Yoga-Anatomie
anwenden. Das ist vielleicht der Grund, warum in vielen Yoga-Traditionen einfache Standpositionen als Ausgangspunkt für das Praktizieren der Asanas angesehen werden.
In diesem Buch sind die Haltungen nach ihrer Ausgangsposition geordnet, die sich aus der Kontaktfläche ergibt. Jedes Asana kann aus unterschiedlichen Ausgangspositionen hervorgehen, aber wir haben für jede Haltung nach Möglichkeit den einfachsten Einstieg gewählt:
• Stehend: Bodenkontakt mit den Fußsohlen
• Sitzend: Bodenkontakt mit dem Becken
• Kniend: Bodenkontakt mit den Knien, Schienbeinen und Fußrücken
• Rückenlage: Bodenkontakt mit der Rückseite des Körpers
• Bauchlage: Bodenkontakt mit der Vorderseite des Körpers
• Armgestützt: Bodenkontakt mit den Handflächen
Gelenkanalyse des Skeletts
Nachdem die Auftrittsfläche für das Asana festgelegt wurde, analysieren wir die Gelenkaktionen anhand der folgenden Fragen:
Achsenskelett
• Was macht die Wirbelsäule?
• Wird sie bei unveränderter Form im Raum bewegt oder sind ihre Gelenke aktiv?
• Falls Gelenke aktiv sind, um welche Gelenkaktion handelt es sich?
• Falls keine Gelenke aktiv sind, sondern Bewegung im Raum stattfindet, durch welche Gelenke wird die Wirbelsäule bewegt?
Extremitäten
• Welches Gelenk ist das zentrale Gelenk, um das es sich handelt?
• Ist das Gelenk aktiv oder wird es im Raum bewegt oder passiert beides?
• Falls das Hauptgelenk aktiv ist, um welche Gelenkaktion handelt es sich?
• Falls das Hauptgelenk im Raum bewegt wird, durch welche Gelenke wird es dann bewegt?
Bitte beachten Sie, dass die Abbildungen Momentaufnahmen aus einem kompletten Bewegungsablauf sind und dass die Abfolge der beschriebenen Bewegungen nicht aus den Beschreibungen hervorgeht. Die Reihenfolge der Auflistungen gibt keinen Hinweis darauf, welche Bewegungsabfolge in der Praxis die beste, zweckmäßigste oder effektivste ist. Es gibt nicht nur eine richtige Art, die Haltungen einzunehmen und aufzulösen, denn bei jeder möglichen Wahl, die Sie treffen, wird Ihnen eine andere Erfahrung zuteil.
Analyse des Muskelsystems
Sobald klar ist, um welche Hauptgelenkaktion es sich handelt, können wir uns den Muskeln zuwenden. Dieser Prozess ist komplexer, da wir das Verhältnis zur Schwerkraft und zu anderen Quellen des Widerstands berücksichtigen müssen, um herauszufinden, welche Muskeln eventuell noch daran beteiligt sind. Um die Auswahl beteiligter Muskeln einzugrenzen, stellen wir uns die folgenden Fragen:
Aktive Gelenke
• Welche Gelenkaktion liegt vor? Was verursacht die Gelenkaktion?
• Folgt die Bewegung der Schwerkraft, sodass das Gewicht des Körpers oder die Extremitäten die Bewegung verursachen? (Wenn ja, dann suchen wir nach exzentrischen Muskelaktivitäten, die den Zug der Schwerkraft modulieren.)
• Werden bei der Gelenkaktion das Gewicht des Körpers oder die Extremitäten angehoben oder gegen einen anderen Widerstand bewegt? (Wenn ja, dann suchen wir nach konzentrischen Muskelaktivitäten, die den Zug der Schwerkraft überwinden.)
Inaktive Gelenke, die in ihrer Position oder in neutraler Ausrichtung gehalten werden
• Gibt es Kräfte von außen, etwa den Zug der Schwerkraft oder die Aktivität eines anderen Körperteils, die das Gelenk aus seiner neutralen Position bewegen würden, wenn keine Muskeln aktiv wären? (Wenn ja, dann sind zum Beibehalten der Ausrichtung während der Bewegung im Raum eventuell Muskelaktivitäten nötig, auch wenn das Gelenk selbst gar nicht bewegt wird.)
An diesem Punkt mag die verständliche Frage aufkommen, warum nicht alle Muskeln isometrisch kontrahieren, wo doch die Haltungen alle statisch sind.
Wir beschreiben, wie die Haltung aus einer Ausgangsposition eingenommen wird, nicht, wie sie gehalten wird. Selbst wenn eine Haltung für einen bestimmten Zeitraum gehalten wird, sind die Muskelaktivitäten, die einen in diese Haltung gebracht haben, sehr wahrscheinlich noch präsent.
Die Vorstellung, wir wären jemals ganz ohne Bewegung, ist eine Illusion, einer der Schleier der Maya (ein Sanskrit-Begriff für temporäre Wahrheiten, die der stofflichen Welt entspringen). Grundsätzlich hören die Aktivitäten unseres Atmungssystems nie auf. Selbst wenn wir von einer finalen Position sprechen, ist es doch nur eine Art Schnappschuss aus einer nie endenden Abfolge von Bewegungen, die sich endlos in Vergangenheit und Zukunft erstrecken. Solange wir leben, kommen wir nie ganz zum Stillstand.
Hinweise zu jeder Haltung
Mit
Weitere Kostenlose Bücher