Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
betrachtete sie mich und Cahil.
„Es war zu einfach, dich gefangen zu nehmen“, meinte sie. „Du musst mich für eine Närrin halten. Aber egal. Mir genügt ein Fädchen aus der Kraftquelle, um herauszufinden, was du vorhast.“ Ihre starke Magie drang in mein Bewusstsein ein.
Mit aller Kraft dachte ich an die Rettung von Mondmann, Leif und die anderen, während ich gleichzeitig ihr Eindringen abzuwehren versuchte. Doch es funktionierte nicht. Um sie abzulenken, fragte ich: „Wieso sollte ich dich für eine Närrin halten?“
„Netter Versuch.“ Ihr Zauber durchbrach meinen Schutzschild und nahm von meinem Körper Besitz. „Du bist jetzt in meiner Gewalt. Sitia ist gerettet.“
„Vor mir gerettet?“ Wenigstens war ich noch fähig zu reden. Trotz ihrer unglaublichen Kraft konnte sie entweder mein Bewusstsein oder meinen Körper beherrschen, aber nicht beide gleichzeitig.
„Vor dir gerettet. Vor dem Commander. Vor Valek. Unsere Zukunft ist gesichert.“
„Indem ihr die Sitianer tötet? Oder Blutmagie anwendet?“
„Das ist ein kleiner Preis, den wir für die Weiterexistenz unseres Wohlstands zahlen müssen. Ich konnte es unmöglich zulassen, dass der Commander uns erobert. Die Ratsmitglieder haben das Problem nicht erkannt. Die Daviianer habe ich als Unterstützung eingeplant – eine geheime Waffe für den Fall, dass wir sie benötigten. Es hat geklappt. Der Rat hat mir schließlich zugestimmt.“ Mit einem selbstgefälligen Ausdruck schaute sie mich an.
Dank unserer mentalen Verbindung spürte ich, dass sie die ganze Wahrheit entweder nicht verstand oder bewusst ignorierte. „Die Daviianer haben den Rat gezwungen, dir zuzustimmen. Sie hatten die Kinder in ihrer Gewalt.“
Ärgerlich runzelte Roze die Stirn. Sie schoss Gede einen vernichtenden Blick zu. Er war so klug, nichts zu sagen, aber sein Körper verspannte sich.
„Bist du dir sicher, dass du die Kontrolle über die Daviianer hast?“, hakte ich nach.
„Natürlich. Und wenn wir erst einmal einen neuen Rat gewählt haben, werden wir Ixia angreifen und befreien. Die Menschen werden glücklich sein, unsere Lebensform zu übernehmen.“ Sie lächelte.
„Du hast also Sitia gerettet? Macht es einen Unterschied, ob die Ratsmitglieder geopfert werden oder Valek sie tötet? Erkläre mir das doch mal.“
Roze legte die Stirn in Falten, und ein sengender Schmerz schoss durch meinen Körper. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, während sich meine Muskeln verkrampften. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Sand und schaute zu ihr hoch.
„Ist es nicht das Gleiche, ob man neue Ratgeber wählt oder Generäle ernennt?“, fragte ich.
Ein neuer Schmerz ließ mich zusammenzucken. Laut schreiend krümmte ich mich. Schweiß trat mir auf die Stirn. Meine Kleider klebten mir auf der Haut, und das Herz hämmerte gegen die Rippen. Keuchend rang ich nach Luft.
„Hast du sonst noch Fragen?“ In ihren Augen blitzte es gefährlich.
„Ja. Was unterscheidet deine Taten von denen des Commanders?“
Sie blieb die Antwort schuldig, und ich machte mir ihr Schweigen zunutze. „Du willst Sitia vor dem Commander schützen, aber dabei bist du genau wie er geworden.“
Roze wollte protestieren, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. „Du hast Angst, dass der Commander Sitia erobern und die Ländereien eurer Sippen in Militär-Distrikte umwandeln könnte. Aber du willst Ixia beschlagnahmen und die Militär-Distrikte in Sippen verwandeln. Wo liegt da der Unterschied?“
Wütend schüttelte sie den Kopf. „Ich bin … Er ist …“ Unvermittelt brach sie in Gelächter aus. „Warum sollte ich dir überhaupt zuhören? Du bist eine Seelenfinderin. Du willst Sitia kontrollieren. Da liegt es doch auf der Hand, dass du mich mit deinen Lügen verunsichern willst.“
Gede entspannte sich und stimmte ins Rozes Lachen ein. „Sie verdreht dir die Worte im Mund. Du solltest sie besser jetzt töten.“
Roze holte tief Luft.
„Warte noch ein wenig mit dem Ritual. Ich habe etwas, das du willst“, sagte ich.
„Was wirst du schon haben, das ich mir nicht einfach nehmen könnte?“
„Dem Ritual zufolge setzt ein williges Opfer mehr Macht frei als eines, das sich widersetzt.“
„Und was willst du von mir haben, damit du fügsam bist?“
„Das Leben all meiner Freunde.“
„Nein. Nur von einem. Du musst wählen.“
„Gut. Dann Mondmann.“ Ich hoffte, dass den anderen die Flucht gelänge.
Ihr Einfluss auf mich ließ ein wenig nach. Ich wollte
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