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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Leif, wandte ich mich an meinen Bruder, greif den Mann an, der Marrok bedroht, und lenke Cahil ab .
    Wann ? fragte Leif.
    „Jetzt!“, rief ich, projizierte mein Bewusstsein in Ferdes Geist vorbei an seinen mentalen Barrieren und übernahm die Kontrolle über seinen Körper. Diese Selbstverteidigungstaktik beherrschte ich, seit Goel mich gefangen genommen hatte. An Händen und Füßen gefesselt, war ich damals auf meine Zauberkraft angewiesen gewesen und hatte meine Seele in Goels Körper geschickt.
    Sobald Ferde spürte, dass ich in sein Bewusstsein eingedrungen war, versuchte er, mich mit aller Macht wieder hinauszudrängen. Ich beachtete seine Bemühungen überhaupt nicht. Er drohte mich genauso zu töten, wie er die anderen Opfer umgebracht hatte.
    Schmerzliche Erinnerungen tauchten auf; ihre Schreie hallten mir im Ohr, der stechende Geruch von Blut stieg mir in die Nase, und Bilder von verstümmelten Menschen zogen an meinem inneren Auge vorbei. Ferdes dunkle Begierden und krankhafte Machtfantasien, genährt durch Folter und Vergewaltigung, weckten unbändigen Zorn in mir.
    Um ihn im Zaum zu halten, nahm ich mir seine Seele vor, quetschte sie aus und legte auf diese Weise seine tiefen Ängste und die Ereignisse frei, die verantwortlich waren für seine perverse Machtgier. Sein Lieblingsonkel, der ihn gefesselt und missbraucht hatte. Die ältere Schwester, die ihn gequält hatte. Der Vater, der ihn verhöhnt hatte. Die Mutter, der er vertraut und alles erzählt hatte und die ihn zu seinem Onkel zurückgeschickt hatte – als Strafe für seine Lügen.
    Möglicherweise hatte ein Geschichtenweber Ferde dabei geholfen, seine Lebensfäden zu entwirren, die ich nun packte und zerriss. Wieder wurde er zum hilflosen Opfer. Ich durchforstete seine Erinnerung auf der Suche nach Informationen über die Würmer von Daviian. Kein Detail ließ ich außer Acht. Als ich damit fertig war, sah ich durch seine Augen.
    Mein Körper lag bewusstlos auf der Erde. Mondmann kämpfte mit einem Wurm. Sie bewegten sich um einen kopflosen Körper herum. Cahil schlug auf Leif ein, dessen Machete gegen Cahils langes Schwert kaum etwas ausrichten konnte. Leif würde bald aufgeben müssen. Tauno stand noch immer an derselben Stelle, als wäre er dort angewachsen. Marrok war wieder auf die Füße gekommen und kämpfte mit einem der Würmer. Neben ihnen lag ein weiterer geköpfter Leichnam. Die anderen Gäste hatten eine Kette gebildet und gossen eimerweise Wasser ins Feuer.
    Obwohl ich das Gefühl hatte, eine Ewigkeit in Ferdes Bewusstsein verbracht zu haben, waren es nur Sekunden gewesen. Ich hob das Blasrohr, das der Seelendieb in der Hand hielt, und zielte. Zunächst auf Cahil. Dann lud ich erneut, traf jeden einzelnen Wurm mit einem in Curare getränkten Pfeil und bereitete dem Kampf ein Ende.
    Mit Wasser konnte man den Flammenmenschen nicht besiegen, doch da seine Leute am Boden lagen, gab er sich geschlagen. „Beim nächsten Mal, meine kleine Fledermaus.“
    Zischend erstarb das Feuer. Ein Schwall öligen Rauchs stieg auf.
    Ich kehrte in meinen Körper zurück. Meine Glieder fühlten sich an, als wöge jedes einzelne tausend Pfund. Leif half mir hoch. Mit zitternden Beinen kam ich zum Stehen.
    Mrs Floranne trat zu uns. Sie knetete die Schürze in ihren Händen und sah sehr besorgt aus. „Was sollen wir jetzt tun?“
    „Schickt nach den Stadtwachen“, schlug ich vor. „Wir brauchen Unterstützung, um die Gefangenen in den Bergfried zu bringen.“
    Sie sandte den Stalljungen los.
    „Haben die alle Curare abbekommen?“ Leif zeigte auf die hingestreckten Figuren.
    Ich betrachtete Ferde. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden. „Alle bis auf einen. Ich habe seine Seele untersucht. Er wird uns keine Schwierigkeiten mehr machen.“
    „Wie lange?“
    „Für immer.“
    „Hältst du das für klug?“, schaltete Mondmann sich ein. Von seinem Krummsäbel tropfte das Blut, und sein Oberkörper war von Wunden übersät. „Du hättest das gleiche Ergebnis erreichen können, ohne sein Bewusstsein zu beschädigen.“
    „Ich …“
    Leif kam mir zu Hilfe. „Moment mal, Mr Neunmalklug. Du hättest ihn auch geköpft, wenn du die Gelegenheit dazu gehabt hättest. Außerdem hat er es verdient. Und es spielt sowieso keine Rolle, denn Roze hätte mit ihm das Gleiche gemacht, sobald er in der Zitadelle eingetroffen wäre. Yelena hat nur Zeit gespart.“
    Mir wurde beklommen zumute. Leifs Worte klangen in meinen Ohren nach. Roze hätte mit ihm das

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