert, Freunde von McKenzie, die sich die Neue ansehen und sie ein bißchen aufziehen wollten, sie aus der Fassung bringen, wenn sie konnten, ihren Spaß haben, wenn sie das nicht konnten. Die beiden – Park und Figi – waren in Ordnung, dachte Bet. Sie setzten sich nicht
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