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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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wahrzunehmen. Sie merkte, dass sie mehr aß, wenn sie erzählte, also fing sie an zu schweigen und tat so, als ob sie zuhörte. Manchmal aß sie auch alleine, ohne ihre Familie. Obwohl sie sich ihre Notizen nie ansah, halfen sie ihr. Das Beste daran war, sagte sie, dass sie Kuchen aß, wenn sie ihn wirklich wollte. Sie nahm in vier Monaten 18 Kilo ab.
    Es klang so sinnvoll. Ich wollte das auch. Ich wollte nicht mehr Kalorien zählen oder überlegen, ob ich mein heutiges Kohlenhydrat-
limit schon überschritten hätte. Ich wollte, dass alles von innen käme, dass mein Körper mir sagen würde, was ich zu mir nehmen soll, wann und wie viel. Ich wollte meinem Körper zum ersten Mal in meinem Leben Gutes zuführen und nicht nur das, was ihn schlank hielt. Na ja, nicht ganz: Ich wollte beides.
    Ich vermutete, dass schon die wenigen Yoga-Stunden dieses Verlangen angeleiert hatten. Ich las in meinem Yoga-Buch nach: Tatsächlich galt als erwiesen, dass Yogis auf Dauer bessere, weil achtsamere Esser seien. Sie könnten auf ihren Hunger hören und sie ließen sich beim Essen nicht so leicht ablenken. Yoga half beim Eintunen. Das war kein Shanti-Gelaber. Das Buch zitierte eine Studie des Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, die im Journal of the American Dietetic Association veröffentlicht worden war.
    Richtig, Yoga. Ich musste mich noch nicht einmal besonders motivieren, um hinzugehen. Ich tat es einfach. Ich wusste ungefähr, wie die Stunden aussehen würden, ich hatte, wie ein richtiger kleiner Yogi, schon Lieblingsasanas (Hund mit dem Gesicht nach unten, Krieger I, Krieger II, Fisch, Schulterstand) und andere, die ich nicht mochte, weil sie mir schwerfielen (kleine Kobra, Tisch, Baum, alles, was an einen Liegestütz erinnerte). Ich bediente mich diesmal nicht aus meiner stets voll gefüllten Vorratskammer der Ausreden und veranstaltete keine Selbstsabotageakte, um mich vor dem Unterricht zu drücken. (Vor ein paar Jahren hatte ich kurz vor einer Bauch-Beine-Po-Stunde angefangen, mein Schlafzimmer zu streichen. Natürlich hätte ich auch einfach so nicht zur Stunde gehen können, aber die Regeln der Selbstsabotage sind kompliziert.)
    Vor der nächsten Yoga-Stunde machte ich allerdings einen großen Fehler. Ich trank eine Stunde davor noch zwei Tassen Kaffee. Ähem. Bei bestimmten Asanas gurgelte es hörbar in meinem Darm. Zudem schien noch jemand anders links hinten denselben Fehler wie ich gemacht zu haben, denn dort gurgelte es ebenfalls, fast so, als antworte er oder sie auf mein Gurgeln. Herrje. Jetzt sollte jemand einen dieser berühmten Yoga-Fürze loslassen, das wär’s! Das würde vom Gurgeln ablenken. Alle Anwesenden ignorierten unsere kleine Darmmusik nobel, doch vor allem im Shavasana, der Totenstellung, mussten sie es einfach hören! An Entspannung war während dieses Shavasanas nicht zu denken, also öffnete ich immer wieder die Augen, betend, dass die Musik bald lauter werden würde, und erblickte einen Aufkleber unten an der Tür. Darauf war eine Kuh zu sehen, die fröhlich guckte und in einer Sprechblase aus Wolken sagte: Don’t eat me . Na klar, die alte Yoga-Vegetarier-Connection. Das ließ mich ziemlich kalt, denn ich hatte lange Zeit kein Fleisch gegessen, tat es jetzt aber wieder, und zwar gerne. Aber diese Ayurveda-Philosophie, die Körper und Persönlichkeit in drei sogenannte Doshas aufteilte, interessierte mich. Das musste ich mal nachlesen.
    Ich konnte es kaum glauben, aber nach der Stunde stand Alev plötzlich neben mir, schweißgebadet. Ich hatte sie gar nicht gesehen. Man entwickelt nach einigen Yoga-Stunden ein gekonntes Aus-dem-Augenwinkel-Gucken, nimmt dabei aber eher Silhouetten als Personen wahr. Ich hoffte, dass das auch für die anderen galt, vor allem nach diesem Gurgelkonzert.
    »Was für ein Scheiß!«, lächelte Alev. »Und so anstrengend. Aber bei dem Gurgeln musste ich fast lachen. Du auch?«
    *
    Ich erzählte Polly von meinem Gurgelkonzert.
    »Das passiert ständig. Du darfst einfach drei Stunden vorher nichts essen und nicht so viel Kaffee trinken. Aber wenn du doch etwas vor dem Yoga isst, solltest du auf jeden Fall Kohlenhydrate zu dir nehmen. Dann ist die Verletzungsgefahr viel geringer und du kannst dich beim Yoga besser konzentrieren.«
    »Wie bitte? Kohlenhydrate? Soll man nicht mit einem fettreichen Frühstück den Tag beginnen?«
    »Wenn man will, dass der Körper die Fette besser verarbeitet, schon. Aber für alle Sportarten sind Kohlenhydrate die beste

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