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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Irys?“
    „Du bist ihre erste Schülerin.“
    „Nur ich?“, fragte ich erstaunt.
    Er nickte.
    „Ihr habt gesagt, dass Roze nur einen Schüler genommen hat. Wer ist es?“
    „Dein Bruder Leif.“
    Im Laufe der Woche wurde es im Bergfried immer hektischer – ein Hinweis darauf, dass die Schüler bald zurückkehrten. Dienstboten eilten durch die Räume und Schlafsäle, um sie zu lüften. In der Küche herrschte Hochbetrieb, während das Personal die Vorbereitungen für das Fest traf. Sogar in den Straßen der Zitadelle wurde es zunehmend geschäftiger, als die Bewohner nach und nach zurückkamen. Abends, wenn es etwas kühler geworden war, drangen Gelächter und Musik durch die Straßen.
    Während ich auf die Rückkehr von Irys und Tulas Schwester wartete, wurde ich morgens von Bain unterrichtet, lernte am Nachmittag und verbrachte die Abende mit Cahil und Kiki. Meine Reitkünste waren mittlerweile so weit gediehen, dass ich vom Schritt zum Trab übergegangen war, eine Gangart, bei der ich jeden Knochen im Leib spürte und nach der ich mich für den Rest des Abends vor Muskelkater kaum noch bewegen konnte.
    Jede Nacht wachte ich bei Tula, stellte den mentalen Kontakt zu ihr her und unterstützte sie nach Kräften. Ihr Geist blieb zwar unauffindbar, aber ihr misshandelter Körper erholte sich zusehends.
    „Besitzt du heilende Kräfte?“, fragte Hayes mich eines Abends. „Sie macht erstaunliche Fortschritte – fast so, als hätten sich zwei Mediziner um sie gekümmert.“
    Ich dachte über seine Frage nach. „Keine Ahnung. Ich habe es noch nie ausprobiert.“
    „Vielleicht hast du ihren Genesungsprozess unterstützt, ohne es selbst zu merken. Willst du es nicht herausfinden?“
    „Ich möchte ihr nicht wehtun“, erwiderte ich in Erinnerung an meinen fehlgeschlagenen Versuch, einen Stuhl zu bewegen.
    „Das würde ich auch nicht zulassen.“ Hayes lächelte, während er Tulas linke Hand ergriff. Die Schienen an ihrer rechten Hand waren verschwunden, aber die Finger der linken waren noch immer geschwollen und voller Blutergüsse. „Meine Energie reicht leider nur für ein paar Knochenbrüche pro Tag aus. Normalerweise lassen wir den Körper sich selbst heilen. Aber bei schwerwiegenden Verletzungen beschleunigen wir den Prozess ein wenig.“
    „Wie denn?“
    „Ich ziehe Kraft auf mich. Dann konzentriere ich mich auf die Verletzung. Haut und Muskeln verschwinden vor meinen Augen und legen die Knochen frei. Mit meiner Energie bringe ich den Knochen dazu, zu heilen. Genauso funktioniert es auch bei anderen Blessuren. Meine Augen sehen nur die Wunde. Es ist wirklich fantastisch.“
    Hayes’ Augen leuchteten vor Begeisterung, doch sein Blick trübte sich, als er Tula betrachtete. „Leider können einige Verletzungen einfach nicht geheilt werden, und die Seele ist so kompliziert, dass ein dort entstandener Schaden kaum mehr zu beheben ist. Einige Heilkundige haben sich darauf spezialisiert. Die Vierte Magierin ist die Fähigste von ihnen, aber selbst sie kann keine Wunder vollbringen.“
    Als Hayes sich auf Tula konzentrierte, spürte ich, wie die Luft um mich herum fester wurde und zu pulsieren begann. Das Atmen fiel mir schwerer. Hayes schloss die Augen. Ohne lange darüber nachzudenken, stellte ich einen mentalen Kontakt zu ihm her, und durch ihn sah ich nun Tulas Hand. Ihre Haut wurde durchsichtig und gewährte den Blick auf die geschundenen hellroten Muskelfasern, die an den Knochen hingen. Ich bemerkte Energiefäden so dünn wie Spinnweben, die sich um Hayes’ Hand wanden. Er webte die Fäden um die Bruchstelle in Tulas Knochen, und ich wurde Zeugin, wie der Bruch verschwand und die Muskeln heilten.
    Ich unterbrach die mentale Verbindung zu Hayes und schaute Tula an. Die blutunterlaufene Stelle verblasste, und ihr Zeigefinger streckte sich. Die Luft wurde wieder dünner, als die Energie nachließ. Seine Stirn war schweißnass, und sein Atem ging keuchend nach der Kraftanstrengung, die ihn der Heilungsprozess gekostet hatte.
    „Jetzt versuch du es einmal“, forderte er mich auf.
    Ich trat näher zu Tula und nahm ihre Hand aus der von Hayes. Mit meinem Daumen rieb ich sanft über ihren Mittelfinger, während ich die Kraft in mich hineinzog und der Knochen sichtbar wurde. Hayes atmete hörbar ein. Ich wartete.
    „Mach weiter“, sagte er.
    Meine Energiefäden waren dick wie Seile. Als ich die Fäden an den Knochen anbrachte, wickelten sie sich um ihn wie eine Schlinge. Aus Furcht, ihren Finger

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