Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Empfindungen in meinem Mund, sagte ich kein Wort.
Statt zu zerkrümeln, schmolz das Dessert und entwickelte eine Vielzahl von Aromen auf meiner Zunge. Süße, bittere, nussige und fruchtige Geschmacksrichtungen lösten einander ab. Gerade, wenn ich glaubte, ein Aroma benennen zu können, schmeckte ich ein anderes, und dann wieder alle zusammen. Es war anders als alles, was ich jemals kennen gelernt hatte. Ehe ich mich versah, waren die vier Würfel verschwunden. Ich hätte gerne noch mehr davon gegessen.
„Unglaublich. Was ist das?“
Valek und der Commander tauschten verblüffte Blicke.
Der Commander sagte: „Brazell nannte es Criollo. Warum? Ist es vergiftet?“
„Nein. Kein Gift. Es ist nur …“ Mir fehlten die richtigen Worte, um meine Eindrücke zu schildern. „Kostet selbst“, war alles, was ich sagen konnte.
Ich ließ den Commander nicht aus den Augen, als er in einen Würfel biss. Er riss die Augen auf und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Mit der Zunge fuhr er sich über Lippen und Zähne und versuchte, die letzten Reste dieser Köstlichkeit zu genießen. Dann griff er nach einem weiteren Stück.
„Es ist süß. Ganz anders. Aber ich schmecke nichts Ungewöhnliches heraus“, sagte Valek und wischte sich die Krümel von der Hand.
Ich wechselte einen Blick mit dem Comman der. Im Gegensatz zu Valek war er nämlich ein Feinschmecker, der etwas Außergewöhnliches erkannte, wenn er es probierte.
„Ich glaube nicht, dass die kleine Ratte auch nur eine Stunde lang überlebt“, klang Marggs gedämpfte Stimme durch die geschlosseneTür, als ich gerade die Küche betreten wollte.
„Ich setze fünfzig zu eins dagegen, dass jemand dumm genug ist zu glauben, die Ratte würde das Ende des Tages erleben. Und hundert zu eins gegen den Narren, der davon überzeugt ist, dass sie nicht gefangen wird.“ Nachdem Margg die Vorgaben genannt hatte, redeten alle durcheinander, um ihre Einsätze zu machen.
Ich lauschte mit wachsendem Entsetzen. Margg konnte unmöglich von mir reden. Warum hätte Valek ihr etwas von der Übung erzählen sollen? Unter diesen Umständen würde es sich bis zum nächsten Tag in der ganzen Burg herumgesprochen haben, und Brazell würde es ebenfalls erfahren.
„Ich wette einen Monatslohn, dass Yelena den ganzen Tag in Freiheit bleibt“, übertönte Rand die anderen. Sofort verstummte das erregte Stimmengewirr.
Meine Gefühle schwankten zwischen Enttäuschung und Stolz. Sie wetteten auf mich, und ich konnte kaum glauben, dass Rand einen ganzen Monatslohn aufs Spiel setzte. Er hatte mehr Vertrauen in mich als ich selbst. Wenigstens in dieser Hinsicht schien ich mit Margg einer Meinung zu sein.
Marggs Lachen hallte von den gefliesten Wänden wider. „Du hast wohl zu lange in der Küche gestanden, Rand. Die Hitze hat dein Gehirn zu Brei zerkocht. Ich glaube, du fängst an, Gefallen an der kleinen Ratte zu finden. Schließ besser deine Messer weg, wenn sie hier ist, sonst …“
„Also bitte, das reicht jetzt“, sagte Rand. „Das Abendessen ist beendet. Verschwindet aus meiner Küche. Alle!“
Ich trat in den Gang zurück, damit mich niemand entdeckte. Doch weil ich Rand versprochen hatte, seinen Kuchen zu probieren, schlich ich mich zur Küche zurück, sobald die anderen verschwunden waren. Rand saß an einem der Tischeund hackte Nüsse. Ein Stück von seiner Himbeertorte stand neben ihm.
Er schob mir den Teller hin, und ich kostete.
„Viel besser. Der Kuchen ist unglaublich saftig. Was hast du damit gemacht?“, erkundigte ich mich.
„Ich habe Pudding unter den Teig gemischt.“
Rand war ungewöhn lich schweigsam. Mit keinem Wort erwähnte er die Wetten. Ich würde ihn auch nicht darauf ansprechen. Nachdem er alle Nüsse gehackt und sein Küchengerät gereinigt hatte, sagte er: „Ich lege mich jetzt besser hin. Morgen Abend gehen wir zum Fest. Kommst du nun mit?“
Ich spielte auf Zeit. „Wer ist denn alles dabei?“ Den ersten Abend des Fests würde ich nur ungern verpassen, und allein der Gedanke, dass Brazell mir meinen einzigen Spaß verderben könnte, machte mich wütend. Sollte Margg allerdings auch gehen, würde ich bei meiner ursprünglichen Entscheidung bleiben.
„Porter, Sammy, Liza und vielleicht Dilana.“ Als er ihren Namen erwähnte, leuchteten Rands müde Augen kurz auf. „Warum?“
„Wann geht ihr denn?“ Wieder war ich drauf und dran, auf mein Herz zu hören, anstatt mich auf meinen gesunden Menschenverstand zu verlassen.
„Nach dem
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