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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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begeben hatte, nach Hause zurückgekehrt.
    Ich gab Marrok den Schlüssel für die Handfesseln und beschrieb ihm, wo er Goel und seine Habseligkeiten finden konnte. Der Captain zog los, um ihn zu befreien, und der Rest der Mannschaft begann, das Lager abzubauen. Dabei ließen sie mich die ganze Zeit nicht aus den Augen. Alle musterten mich misstrauisch, und ihre Blicke wurden noch feindlicher, als die Männer den Schlitz in der Zeltwand entdeckten.
    Während wir auf die Rückkehr des Captains und Goels warteten, sortierte ich den Inhalt meines Rucksacks. Ich kämmte mein Haar und flocht es zu einem Zopf, den ich zu einem Knoten zusammenband und mit meinen Pickeln hochsteckte. Es konnte nichts schaden, auf jede Situation vorbereitet zu sein. Cahil glaubte mir wohl, dass ich keine Schwierigkeiten machte, aber er hielt mich immer noch für eine Spionin aus dem Norden.
    Kurz darauf kam Goel mit Marrok und Leif zurück. Leif zu sehen überraschte mich – im Gegensatz zum mordlüsternen Ausdruck in Goels Miene. Auf seinen Wangen zeichneten sich tiefe rote Striemen ab, die die Bänder des Knebels in seine Haut geschnitten hatten. Sein Haar war verfilzt und seine Kleidung schmutzig. Auf seiner Hose waren feuchte Flecken, und seine Haut war übersät mit zahllosen Moskitostichen. Als er mich sah, griff er sofort nach seinem Schwert und wollte sich auf mich stürzen.
    Captain Marrok hielt ihn zurück und zeigte wortlos auf eine Matratze, die noch auf der Erde lag. Mürrisch steckte Goel sein Schwert in die Scheide und ging zu der Matratze, während er mir einen hasserfüllten Blick zuwarf.
    Erleichtert atmete ich auf. Kaum war das Lager abgebaut, bestieg Cahil sein Pferd und führte uns auf den Waldweg. Ich wich Marrok nicht von der Seite für den Fall, dass Goel sein Versprechen erneut vergaß.
    Dar Captain grinste mir zu und sagte: „Pass jetzt mal auf.“
    Cahil schnalzte mit der Zunge und gab seinem Pferd die Sporen. Das Tier setzte sich in Bewegung, und die Männer liefen hinterher.
    „Sieh zu, dass du nicht zurückbleibst“, riet Marrok.
    Seit den Trainingsstunden mit Ari und Janco war ich zwar kaum noch gelaufen, aber auf meinem Weg in den Süden hatte ich ein paarmal Gelegenheit zum Trainieren gefunden. Jetzt passte ich mich Marroks Tempo an und fragte: „Warum lässt er euch rennen?“
    „Das macht uns fit für den Kampf.“
    Gern hätte ich noch mehr gefragt, aber ich ersparte mir die Worte und konzentrierte mich lieber darauf, nicht hinter Marrok zurückzubleiben. Auf dem Weg zu unserem nächsten Lagerplatz ließen meine Kräfte zusehends nach, sodass alles, was ich von meiner Umgebung wahrnahm, sich auf einen kleinen Teil von Captain Marroks Rückenansicht beschränkte. Mein Training war alles andere als ausreichend gewesen. Kaum hatten wir unser Ziel erreicht, sog ich keuchend die Luft in meine Lungen. Auch Leif schien außer Atem zu sein. Wahrscheinlich ist er schon lange nicht mehr mit seinen Freunden gelaufen, dachte ich schadenfroh.
    Als das Lager errichtet war, bot mir Cahil wieder an, in einer Ecke seines Zeltes zu schlafen. Dort fiel ich auf die Erde, ohne mich damit aufzuhalten, meinen Mantel auszubreiten, und schlief sofort ein. Am nächsten Morgen aß ich nur wenig zum Frühstück.
    Nach weiteren drei gleichförmigen und ereignislosen Tagen an der Seite von Cahil fühlte ich mich am Ende des vierten Tages nicht mehr so ausgelaugt. Ich nahm ein reichhaltiges Abendessen zu mir und blieb sogar eine Weile am Feuer sitzen. Jedes Mal, wenn mein Blick auf Goel fiel, funkelte er mich wütend an, und ich beschloss, ihn nicht mehr zu beachten, so wie Leif es mit mir tat. Für ihn war ich nur Luft.
    Allmählich gewann ich den Eindruck, dass der Wald endlos war. Jeden Tag legten wir mehrere Meilen zurück, ohne dass uns jemand begegnete, und nirgendwo gab es einen Hinweis auf eine menschliche Ansiedlung. Offenbar vermied Cahil die Städte, wobei ich mir nicht sicher war, ob er es zu meinem oder seinem Vorteil tat.
    Auch seine Männer hatten sich inzwischen an meine Anwesenheit gewöhnt. Sie alberten miteinander herum, zogen sich gegenseitig auf und übten sich im Schwertkampf. Ich spürte weniger argwöhnische Blicke, und wenn ich zum Lagerfeuer kam, verstummten die Gespräche nicht mehr schlagartig. Interessanterweise vergewisserten sich die Männer immer zuerst Captain Marroks Zustimmung, ehe sie etwas taten.
    Nachdem wir sieben Tage unterwegs gewesen waren, überraschte Captain Marrok mich mit seiner

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