Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
er gleichzeitig zu bekämpfen hatte.
Ich stellte mir vor, wie Valek sämtliche Attacken mit Eleganz und Schnelligkeit kontern würde, aber große grüne Blätter begannen, mir das Bild in meiner Vorstellung zu verhüllen. Sie verstellten mir die Sicht, und bald war ich umgeben von üppiger Vegetation. Auf der Suche nach Valek kämpfte ich mir einen Weg durch den dichten Dschungel. Meine Schritte wurden schneller, als ich merkte, dass ich verfolgt wurde. Beim Blick über meine Schultern sah ich eine braune Schlange mit roter Musterung hinter mir herkriechen.
Durch das dichte Laub erspähte ich Valek und rief um Hilfe. Aber mächtige Kletterpflanzen hatten sich um seine Beine und seinen Oberkörper geschlungen. Mit seinem Schwert versuchte er, sich von ihnen zu befreien, doch die Lianen wanden sich weiter um ihn, bis sie auch seine Arme bedeckten. Gerade als ich mir einen Weg zu ihm bahnen wollte, verspürte ich einen scharfen Stich in meinem Schenkel und blieb stehen.
Die Schlange hatte sich um mein Bein gewickelt. Aus ihren Fangzähnen tropfte Curare. Blut quoll aus den beiden winzigen Löchern in meiner Hose. Das Gift schoss durch meinen Körper. Ich schrie, bis die Substanz mich verstummen ließ.
„Yelena, wach auf!“
Jemand schüttelte mich unsanft an der Schulter.
„Es ist nur ein Traum. Komm, wach auf.“
Blinzelnd erkannte ich Leif. Tiefe Falten waren in seine Stirn gegraben. Das kurze schwarze Haar stand wild in alle Richtungen ab, und unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Ich warf Tula einen Blick zu. Sie hatte sich auf einen Ellbogen gestützt und betrachtete mich mit einem sorgenvollen Blick aus ihren braunen Augen.
„Steckt Valek in Schwierigkeiten?“, fragte sie mich.
Leifs Blick wanderte zu Tula. „Warum fragst du nach ihm?“, wollte er wissen.
„Yelena hatte gerade versucht, ihm zu helfen, als sie von der Schlange gebissen wurde.“
„Das hast du gesehen?“, fragte ich.
Sie nickte. „Ich träume jede Nacht von dieser Schlange. Aber Valek ist neu. Er muss aus deinen Träumen stammen.“
Leif wandte sich wieder an mich. „Du kennst ihn?“
„Ich …“ Mein Mund klappte zu. Mit Bedacht wählte ich meine Worte, als ich sagte: „Als Vorkosterin des Commanders habe ich ihn jeden Tag gesehen.“
Leif kniff die Augen zusammen. Die roten Flecken in seinem Gesicht, Zeichen seines Ärgers, verschwanden. „Ich weiß überhaupt nichts über dein Leben in Ixia“, sagte er betreten.
„Das liegt einzig und allein an dir.“
„Noch mehr Schuldgefühle hätte ich vermutlich nicht ausgehalten.“ Leif wandte den Kopf ab und starrte gegen die Wand.
„Jetzt, wo du weißt, dass ich entführt wurde, brauchst du keine Schuldgefühle mehr zu haben. Du hättest ohnehin nichts tun können“, sagte ich beschwichtigend, doch er weigerte sich, mir in die Augen zu sehen.
„Ist sie nicht deine Schwester?“, fragte Tula in die Stille hinein. Sie zog die Nase kraus und blinzelte verwirrt.
„Das ist eine lange und komplizierte Geschichte“, entgegnete ich.
Tula legte den Kopf auf das Kissen und wand sich unter dem Laken hin und her, als suchte sie eine bequemere Lage. „Wir haben viel Zeit.“
„Wir haben ganz und gar keine Zeit“, ließ sich Irys von der Tür vernehmen. „Leif, bist du soweit?“
„Ja.“
Irys trat einen Schritt ins Zimmer. „Dann geh und hilf Cahil mit den Pferden.“
„Aber ich wollte gerade …“
„Erklärt mir mal einer bitte, was hier eigentlich los ist“, verlangte ich zu wissen.
„Keine Zeit. Bain wird es dir sagen.“
Irys und Leif machten auf dem Absatz kehrt und verschwanden.
Ich wurde zornig. Ohne nachzudenken, zapfte ich die Kraftquelle an und sandte meine Energie zu ihnen. „Halt.“
Beide blieben wie erstarrt stehen, bis ich sie wieder freiließ. Ich fiel in meine Kissen zurück. Mein Wutausbruch hatte mich die letzten Reste meiner Kraft gekostet.
Irys kam an mein Bett zurück. In ihrer Miene lag eine seltsame Mischung aus Ärger und Bewunderung. „Geht’s dir jetzt besser?“
„Nein.“
„Leif, geh schon mal vor“, befahl Irys. „Ich komme gleich nach.“
Er warf mir einen kläglichen Blick zu. Vermutlich war das seine Art, sich von mir zu verabschieden.
Irys setzte sich auf die Bettkante und drückte mich auf das Kissen zurück. „Du wirst nicht gesund, wenn du andauernd deine Magie anwendest.“
„Tut mir leid. Aber ich hasse es nun einmal, so …“
„Hilflos zu sein.“ Irys lächelte schief. „Das ist deine eigene
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