Yoda - Pfad der Dunkelheit
Fußtritt, Schlag, Wurf! Er war gut - mehr als das: Er war wie Quecksilber, ließ die Macht im Wechselspiel mit seinen Bewegungen sich zusammenballen und dann wieder frei fließen, ließ sie mit einem hohen Sprung emporschweben und schleuderte sie dann mit seinem letzten Schlag wie einen Blitz hinab. Wo die Füße des Jungen auf dem Boden aufkamen, platzte die Matte auf, und Schaum quoll hervor.
»Ausgezeichnet«, sagte Jai leise.
Whie wirbelte herum, machte einen Salto und landete in Kampfstellung, die offenen Hände erhoben; die Macht leuchtete wie ein Kugelblitz in seinen Handflächen. »Was wollt Ihr?«
Jai blinzelte. »Sprichst du so zu einem Jedi-Meister, Padawan?«
Whie starrte ihn an, und seine Brust hob und senkte sich.
»Padawan?«
»Würdet Ihr einen Jedi töten?«, fragte Whie unvermittelt. »Wenn Ihr der Meinung wärt, er sei auf die Dunkle Seite gewechselt?«
»Ja.«
»Einfach so? Gehören wir nicht alle zu einer großen Familie?«
»Eben deshalb«, sagte Jai Maruk. »Ein Jedi, der auf die Dunkle Seite gewechselt ist. ist kein gewöhnlicher Verbrecher, Whie. Seine Gaben und Fähigkeiten verleihen ihm eine große Macht, Böses zu tun.«
»Ihr würdet ihm keine Gelegenheit geben, sich zu bessern?«
»Wenn die Dunkle Seite dich erst einmal im Griff hat, mein Junge, gibt sie dich nie wieder frei.« Jai legte den Kopf schief. Vorsichtig sagte er: »Ich hoffe, Padawan, du verwechselst einen schwachen Moment nicht mit einem Wechsel auf die Dunkle Seite. Wir alle machen Fehler.«
»Selbst Meister Yoda?«
»Selbst Meister Yoda! Behauptet er zumindest. Ich wüsste nicht, welche das wären. Wenn Meister Yoda Hunger hat. stimmt ihn das allerdings nicht unbedingt milde.« Jai verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Auch mein Gemüt ist nicht besonders ausgeglichen. Man könnte es als aufbrausend und wütend bezeichnen. Ich verdamme zu schnell und verzeihe zu langsam. Ich habe im Zorn schon Menschen geschlagen.« Eher beiläufig, bemüht, das nicht allzu sehr zu betonen, fügte er hinzu: »Ich hatte Gefühle Frauen gegenüber. Das ist nur natürlich. Aber obwohl die Dunkle Seite einen Großteil ihrer Macht aus derartigen Gefühlen schöpft, bedeutet es nicht automatisch, dass man den falschen Weg eingeschlagen hat, wenn man solche Gefühle hegt. Verstehst du? Es ist der Entschluss zu herrschen, zu zermalmen, Kraft aus der Schwäche anderer zu ziehen, der Zeichen für einen Wechsel auf die Dunkle Seite ist. Dunkel oder hell - das ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung.«
Einiges von der wütenden Energie wich langsam aus Whies angespanntem Körper. Seine Schultern lockerten sich, und seine Arme sanken herab. »Ich habe immer gedacht, ich hin ein guter Mensch«, sagte er leise. »Ich habe nie verstanden, warum jemand. Essen aus der Küche stiehlt. Oder bei Prüfungen schummelt. Ich war ein braver Junge«, sagte Whie mit ernster Stimme. »Und ich dachte immer, das wäre dasselbe wie tugendhaft.«
»Schon erstaunlich, wie leicht es ist, den Versuchungen anderer Leute zu widerstehen, nicht wahr?«, sagte Jai trocken. Unerwartetes Mitgefühl für den jungen Mann überkam ihn -zum einen war es Zuneigung für Whie, zum anderen Mitleid mit sich selbst, wie er in diesem Alter gewesen war: innerlich angespannt und wütend und sich dessen kaum bewusst. Nachdem er sich sein ganzes Leben lang für einen braven Jungen gehalten hatte, wurde Whie jetzt erst bewusst, welche schwierigen Entscheidungen es im Leben zu treffen galt - vor die auch jeder Krämersohn gestellt war, von einem künftigen Jedi-Ritter ganz zu schweigen. »Mach dir keine Sorgen«, sagte Jai. »Meister Yoda und Meisterin Leem kennen dich in gewisser Weise besser, als du dich selber kennst. Selbst ich weiß so einiges über dich, junger Whie. Es ist nie einfach, in dieser Welt zu leben, aber wir alle sehen in dir immer noch das, was du glaubtest, in dir selbst zu sehen: einen guten Menschen, der eines Tages ein guter Jedi-Ritter sein wird. Triff deine Entscheidungen, Padawan. Sie werden nicht alle richtig sein, aber die meisten davon schon, und keiner deiner Meister fürchtet, du könntest auf die Dunkle Seite wechseln.«
Verhaltene Hoffnung zeigte sich auf dem Gesicht des Jungen. Und Erleichterung. »Danke«, sagte er.
»Gehst du jetzt wieder schlafen? Da warten noch einige Träume darauf, heute Nacht von dir geträumt zu werden.«
Das war keine besonders glückliche Art, es auszudrücken. Whies Gesicht verfinsterte sich wieder. »N-nein«,
Weitere Kostenlose Bücher