Yendi
Blick zu; sie schien nicht überzeugt. Also schob ich es fürs erste beiseite. »Was ist mit Baritt?«
»Nein«, sagte Aliera.
Morrolan stimmte ihr zu. »Was immer er auch ist - war -, er war ganz gewiß nicht inkompetent.«
»Also«, überlegte ich weiter, »wenn jemand einen Zauber gesprochen hat, der es so aussehen ließ, als wäre sie keine reine Dragon, muß Baritt eingeweiht gewesen sein. Der Lyorn hätte getäuscht werden können.«
»Vlad«, sagte Morrolan, »der Athyra hätte ebenfalls eingeweiht sein müssen - und davon mußt du mich erst überzeugen.«
»Das habe ich auch noch nicht entschlüsselt«, mußte ich zugeben. »Aber eins nach dem anderen. Sethra, wie hat Sethra die Jüngere überhaupt von der Sache erfahren?«
»Das weiß ich nicht, Vlad. Es ist über vierhundert Jahre her.«
»Bei deinem Alter, Sethra, ist das fast wie gestern.«
Sie zog eine Braue hoch. Dann wanderten ihre Pupillen nach oben und nach links, als sie sich zu erinnern versuchte.
»Sie hat gesagt, sie hätte durch einen Freund davon erfahren, der mit Lady Miera etwas getrunken hatte. Sie hat gesagt, Lady Miera habe ihrem Freund davon erzählt, und der Freund wiederum ihr.«
»Und der Name des Freundes?«
Sie seufzte und sank in ihrem Sessel zurück. Sie legte die Hände auf den Kopf, den Kopf in den Nacken und rollte mit den Augen. Wir saßen dabei und trauten uns kaum zu atmen. Plötzlich richtete sie sich auf. »Vlad, das war Baritt!«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ihr herausfinden wollt, was Baritt über die Geschichte weiß - ich kann euch sagen, wo ihr ihn findet, aber erwartet nicht, daß ich mit euch komme. Ich bin einmal an den Pforten des Todes gewesen; das reicht für ein Leben - mindestens. Ich habe meine eigenen Probleme. Es gibt da einen Kerl, der mich wieder dorthin schicken will. Bildlich gesprochen«, fügte ich hinzu. »Soviel ich weiß, lassen sie dort ja keine Ostländer rein.
Jedenfalls«, sprach ich weiter, »erinnerst du dich noch, wer der Lyorn war, Sethra?«
»Das habe ich nie gewußt«, antwortete sie. »Mein Beitrag war erledigt, und ich wollte nichts weiter damit zu tun haben. Ich war nicht dabei, als sie die zweite Prüfung gemacht haben.«
»Oh. Dann nehme ich an, du weißt auch nicht, wer der Athyra war.«
»So ist es.«
»Es wird alles in den Chroniken stehen«, warf Aliera ein. »Wir können es nachlesen.«
Ich nickte. »Dann ist momentan nichts weiter in dieser Angelegenheit zu tun, richtig?«
Zustimmung von Sethra, Aliera und Morrolan. Norathar und Cawti hatten uns die ganze Zeit über ausdruckslos zugesehen. Mir fiel auf, daß es seltsam war, wie ich die Führung bei der Untersuchung der Geschichte des Hauses der Dragon an mich genommen hatte. Andererseits sind Untersuchungen gewissermaßen meine Spezialität. Eine davon. Cawti hätte es auch machen können, aber sie war noch weniger daran interessiert als ich.
»Die nächste Frage«, sagte Morrolan, »ist, wie tragen wir dies dem Rat der Dragon vor? Ich würde vorschlagen, daß Aliera und ich vor ihn treten und - «
Aliera unterbrach ihn: »Vielleicht wäre später ein besserer Zeitpunkt dafür. Diese Angelegenheit sollte eigentlich unter Dragon besprochen werden.«
Darauf entstand eine kurze unangenehme Stille; dann erhob sich Cawti. »Entschuldigt mich«, sagte sie. »Ich denke, ich würde mich jetzt gern zurückziehen.«
Sethra stand auf und verneigte sich höflich, als Cawti ging. Dann setzte sie sich wieder, und Morrolan sagte: »Ich frage mich, was ihr Sorgen bereitet.«
Typisch.
»Das Ende einer Partnerschaft«, antwortete Norathar, und es sah so aus, als wären neue Kummerfalten um ihre Augen und ihr Kinn entstanden. Andererseits war sie ja jetzt eine Dragonlady, also konnte sie ihre Gefühle ruhig zeigen. Sie erhob sich, verneigte sich und ging Cawti hinterher.
Ich folgte ihnen mit meinen Augen, dann blickte ich auf den Tisch. Das Essen war kalt und der Wein warm. Hätte da eine Zwiebel gelegen, sie wäre mit Sicherheit faul gewesen.
11
»LUST AUF EIN SPIEL, BOSS?«
Sie ließen mich alleine am Tisch zurück, also dachte ich eine Weile über Zwiebeln nach. Die beschäftigten mich immer noch, als jemand mich psionisch zu erreichen versuchte.
»Wer ist da?«
»Fentor, im Schwarzen Schloß, Mylord. Ich habe die Information, die Ihr wolltet.«
»Über den Aufstand? Gut, her damit.«
»Er beschränkte sich auf drei Blocks in der Nähe von -«
»Ich weiß, wo er war. Weiter.«
»Ja, Mylord. Es war eine
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