Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
und verstaute die Gegenstände wieder in meinem Rucksack. Erst als ich ihn auf meinen Rücken geschnallt hatte, merkte ich, dass ich vergessen hatte, die Fledermaus einzupacken.
Der Commander nahm die Münzen, erhob sich und öffnete die Tür zum Thronsaal. Er rief Berater Watts, bat ihn, mein Geld zu wechseln und mich in den Gästebereich zu begleiten.
Mit der Fledermaus in der Hand folgte ich Watts in den Thronsaal. Der Berater bemerkte das Tier, als er mir die Münzen von Ixia in die Hand drückte.
„Kunst aus Sitia?“, fragte er.
Ich nickte.
„Die Ähnlichkeit ist nicht schlecht, aber sonst ist es ziemlich nichtssagend. Ich habe immer gedacht, die Sitianer hätten mehr Fantasie.“
Während ich von Watts durch die Gänge der Burg geführt wurde, gingen mir seine und die Worte des Commanders nicht aus dem Kopf. Noch immer kam ich nicht darüber hinweg, dass der Commander in der Lage war, das Leuchten zu sehen. Erst als ich die Gästesuite betrat, wurde ich abgelenkt, und ich beschloss, mich später noch einmal mit diesem Phänomen zu beschäftigen.
Kaum kam ich nämlich zur Tür herein, überfiel Leif mich mit seinen Fragen. Für ixianische Verhältnisse waren die Gästezimmer sehr luxuriös ausgestattet. Im Hauptraum standen ein bequemes Sofa, gepolsterte Stühle, einige Couch- und mehrere Schreibtische. Ein schwacher Geruch nach Desinfektionsmitteln lag in der Luft. Vier Schlafzimmer, zwei auf jeder Seite, gingen vom Wohnzimmer ab. Sonnenstrahlen fielen durch die kreisförmig angeordneten Fenster an der Rückwand und erwärmten den Raum.
Mit einem Blick brachte ich Leif zum Schweigen. „Wo sind die anderen?“
Er zeigte auf die zweite Tür rechts. „Schlafen alle. Mondmann und Marrok liegen in dem großen Zimmer neben Taunos.“
Flügeltüren führten in Mondmanns Zimmer.
„Welches ist meins?“
„Zweite Tür links, neben meinem.“
Ich ging in mein Zimmer. Leif trottete hinter mir her wie ein herrenloses Hündchen. In dem kleinen Raum standen ein schlichtes Bett, eine Kommode, ein Schreibtisch und ein Nachttisch, allesamt aus Eichenholz. Das frische Bettlaken sah einladend aus. Ich strich über die weiche Decke. Es roch nach Tannenduft. Die Sauberkeit erinnerte mich an Valeks Haushälterin Margg. In meinen ersten Wochen als Vorkosterin hatte ich sehr unter ihr zu leiden. Sie weigerte sich, mein Zimmer zu reinigen, und schrieb verleumderische Botschaften in den Staub. Hoffentlich lief sie mir während meines Aufenthalts nicht über den Weg.
Erneut bestürmte Leif mich mit Fragen, und ich erzählte ihm, was im Arbeitszimmer des Commanders passiert war. Dass er das Leuchten der Fledermaus sehen konnte, verschwieg ich jedoch. Ich war noch nicht davon überzeugt, dass der Commander über magische Kräfte verfügte. Auf keinen Fall wollte ich Leif oder sonst jemanden auf den Gedanken bringen.
„Schwarz und Rot sind nicht gerade meine Lieblingsfarben“, meinte Leif. „In welchem Militär-Distrikt wird Grün getragen? Vielleicht kann ich dort einen Laden eröffnen.“
Seine Bemerkung fand ich gar nicht komisch. „MD-5 ist grün und schwarz. Den Bezirk hat General Brazell regiert, aber der liegt jetzt im Kerker des Commanders.“ Wer mochte wohl sein Nachfolger geworden sein?
„Was machen wir als Nächstes?“
„Keine Ahnung.“
Leif tat entsetzt. „Aber du bist doch unsere furchtlose Anführerin. Du hast doch alles schon geplant. Stimmt doch, oder?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich werde erst einmal ein langes heißes Bad nehmen. Wie findest du das?“
„Klingt gut. Könnte ich eigentlich auch machen.“
„Solange du versprichst, nicht den ganzen Tag dafür zu benötigen.“ Ich suchte mir saubere Kleidung zusammen.
„Warum sollte ich?“
„Wenn du schon das Federbett für puren Luxus hältst, dann warte erst mal ab, bis du die Bäder des Commanders kennenlernst.“
Das heiße Wasser tat meinen schmerzenden Gliedern gut.
Im Gang traf ich Leif. Er grinste übers ganze Gesicht. „Ich hätte keine Probleme, mich an das Leben in Ixia zu gewöhnen. Diese Bäder und diese Rohre, aus denen das Wasser von oben fließt … erstaunlich. Gibt es in jeder Stadt so ein Badehaus?“
„Nein. Diesen Luxus findet man nur in der Burg des Commanders. Das ist ein Überbleibsel aus der Regierungszeit des Königs. Eigentlich verachtet der Commander solche Verschwendung, aber trotzdem hat er es gelassen.“
Beim Baden hatte ich intensiv über unsere Situation und das Angebot des
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