Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
fühlten sich meine Arme wie Gummi an. Unwillkürlich musste ich schmunzeln, als ich mir über meine vertrackte Situation klar wurde, während ich mich am Seil hochhangelte. Nun benutzte ich die Baumkronen schon zum dritten Mal als Fluchtweg, und das Klettern war für mich beinahe schon zur Routine geworden. Von ferne schallten die Rufe wütender Männer an mein Ohr und trieben mich zur Eile.
    In der Krone angekommen, rollte ich mein Seil auf und kletterte zur besseren Tarnung auf einen noch höheren Ast. Dort wickelte ich Ferns grünes Tuch um meinen Körper und lehnte mich gegen den Stamm, die Knie eng an die Brust gedrückt. Durch eine Lücke im Laub konnte ich nach unten schauen. Ich richtete mich auf ein langes Warten ein. Hoffentlich kam ich bald wieder zu Kräften.
    Ein Geräusch ließ mich aufschrecken, und ich stellte mir vor, was in Cahils Lager vor sich ging. Die Vorwürfe, die die Wächter über sich ergehen lassen mussten, weil sie während der Wache eingeschlafen waren; die Entdeckung, dass mein Rucksack und sein Inhalt verschwunden waren. Cahil sollte das zu denken geben. Er war mir wehrlos ausgeliefert gewesen – und trotzdem hatte ich ihn am Leben gelassen.
    Der Baum, in dessen Spitze ich mich versteckt hatte, stand näher am Lager, als mir lieb war. Schon bald kamen Männer in Sicht, die mit gezücktem Schwert nach mir suchten. Ich erstarrte in meinem grünen Kokon.
    Goel führte die Männer an. Er beugte sich zu einem Busch hinunter, und dann rief er: „Hier entlang. Sie kann noch nicht weit sein. Die abgebrochenen Blätter sind noch klebrig.“
    Sturzbäche von Schweiß rannen über meine Haut. Goel war ein ausgezeichneter Spurenleser. Langsam bewegte ich meine Hand abwärts und fand den Schlitz in meiner Hose. Mein Schnappmesser hatten sie nicht entdeckt. Als ich den glatten Holzgriff umklammerte, fühlte ich mich gleich ein wenig besser.
    Vor meinem Baum blieb Goel stehen. Ich verlagerte mein Gewicht nach vorn, kauerte auf dem Ast und bereitete mich darauf vor, zu fliehen, falls es nötig wurde.
    Aufmerksam untersuchte Goel den Boden rund um den Stamm. Sein Blick wanderte nach oben in die Äste. Eiskalt lief es mir über den Rücken, und ich hielt den Atem an. Ich hatte einen schweren Fehler begangen.
    Ein hämisches Grinsen verzerrte Goels Lippen. „Erwischt!“

7. KAPITEL
    I ch riss mir die grüne Tarnung vom Rücken und schüttelte den Stoff wie ein Bettlaken aus. „Da ist sie!“, schrie einer von Goels Männern und zeigte zu mir hinauf. Ich ließ das Tuch auf die Männer hinunterflattern. Sobald der Stoff ihnen die Sicht nahm, schwang ich mich durch die Baumkronen und sprang mit neu gewonnener Energie höher und weiter von Ast zu Ast, um Goel und seinen Männern so schnell wie möglich zu entkommen.
    „He!“, brüllte jemand von unten.
    „Haltet sie!“
    In der Hoffnung, dass Goel mich im dichten Laub nicht würde entdecken können, eilte ich weiter. Dummerweise hatte ich vergessen, dass Cahil meinen Rucksack durchsucht hatte. Demnach wusste er, dass ich einen Haken und ein Seil bei mir hatte. Mit einem Spurenleser, der sich in seinem Metier bestens auskannte, würden sie nicht lange brauchen, um mich hier zu finden.
    Von unten folgten mir Flüche und Schreie. Ich konzentrierte mich ganz auf meine Flucht und hielt Ausschau nach Ästen, die mein Gewicht halten würden. Erst nach einer Weile wurde mir bewusst, dass ich ziemlich laut war. Goel und seine Leute brauchten nur auf das Rascheln der Blätter und das Knacken der Äste zu lauschen, um auf meiner Fährte zu bleiben. Und dann konnten sie in aller Ruhe warten, bis ich hinunterfiel oder zu erschöpft zum Weiterlaufen war.
    Allmählich wurde ich langsamer. Es strengte mich an, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Jetzt konnte ich auch die Männer auf dem Waldboden hören. Sie riefen einander meinen Standort zu und kamen immer näher. Bald würden sie mich eingekesselt haben.
    „Gib auf“, befahl eine Stimme genau unter mir.
    Ich erstarrte vor Schreck.
    „Sie ist stehen geblieben.“
    Ich kletterte aber weiter. Je leiser ich mich vorwärtsbewegte, umso langsamer wurde ich. Es war ziemlich nervenaufreibend.
    „Wir haben dich“, rief Goel. „Wenn du jetzt runterkommst, tu ich dir auch nur ein bisschen weh.“
    Ich verkniff mir eine sarkastische Bemerkung über sein großzügiges Angebot. Stattdessen setzte ich meinen Weg durch die Baumkronen fort. Die Männer schwiegen jetzt, sodass ich bald nicht mehr wusste, wo sie sich

Weitere Kostenlose Bücher