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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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rief ich. „Kannst du es nicht riechen?“
    Er hielt sich das Fläschchen unter die Nase und sog das stechende Aroma ein. Dann verkorkte er es, drehte die Flasche um und studierte das Etikett. Schockiert starrte er mich an.
    „Das ergibt Sinn.“ Sein Mund war vor Entsetzen weit geöffnet.
    „Was denn?“, fragte ich. „Na, sag schon.“
    „Es ist Curare.“ Als er meine verwirrte Miene sah, fuhr er fort: „Es stammt von einer Kletterpflanze, die im Dschungel von Illiais wächst. Es lähmt die Muskeln und hilft, Zahnweh und andere leichte Schmerzen zu stillen. Um allerdings einen ganzen Körper außer Gefecht zu setzen, muss man es in hochkonzentrierter Dosis verabreichen.“ Leifs Miene verriet Bestürzung.
    „Warum siehst du besorgt aus?“, fragte ich. „Jetzt, wo du endlich weißt, was es ist. Ist das nicht toll?“
    „Curare wurde erst vor einem Jahr entdeckt. Nur eine Handvoll Zaltanas wissen über seine Eigenschaften Bescheid. Und eine neue Substanz wird erst dann an andere verkauft, wenn die Mitglieder unserer Sippe ganz genau über ihre Wirkung informiert sind.“
    Allmählich dämmerte es mir. Leif glaubte, dass der rotbemalte Mann aus unserem Clan stammen könnte.
    „Wer hat denn das Curare entdeckt?“, fragte ich.
    Noch immer aufs Äußerste erregt, spielte Leif mit dem Fläschchen in seiner Hand.
    „Vater“, sagte er schließlich. „Und der einzige Mensch, der meiner Meinung nach Curare so hochkonzentriert herstellen kann, dass es den ganzen Körper lähmt, ist Mutter.“

18. KAPITEL
    I ch richtete mich im Bett auf. „Leif, du glaubst doch nicht im Ernst …“ Ich brachte es nicht über mich, meine Vermutung laut auszusprechen. Nämlich dass unsere Eltern Esau und Perl in irgendeiner Weise mit diesen entsetzlichen Morden in Zusammenhang standen.
    Leif schüttelte den Kopf. „Nein. Aber vielleicht jemand, der sie sehr gut kennt.“
    Ein weiterer entsetzlicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. „Sind sie in Gefahr?“
    „Ich weiß es nicht.“ Leif begann, die Aromafläschchen wieder in der Kiste zu verstauen. „Ich muss unbedingt mit dem Clan-Führer sprechen. Irgendwie muss das Curare gestohlen worden sein. Ob vielleicht einer aus unserer Sippe …“, während er nach den rechten Worten suchte, klappte er mit einer heftigen Bewegung den Deckel der Kiste zu, „… einen Fehler begangen hat? Von einem Verräter zu sprechen erscheint mir ein wenig übertrieben.“ Er warf mir ein hilfloses Lächeln zu. „Wahrscheinlich glaubt mir unser Anführer kein Wort.“ Er nahm die Kiste unter den Arm und eilte aus dem Zimmer.
    Tula, die während unseres Gesprächs kein Wort gesagt hatte, fragte jetzt: „Könnte Ferde …?“ Sie schluckte. „Könnte mein Angreifer aus dem Zaltana-Clan stammen?“
    „Ferde? Ist das sein Name?“
    Sie verbarg das Gesicht in den Händen. „Nein. So habe ich ihn nur genannt. Das habe ich dir noch nicht erzählt. Es war mir peinlich.“ Sie verstummte und holte tief Luft, während sie ihrer Schwester einen Blick zuwarf. Opal gähnte und sagte, sie brauche ein wenig Schlaf, drückte Tula einen Kuss auf die Wange und zog ihr die Decke bis zum Kinn hoch, ehe sie das Zimmer verließ.
    Schließlich sagte ich in die Stille hinein: „Du musst mir nichts erklären.“
    „Aber ich möchte es. Darüber zu reden hilft mir. Ferde ist die Kurzform von Fer-de-Lance. So heißen die Giftschlangen, die an heißen Stellen nach Opfern jagen. In unserer Fabrik haben wir sie ständig gefunden. Die Brennöfen ziehen sie geradezu magisch an. Eine hat sogar meinen Onkel getötet. Jedes Mal, wenn wir in die Fabrik gegangen sind, hat meine Mutter gesagt: ‘Sei vorsichtig. Lass dich nicht von Ferde erwischen.’ Meine ältere Schwester und ich haben Opal immer Angst eingejagt und ihr gesagt, dass Ferde sie holen würde.“ Tula unterdrückte ein Schluchzen, während ihr die Tränen über die Wange liefen. „Ich muss Opal um Verzeihung bitten, weil ich so gemein zu ihr war. Es ist komisch …“ Sie räusperte sich vernehmlich. „Jetzt bin ich es, die von Ferde erwischt wurde, aber wenn ich die Wahl hätte, dann wäre ich lieber von der richtigen Schlange gebissen worden.“
    Ich fand keine Worte, um Tula zu trösten.
    Später am Abend betrat Bain mit einer Laterne in der Hand das Zimmer. Dax folgte ihm. Er hatte ein in Leder gebundenes Buch und mehrere Papierrollen unter den Arm geklemmt. Auch Bain trug eine Papierrolle unter dem Arm. Er zündete die Lampen an, bis das Zimmer von

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