Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
geheiratet.“
Ihr Lachen wurde leiser, als der Wärter den Händler fragte, warum er in die Zitadelle wollte. Endlich – die Zeit erschien mir unendlich lang – setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Ari legte an Tempo zu, und mir kam es vor, als würden wir nicht länger in der Karawane mitfahren.
Kurz darauf drang der Lärm des Marktes an mein Ohr, und der Wagen wurde langsamer. Ari rief den Standbesitzern etwas zu – das vereinbarte Zeichen, sich auf den Aufstand vorzubereiten. Nun würden mehrere Boten ausschwärmen, um die Nachricht zu verbreiten und dann auf ihrem Posten zu bleiben, von wo aus sie das Signal zum Angriff geben würden.
Die Kämpfe sollten beginnen, wenn unser Wagen in den Bergfried rollte. Der Karren bog um eine Ecke und kam mit einem Ruck zum Stehen.
Ari fluchte, und das Klappern von zahlreichen Pferdehufen ertönte rings um uns. Eine vertraute Stimme rief: „Da habt ihr euch ja was Feines ausgedacht. Aber ihr habt die Rechnung ohne uns gemacht!“
Cahil.
32. KAPITEL
C ahil und seine Männer hatten uns entdeckt. In meiner Kiste konnte ich nichts weiter tun, als auf das Unvermeidliche zu warten. Ich hoffte nur, dass Valek und die anderen, die sich im Wagen versteckt hielten, rechtzeitig entwischen konnten.
„Ich nehme an, du hast Yelena irgendwo in deinem Karren versteckt?“, fragte Cahil.
„Wen, Sir?“ Ari spielte den Ahnungslosen. „Ich habe nur Waren für den Markt dabei.“
„Für den Markt? Für den, an dem du gerade vorbeigefahren bist, ohne etwas abzuladen? Das kannst du mir nicht weismachen. Ich weiß, wer du bist und warum du hier bist. Da nützt dir auch deine Verkleidung und dein lächerliches Schauspiel nichts. Ich bin sogar eigens von Jal hierher geschickt worden, um dich zum Bergfried zu begleiten.“
Ich hörte ein knarrendes Geräusch, als Ari sein Gewicht verlagerte. Von unten drang ein Knirschen an mein Ohr. Vermutlich öffnete Valek gerade seine Fluchtluke.
„Entspann dich“, beruhigte Cahil Ari. „Ich bin nicht hier, um dich gefangen zu nehmen. Sondern um mich euch anzuschließen. Und ich hoffe um unser aller Leben willen, dass ihr einen vernünftigen Plan habt.“
Es dauerte eine Weile, bis mir die Bedeutung von Cahils Worten klar wurde. Hatte er gerade gesagt, dass er sich uns anschließen wollte?
„Einen Plan, Sir?“, wiederholte Ari.
Cahil schnaubte verächtlich. „Yelena? Leif?“, rief er. „Kommt heraus und erzählt eurem dicken Freund aus dem Norden, dass ich die Wahrheit sage. Schaut selbst. Meine Leute haben ihre Schwerter nicht …“
Ein überraschter Schrei, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Dann kletterte Ari vom Wagen, und ich hörte, wie die Teppiche auf meiner Kiste beiseitegeräumt wurden. Der Deckel ging auf. Vorsichtshalber hielt ich mein Schnappmesser griffbereit. Doch dann tauchte Aris grinsendes Gesicht über mir auf. Er half mir aus der Kiste. Valek drückte Cahil ein Messer an die Kehle. Er und Cahil waren vom Pferd gestiegen, während Cahils Leute im Sattel geblieben waren. Die Männer wirkten wachsam und misstrauisch, hatten ihre Waffen aber nicht gezogen. Leif und Janco bauten sich neben Ari auf. Alle drei zogen ihre Klingen. Nur Marrok blieb auf Garnet sitzen.
„Nenn mir einen Grund, warum ich dir nicht die Kehle durchschneiden sollte“, forderte Valek Cahil auf.
„Weil du ohne mich nicht in den Bergfried hineinkommen wirst“, antwortete er. Er bewegte sich nicht und hielt die Arme hoch.
„Woher dieser plötzliche Sinneswandel?“, wollte ich wissen.
Cahil schaute mich an. In seinem Blick lag noch immer Hass, aber ich bemerkte auch einen Anflug von Kummer, weil er getäuscht worden war. „Du hattest recht.“ Jedes Wort, das er äußerte, schien ihm Schmerzen zu bereiten. „Sie benutzen mich, und …“
„Und was?“, hakte ich nach.
„Das Ritual und die Morde sind außer Kontrolle geraten. Ich will da nicht länger mitmachen.“ Er schaute zu Marrok hinüber. „Ich bin nicht zum Mörder erzogen worden. Sondern zum Anführer. Ich will mir meinen Thron auf die altmodische Weise erringen.“
Marroks Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber seine Körperhaltung entspannte sich merklich.
„Woher sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sagst?“, wollte Ari wissen.
„Frag Yelena. Dank ihrer Zauberkraft kennt sie die Wahrheit.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann sie nicht einsetzen. Jal könnte auf uns aufmerksam werden, und wir würden unsere Mission aufs Spiel setzen.“
„Sie weiß
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