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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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befanden. Auf einem höher gelegenen Ast machte ich eine Pause, um nach ihnen Ausschau zu halten, sah aber nur ein Meer von grünen Blättern unter mir.
    Unvermittelt meldete sich meine Fantasie zu Wort. Ich fühlte mich wie in einer Falle. Mein Gesicht wurde ganz heiß, weil ich fest davon überzeugt war, dass Goel mich mit seinen Blicken durchbohrte. Panik stieg in mir auf, bis ich mich an den Ratschlag erinnerte, den Irys mir im Dschungel gegeben hatte – suche mit dem Geist, nicht mit deinen Augen. Der Gebrauch meiner magischen Fähigkeiten war mir eben noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.
    Ich holte tief Luft, nahm meinen Streitkolben zur Hand, konzentrierte mich auf das glatte Holz an meinen Fingern und ließ mein Bewusstsein tief hinunter bis auf den Waldboden schweifen.
    Die Männer hatten sich verteilt. Sie durchsuchten ein weitläufiges Gelände, das rechts von mir lag. Goel fand ich dort unten nicht. Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich, während ich mich durch die Baumspitzen vorantastete. Goel war in die Kronen geklettert. Er folgte der Spur, die ich in meiner Eile hinterlassen hatte. In seinem Kopf wälzte er schwarze Gedanken, die alle mit Schmerzen und Qualen zu tun hatten.
    Als er die Stelle erreichte, von wo aus ich mit größerer Vorsicht weitergelaufen war, wartete ich. Er zögerte eine Sekunde lang – und entdeckte prompt einen weiteren Hinweis, der ihn wieder auf meine Spur führte.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis er mich finden würde. Ich dachte daran, meine magischen Kräfte einzusetzen, um ihn von meiner Fährte abzulenken. Konnte ich ihn einschläfern? Möglich, aber irgendwann würde Goel aufwachen und mich ausfindig machen. Ich könnte versuchen, ihn vergessen zu lassen, nach wem er suchte, aber zu diesem Zweck würde ich sehr tief in sein Bewusstsein eindringen müssen, und diese Anstrengung würde aufzehren, was mir an Kräften noch geblieben war.
    Denk nach! Ich musste Goel außer Gefecht setzen. Wenn Cahil keinen anderen Fährtenleser hatte, würde es mir viel leichterfallen, unentdeckt zu entkommen. Ein Plan nahm in meinem Kopf Gestalt an. Ich steckte den Streitkolben zurück in die Halterung an meinem Rucksack.
    Ohne den Kontakt zu Goels Gedanken zu unterbrechen, wurde ich schneller, wobei ich nicht von meinem Kurs abwich und bewusst darauf achtete, eine Fährte zu hinterlassen. Als ich eine kleine Lichtung im Wald erreichte, sprang ich aus den Ästen und landete mit einem harten Satz auf dem Boden. Ich überquerte die Lichtung und stapfte auf der anderen Seite ins Unterholz hinein. Die Stiefelspuren, die ich hinterließ, waren unübersehbar.
    Jetzt begann der schwierige Teil. Auf demselben Weg ging ich zurück zu dem Baum, von dem ich gesprungen war. Da der Haken Einkerbungen hinterlassen würde, benutzte ich ihn, um das Seil über einen Ast zu schleudern, und hangelte mich hoch. Ich hoffte, dass der Abrieb am Ast es so aussehen ließ, als ob ich von dieser Stelle aus auf die Lichtung hinuntergesprungen wäre, anstatt hochzuklettern. Danach wickelte ich das Seil zusammen und schlang es mir über Schulter und Oberkörper, damit meine Hände frei waren.
    Goel war nun nahe genug, um mich hören zu können. Ich stöhnte leise auf, als hätte ich mich beim Absprung verletzt. Mit äußerster Vorsicht kletterte ich höher in den Baum. Goel kam in Sicht. Regungslos blieb ich stehen.
    Er untersuchte den Ast, von dem aus ich auf die Lichtung gesprungen war. Dann beugte er sich nach vorn und inspizierte aufmerksam den Waldboden.
    „Meine Beute ist also wieder auf die Erde zurückgekommen“, murmelte Goel zu sich.
    Er schwang sich hinunter und hockte sich neben meine Spuren. Seine Gedanken kreisten bereits um das Vergnügen, das ihm meine Folter bereiten würde. Schlaf, flüsterte ich in seine Gedanken. Schlaf. Aber er war hellwach, und meine Aufforderung weckte sofort sein Misstrauen. Er richtete sich auf und ließ seinen Blick über die Lichtung wandern.
    Verflixt. Das hatte nicht funktioniert. Schau nicht nach oben, flüsterte ich ihm ein, während ich auf einen tiefer liegenden Ast hinabstieg. Die Blätter raschelten, aber Goel bemerkte es nicht. Ich holte mein Schnappmesser heraus, schnitt ein etwa ein Meter langes Stück von meinem Seil ab und wickelte die Enden um meine Handgelenke, während Goel sich umdrehte, um meine Spuren zu untersuchen.
    Mit einem Satz landete ich hinter seinem Rücken. Ehe er sich bewegen konnte, schlang ich ihm das Seil um den Hals und

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