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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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in der Luft, dass es ein Leichtes für die Sandseeds wäre, mir den Hals zuzudrücken, und es gibt nichts, was du oder ich dagegen ausrichten könnten.“
    „Dann komm mit uns.“
    „Und was ist mit Tula oder dem nächsten Opfer des Mörders? Ich muss es versuchen.“
    „Aber das Risiko …“
    „Das ganze Leben ist ein Risiko“, entgegnete ich scharf. „Jede Entscheidung, jede Handlung, jeder Schritt. Jedes Mal, wenn du morgens aus dem Bett steigst, gehst du ein Risiko ein. Überleben bedeutet, dieses Risiko in Kauf zu nehmen und nicht aufzustehen in dem Irrglauben, rundum und in jeder Lage sicher zu sein.“
    „Deine Ansicht über das Leben klingt aber nicht gerade beruhigend.“
    „Das soll sie auch nicht.“ Ehe Cahil eine philosophische Diskussion vom Zaun brechen konnte, scheuchte ich ihn weg. „Mach voran, ehe Irys wieder die Geduld mit dir verliert.“ Ich fuhr mit der Hand durch die Luft, wie Irys es getan hatte.
    Er packte mich beim Handgelenk. „Lass das sein.“ Er hielt meine Hand einige Sekunden lang fest. „Wenn die Sandseeds dir etwas antun, dann werden sie meine Blutrache kennenlernen. Sei vorsichtig.“
    Ich entzog ihm meine Hand. „Bin ich immer.“
    Während ich Irys und Cahil wegreiten sah, ließ mir der beunruhigende Gedanke, dass ich die Sandseeds vor den Kopf stoßen könnte, keine Ruhe. Im Geiste ließ ich mir noch einmal Irys’ Ratschläge durch den Kopf gehen, wie man den Clan-Ältesten gegenübertreten musste. Ein wenig verzagt sah ich mich um und fragte mich, wie ich am besten anfangen sollte.
    Die Sandseeds arbeiteten ruhig und konzentriert in ihrer Siedlung auf Zeit. Der Geruch von gebratenem Fleisch stieg mir in die Nase, und auf einmal verspürte ich Hunger. Seit unserem Abendessen am Tag zuvor hatte ich nichts mehr zu mir genommen. Ich legte meinen Rucksack neben Kikis Sattel und suchte nach etwas Essbarem. Leider war es keine gute Idee, mich hinzusetzen, denn sofort spürte ich meine Erschöpfung. Noch einmal ließ ich mir meine zurückgewonnenen Erinnerungen an meine Kindheit durch den Kopf gehen und versuchte, einige von ihnen erneut zu erleben. Ich benutzte den Sattel als Kissen, streckte mich auf dem Gras aus und machte mir nicht einmal die Mühe, meinen Umhang auszubreiten. Merkwürdig, dass ich mich hier so sicher fühlte.
    Vor meinen Albträumen war ich allerdings nicht sicher. Gejagt von unzähligen sich windenden Schlangen, stolperte ich durch den Dschungel. Sie wickelten sich um meine Knöchel und zerrten mich zu Boden. Als ich mich nicht mehr rühren konnte, hieben sie ihre Fänge, aus denen Curare spritzte, tief in mein Fleisch. „Komm mit uns“, zischten die Schlangen.
    „Cousine?“, fragte eine schüchterne Stimme.
    Mit einem lauten Schrei fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Eine zierliche Frau mit großen Augen wich erschrocken zurück. Gelbe Strähnen durchzogen ihr braunes Haar, das mit einem Lederband im Nacken zusammengebunden war. Der weiße Stoff ihres Kleides war mit Flecken übersät.
    „Die Ältesten wollen dich jetzt empfangen.“
    Ich blickte zum Himmel. Dichte Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. „Wie lange habe ich geschlafen?“
    Die Frau lächelte. „Den ganzen Tag. Komm mit mir.“
    Ich warf einen Blick auf meinen Streitkolben. Ihn mitzunehmen wäre eine Beleidigung gewesen, aber ich hätte ihn trotzdem gerne bei mir gehabt. Zögernd ließ ich ihn auf dem Boden liegen und folgte der Frau. Unzählige Fragen schwirrten mir durch den Kopf, während wir an den Zelten vorbeigingen, und ich musste mir auf die Lippen beißen, um sie nicht zu stellen. Warte, warte, dachte ich und bekämpfte meine Ungeduld. Leider gehörte Diplomatie zu den Dingen, die ich noch lernen musste.
    Vor dem größten Zelt blieb die Frau stehen. Das weiße Leinen war über und über mit Tierfiguren bemalt. Sie zog eine Plane zurück und bedeutete mir, einzutreten. Ich tat wie geheißen und wartete, bis sich meine Augen an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten.
    „Du darfst nähertreten“, sagte eine männliche Stimme von der anderen Seite des Zelts.
    Verstohlen betrachtete ich die Inneneinrichtung, während ich nach hinten durchging. Dunkel- und hellbraune Teppiche mit komplizierten geometrischen Mustern bedeckten den Boden des Rundzelts. Zur Linken lagen einige Matratzen und farbenfrohe Kissen. Größere Kissen waren um einen niedrigen Tisch auf der rechten Seite gruppiert, und von der Decke hingen Kerzenleuchter mit langen roten Quasten.
    Auf einer

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