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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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„Ich nehme an, du wirst uns auch nichts über die Absichten der Würmer verraten?“
    Er sah mich an und lachte höhnisch. Mit dieser Reaktion hatte ich gerechnet. Meine Familie schwebte möglicherweise in Gefahr. Ich sandte einen Energiefaden in sein Bewusstsein und stöberte in seinen Gedanken und Erinnerungen, um die Informationen zu finden, die ich benötigte. Roze Featherstone hatte das Gleiche einmal mit mir versucht, aber daran wollte ich jetzt nicht denken – eben so wenig wie an die Schuldgefühle, weil ich es nun ebenfalls machte. Sie hatte mich für eine Spionin aus Ixia gehalten, und für die oder für Verbrecher galt der Verhaltenskodex nicht. Mit den gleichen Argumenten konnte ich nun mein Handeln rechtfertigen. War ich deshalb genauso wie Roze? Vielleicht. Der Gedanke verursachte mir ein unbehagliches Gefühl.
    Abgesehen von ein paar abscheulichen Erinnerungen an ein Kirakawa-Ritual wusste der Mann praktisch überhaupt nichts. Er hatte den Befehl, zurückzubleiben und jeden anzugreifen, der aus den Höhlen kam. Ein Zusammentreffen seiner kleinen Abteilung mit der größeren Gruppe im Urwald war für später geplant. Wo und wann das Treffen stattfinden sollte, war ihm allerdings nicht bekannt. Und, was noch wichtiger war, er hatte keine Ahnung, was die anderen vorhatten.
    Über ein paar Einzelheiten war er allerdings im Bilde. Ich stieß auf die Bestätigung, dass Cahil und Ferde an diesem Ort gewesen waren und mit einer Gruppe von zwölf Würmern reisten.
    „Vierzehn reichen nicht aus, um einen Kampf gegen die Zaltanas zu gewinnen“, verkündete Leif mit stolzgeschwellter Brust.
    Ich stimmte ihm zu. „Aber gewinnen ist nicht alles.“
    Mein Wunsch aufzubrechen wurde von Minute zu Minute stärker. Ein Trupp Würmer war in den Urwald eingedrungen, und meine Familie schwebte möglicherweise in Lebensgefahr. In meiner Vorstellung sah ich Bilder von meinen gefangenen Eltern, die gefesselt auf dem Boden lagen. Der Gedanke an meine Cousine Nutty, die unbekümmert durch die Baumkronen kletterte und in eine Falle geriet, trieb mich zu noch größerer Eile an.
    Ich schulterte meinen Rucksack und befestigte meinen Streitkolben an der Halterung. „Was geschieht mit unserem Gefangenen?“, erkundigte ich mich bei Mondmann.
    „Ich kümmere mich um ihn.“
    „Wie?“
    „Das willst du gar nicht wissen.“
    „Und ob. Ich möchte, dass du mir alles erzählst!“
    Mondmann seufzte. „Vor langer Zeit gehörten die Würmer einmal zum Sandseed-Clan. Sie sind die schwarzen Schafe der Familie, die den Rest von Sitia unsicher machen. Wir behandeln sie nach den Regeln unserer Gesetze. Das ist der einzige Weg, um mit den Würmern fertig zu werden.“
    „Und der wäre?“
    „Man eliminiert sie.“
    Ich wollte protestieren. Was war mit den Mitgliedern, die vielleicht irregeleitet worden waren? Doch ich behielt meine Frage für mich. Jetzt war bestimmt nicht der günstigste Zeitpunkt, um über Verbrechen und Bestrafungen zu diskutieren.
    Stattdessen schaute ich zu den hohen Bäumen hinauf auf der Suche nach einem Weg in die Kronen. Hätte ich doch meinen Haken und mein Seil bloß nicht in der Höhle zurückgelassen! Mein Blick fiel auf eine lange Kletterpflanze, die ich benutzen konnte, um die höher gelegenen Äste zu erreichen. Nachdem ich mich orientiert hatte – die Heimstatt der Zaltanas lag in westlicher Richtung –, schwang ich mich auf den nächsten Baum.
    Mein magisches Bewusstsein projizierte ich auf die Lebewesen rings um mich herum. Auf dem Weg nach Hause sah ich Daviianer und andere Raubtiere. Das Geäst der dicht nebeneinanderstehenden Bäume war so dicht, dass ich nur langsam vorankam. Nach einigen Stunden war meine schweißnasse Kleidung zerrissen, und meine Haut brannte und juckte von unzähligen Kratzern und Insektenstichen.
    Während ich auf dem Ast eines Rotdornbaums verschnaufte, ließ ich meinen Blick über das Gebiet zwischen mir und Mondmann schweifen. Nirgendwo entdeckte ich einen Hinweis auf intelligentes Leben. Ich konnte also unbesorgt mentalen Kontakt mit Mondmann und Leif aufnehmen.
    Bis hierhin droht euch keinerlei Gefahr , teilte ich ihnen mit, während ich die kleine Lichtung unter mir betrachtete. Bleibt an Ort und Stelle, bis ich mich wieder mit euch in Verbindung setze .
    Sie waren einverstanden.
    Nachdem ich mich eine Weile ausgeruht hatte, setzte ich meinen Weg durch die Baumkronen des Urwalds fort, ständig auf der Hut vor den Daviianern. Ich passte mein Tempo dem

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