Yoda - Pfad der Dunkelheit
gewesen, als sie feststellten, mit welch gemischten Gefühlen man den Jedi in der Öffentlichkeit tatsächlich begegnete.
Und für Whie kam dann auch noch die Sache mit diesem Mädchen hinzu.
Tallisibeth war draufgängerisch und klug und auf eine athletische Art schön, aber die Macht war schwach in ihr. Eine brisantere Mischung war nur schwer verstellbar, dachte Jai müde. Meister Yoda hatte ja vermutlich seine Gründe dafür, dass er sie mitnahm, aber ein stärkerer, weniger eigensinniger Padawan hätte ihnen allen das Leben sehr erleichtert. Es fing schon damit an, dass Whie nicht die Augen von ihr lassen konnte. Bei einem dreizehnjährigen Jungen, den man tagelang mit einem hübschen Mädchen in einem Zimmer einsperrte, war das natürlich ganz normal, aber der Konzentration war es nicht eben förderlich. Scout schien Whies Angewohnheit, ihr verstohlene Blicke zuzuwerfen, noch gar nicht bemerkt zu haben, aber Meisterin Leems liebevolles Lächeln deutete darauf hin, dass er zumindest seiner Meisterin nichts vormachen konnte. Im Jedi-Tempel wäre das alles weiter nichts als ein großer Spaß gewesen - die Zeit des Heranwachsens brachte jedes Jahr Lacher auf Kosten einiger Padawane mit sich -, aber hier draußen, auf einer Mission, während der sie Graf Dooku gegenübertreten mussten, war es eine Ablenkung, die Jai nicht gebrauchen konnte.
Jai mochte das Mädchen ebenfalls.
Und ehrlich gesagt, er sträubte sich dagegen. Bei dem gegenwärtigen Kriegsverlauf mussten die Jedi ihr Leben in einem Maß aufs Spiel setzen, wie es seit dem Sith-Krieg nicht mehr vorgekommen war Ein Mädchen wie Scout - Enwandung-Esterhazy ermahnte er sich; verfall nicht in die Vertraulichkeit von Spitznamen. Jai -, ein solches Mädchen würde binnen eines Jahres tot sein.
Das würde schon genug wehtun. Weitere Schmerzen konnte er nicht gebrauchen.
Whie war in sein Gewand geschlüpft. Die Kabinentür glitt fast vollständig in den Boden und gab den Blick frei auf den schummrig beleuchteten Korridor. Die Korridorbeleuchtung war durchgebrannt, als der Feueralarm losging, und der Wartungstrupp hatte zwar die hochgradig erregte Sicherheitsmonade demontiert, war aber noch nicht dazu gekommen, die Beleuchtung zu reparieren.
Jai sah zu, wie der Junge über die hohe Schwelle schritt und die Tür dann wieder hinter sich schloss.
Jai hätte zehn Credits darauf gewettet, dass der Junge in den Trainingsraum wollte. Jai konnte sich noch gut erinnern, dass er selbst als Padawan ein paar nächtliche Trainingseinheiten mehr eingelegt hatte, um nicht an ein bestimmtes Mädchen zu denken. Wer war es noch? Jang Li-Lis rothaarige Freundin. Politrix, so hieß sie. Zwei Monate nach Geonosis in einem Hinterhalt ums Leben gekommen, Plasmagranate.
Er erinnerte sich an ihr Haar, rote Ringellöckchen, die ihr bis auf die Schultern fielen. Und wie ihr Haar geduftet hatte - sie hatten im Übungsraum trainiert, sie hatte ihn auf die Matte geworfen und gelacht, und ihr Haar war auf seine Wange herabgefallen. Und jetzt war sie tot.
Jai spürte eine Träne auf seiner Wange und wehrte sich nicht dagegen. Auch die Trauer gehörte zum Leben, es nützte nichts, das zu leugnen. Aus einer ruhigen Mitte betrachtete er seine Trauer. So viel Leid. So viele Freunde aus seiner Kindheit lebten nicht mehr.
Es fiel ihm immer schwerer, Trauer zu empfinden, ohne sich ihr hinzugeben. Wie hatte Meister Yoda einmal gesagt? Zu viel Kummer in einen Stein verwandelt das Herz.
Und so bemühte er sich, Scout nicht allzu sehr lieb zu gewinnen, und gleichzeitig spürte er, wie er sie innerlich antrieb, wie er wollte, dass sie stärker und schneller und tödlicher wurde, denn das war es, was sie künftig nötig haben würde. Tapfer genug war sie schon - bei den Sternen, das musste selbst er ihr lassen. Aber Tapferkeit allein reichte nicht. Er selbst war auch tapfer gewesen, als er vor Dooku und Asajj Ventress gestanden hatte. Und es hatte ihn nicht vor der Niederlage bewahrt.
Jai atmete hörbar laut aus. So viel zu seiner Gelassenheit als Jedi.
Er blieb noch ein wenig länger in der Dunkelheit liegen, gab dann jede Hoffnung auf, einschlafen zu können, schlüpfte in sein Gewand (viel leiser als Whie), folgte dem Jungen durch das Schiff und ließ Scouts seltsam anrührendes mädchenhaftes Schnarchen hinter sich zurück.
Wie er es sich bereits gedacht hatte, fand er den Jungen im Trainingsraum, wo er sich in der Broken Gate genannten Form des unbewaffneten Nahkampfes übte - Drehung,
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