Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Commander die Stirn.
„Die Vorkosterin erhält keinen Lohn. Aber für diese zusätzliche Arbeit und ähnliche Aufgaben in der Zukunft kann sie bezahlt werden. Je länger sie in Freiheit bleibt, umso höher ist die Summe. Und was den Ansporn zurückzukehren angeht, so liegt der Grund dafür doch auf der Hand.“
Für mich war er auch sonnenklar. Valek hatte Recht. Allein die tägliche Dosis Butterfly Dust sicherte mein Überleben. Wenn ich bis zum folgenden Morgen nicht in die Burg zurückgekehrt war, würden sie nur noch nach einer Leiche suchen.
„Und wenn ich mich weigere?“, fragte ich Valek.
„Werde ich einen der Soldaten auswählen. Aber das würdemich sehr enttäuschen. Ich dachte, dass du die Herausforderung zu schätzen wüsstest.“
„Vielleicht tue ich das ja doch nicht …“
„Genug.“ Die Stimme des Commanders klang schroff. „Das ist absurd, Valek.“
„Genau darum geht es doch. Ein Soldat würde sich vorhersehbar verhalten. Wie sie reagiert, weiß dagegen kein Mensch.“
„Du kannst unseren Entflohenen vielleicht überlisten, aber die Leute, die ich zu der Übung abgestellt habe, sind nicht so aufgeweckt. Ich hoffe, bald jemanden zu finden, den du als deinen Gehilfen anlernen kannst. Mir ist klar, was du damit bezweckst, aber ich glaube nicht, dass es so rasch geschehen wird. Wir brauchen jetzt jemanden.“ Der Commander seufzte. Es war die größte Gefühlsregung, die ich bisher bei ihm erlebt hatte. „Valek, warum missachtest du dauernd meine Befehle, wenn es um die Ausbildung eines Assistenten geht?“
„Weil ich mit Eurer Wahl bisher nicht einverstanden war. Sobald ein geeigneter Kandidat auftaucht, werde ich alles tun, um ihm die bestmögliche Ausbildung angedeihen zu lassen.“
Der Commander betrachtete das Tablett in meiner Hand. Er nahm das Essen entgegen und befahl mir, heißen Tee zu holen. Es war ein leicht durchschaubarer Versuch, mich loszuwerden, damit sie ungestört weiterdiskutieren konnten. Nur zu gern befolgte ich den Befehl.
Auf dem Weg zur Küche dachte ich über Valeks Vorschlag nach, die Rolle der Entflohenen zu spielen. Mein erster Impuls war gewesen, abzulehnen, denn ich hatte wirklich keine Lust, mir noch mehr Probleme aufzuhalsen. Doch als ich über die Herausforderung nachdachte, die darin bestand, demSuchtrupp zu entkommen, verbunden mit der Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen, erschien mir die Übung mehr und mehr als willkommene Gelegenheit. Und noch bevor ich die Küche erreichte, hoffte ich bereits, dass Valek die Diskussion für sich entscheiden würde. Immerhin konnte ich mich dann einen Tag lang außerhalb der Burg bewegen und mir als Flüchtling ein paar Tricks aneignen, die mir irgendwann einmal vielleicht nützlich sein würden.
„Stimmt etwas mit dem Mittagessen nicht?“, fragte Rand nervös, als er mich sah.
„Nein. Ich brauche nur etwas heißen Tee.“
Seine Gesichtszüge entspannten sich. Ich fragte mich, warum er sich solche Sorgen machte, dass mit den Speisen etwas nicht in Ordnung sein könnte. Das Bild des jungen Rand kam mir in den Sinn, der gegen den Commander rebellierte, indem er sein Essen verdarb und damit sozusagen Sabotage aus der Küche betrieb. Doch sofort verwarf ich den Gedanken. Rand würde niemals minderwertige Mahlzeiten servieren; dazu lag ihm viel zu sehr daran, köstliche Speisen zu erfinden. Zwischen ihm und dem Commander musste etwas anderes vorgefallen sein. Da ich mir jedoch nicht sicher war, ob unsere noch sehr junge Bekanntschaft persönliche, vielleicht sogar heikle Fragen überstehen würde, hielt ich lieber den Mund.
Jetzt kannte ich Rand schon fast zwei Wochen, aber noch immer wusste ich nicht, woran ich mit ihm war. Ohne ersichtlichen Grund wechselten seine Stimmungen von einem Moment auf den anderen. Rand redete gern. Meistens bestritt er die Unterhaltung allein, wobei er nur wenige persönliche Fragen stellte. Ich bezweifelte, dass er meine Antworten überhaupt zur Kenntnis nahm, ehe er weiterschwatzte.
„Da du schon mal hier bist …“ Er holte eine weiße Tortevon einem der Auskühlbretter, die wie Regale an der Wand hingen. „Probier doch mal diese hier und sage mir, wie sie dir schmeckt.“
Er schnitt ein Stück ab. Die Torte war mit Sahne überzogen und mit einer Himbeercreme gefüllt.
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mein erster Bissen die Giftprobe war. „Geschmacklich passt alles gut zusammen“, meinte ich.
„Ist noch nicht perfekt, aber ich weiß nicht,
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