Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Gebrauch von meiner Magie gemacht, und nun fühlte es sich an, als nähme mich meine Mutter fest in den Arm.
Ich projizierte meinen Geist in Bavols Bewusstsein. Seine Gedanken waren bei seiner geliebten kleinen Tochter. Sie schien etwa acht Jahre alt zu sein. Ihr braunes Haar war durchzogen von goldenen Strähnen, und ihre gebräunten Wangen waren gesprenkelt von Sommersprossen. Sie war ein ausgesprochen hübsches Mädchen und drehte sich vor Freude im Kreis, als sie eine Süßigkeit aus Pflanzensaft geschenkt bekam.
Durch Bavols Gedanken hindurch erreichte ich Jenniqilla. In ihrer Erinnerung hatte die Leckerei sie ebenso glücklich gemacht wie die Stunden, die sie mit ihrem Vater verbringen konnte. Ich ignorierte die schönen Erinnerungen und versuchte, das Mädchen zu finden.
Sie vermisste ihren Vater. Sie fror und war hungrig, und dennoch sehnte sie sich mehr nach ihren Eltern als nach Nahrung oder Wärme. Sie wiegte sich vor und zurück und versuchte, das Baby in ihren Armen zu trösten. Das Weinen des zweijährigen Jungen sorgte bei den Kindern im Raum für Unruhe. Eine Frau lief mit einem einjährigen Mädchen auf und ab, und ein Mann hatte alle Mühe, einen anderen zweijährigen Jungen zu beruhigen.
Dämmriges Licht drang durch die schmalen Ritzen der grauen Holzwände ins Zimmer. Der Raum war nicht möbliert. Hinter einem rissigen Wandschirm standen zwei Nachttöpfe. Dem strengen Geruch nach zu urteilen waren sie längere Zeit nicht geleert worden. Jenniqillas Haut war schmutzbedeckt, und sie schwor sich, niemals mehr zu widersprechen, wenn ihre Mutter sie zum Baden aufforderte. Eisige Kälte stieg vom Boden hoch und ging ihr durch Mark und Bein.
Jenniqilla , sagte ich in ihre Gedanken, wo bist du ?
Fragend schaute sie sich um, als habe jemand ihren Namen gerufen. Da sie jedoch niemanden sah, sang sie weiter für Leevi.
Ich bin deine Cousine Yelena. Ich muss wissen, wo du bist, damit ich dir und den anderen helfen kann .
Sie erinnerte sich daran, dass ihre andere Cousine vor langer Zeit ebenfalls entführt, aber wieder zurückgekehrt war. Wenn sie entkommen konnte, kann ich das auch , dachte sie.
Jenniqilla war zu jung, um Zugang zur Kraftquelle zu haben. Ebenso wenig konnte sie auf direktem Weg mit mir kommunizieren, aber sie spürte meine Kraft. Jetzt erinnerte sie sich auch wieder an ihre Entführung. Auf dem Markt hatte sie ihre Mutter aus irgendeinem Grund aus den Augen verloren. Während sie noch nach ihr suchte, wurde sie von einem Mann, der in der lockeren Tunika eines Sandseed gekleidet war, gepackt und festgehalten. Ehe sie um Hilfe rufen konnte, drückte man ihr ein süßlich riechendes Tuch auf Nase und Mund.
Jenniqilla wachte in einer Kiste auf und rief nach ihrer Mama. Ein Mann hämmerte gegen das Holz und drohte sie zu töten, wenn sie nicht den Mund hielt. Sie spürte eine Bewegung, und als die Kiste abgestellt und geöffnet wurde, zog derselbe Sandseed sie heraus und brachte sie zu einem verfallenen Schuppen, in dem es nach Verwesung stank. Im Schuppen stand ein weiterer Verschlag. Der roch nach frisch gesägtem Holz und hatte glänzende Schlösser an der Tür.
Als man sie durch die Tür schob, bemerkte sie dunkle Gestalten, die in den Ecken kauerten. Verzweifelt und verängstigt brach sie in Tränen aus. Eine Frau tauchte aus dem Schatten hervor und nahm Jenniqilla in den Arm. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, erklärte ihr die Frau, Gale Stormdance, warum sie alle hier waren.
Frag Gale, wo ihr seid , forderte ich Jenniqilla auf.
Gale war sich nicht sicher. „Ich glaube, irgendwo auf dem Land der Bloodgoods“, antwortete sie zögernd. Als ich mein Bewusstsein in sie hineinprojizierte, stieß ich auf eine magische mentale Barriere.
Entsetzt schaute sie Jenniqilla an. Nur langsam gab sie ihre abwehrende Haltung auf.
Ich bin hier, um euch zu helfen , beruhigte ich Gale und erklärte ihr, wer ich war und wie ich sie gefunden hatte.
Dem Schicksal sei Dank , seufzte sie erleichtert. Ich habe gehofft, dass ein Magier aus dem Bergfried nach uns suchen wird. Warum hat es so lange gedauert ?
Ich erzählte ihr von den neuesten Entwicklungen und fragte sie erneut, wo sie sich aufhielt.
Mir war nur ein kurzer Blick vergönnt. Ich spürte ihre Verzweiflung.
Stell dir die Gegend rund um die Scheune vor. Tu es für mich .
Waldbedeckte Hügel erstreckten sich hinter dem Schuppen. Auf der rechten Seite erhob sich ein steinernes Bauernhaus. Zu ihrer Linken hatte etwas
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