Yoga Bitch
die Dynamik der Akrobatik würden miteinander verbunden.«
Yoga-Arten für Einzelschicksale
– Nackt-Yoga
– Yoga für Foodies: Yoga, bei dem zwischendrin gegessen wird
– Hormon-Yoga
– Lach-Yoga
– Pferde-Yoga
– Yoga in Bäumen
– Anti-Schwerkraft-Yoga: Yoga in Hängematten, die knapp über dem Boden aufgebaut sind
– Acro-Yoga
– Airport Yoga
– Kiff-Yoga: der neueste Trend aus den USA, Yoga in Verbindung mit Marihuana
»Und wie sah Acro-Yoga aus?«
»Man turnt die ganze Zeit aufeinander rum. Du würdest es hassen. It’s Arschbacke on Arschbacke, baby. «
»Horror!«
»Übrigens, in meinem Studio machen wir keine Partnerübungen. Noch nicht. Das scheint aber echt ein Trend zu sein. Du bist nicht die Erste, die sich darüber beschwert.«
Polly versuchte immer wieder, mich in ihr Studio zu locken, und obwohl ich nicht wusste, warum, wollte ich es partout nicht ausprobieren. Ich hatte da so ein leichtes Sektengefühl, glaube ich. Stattdessen fasste ich den Entschluss, nur noch Stunden bei Lehrern zu besuchen, die keine Partnerübungen machten.
Alev und ich gingen also in der nächsten Stunde zu Jana. Jana könnte die Wunderwaffe sein, die Alev braucht, dachte ich. Die würde sie überzeugen können. Als ich im Yoga-Studio ankam, war Alev schon da und ganz aufgeregt.
»Weißt du, wer da ist?«, fragte sie mit Schnappatmung.
»Wer denn?«, fragte ich. Ich hoffte auf Christy Turlington oder Sting oder so.
»Die neue Flamme von Herrn Arschloch. Zum ersten Mal da. Ich hab’ gelauscht, als sie sich angemeldet hat.«
Hilfe! Ich platzierte mich und meine Matte strategisch günstig, um Fräulein Arschloch gut beobachten zu können. Sie stolzierte herum mit der körperlichen Lässigkeit, die nur sehr schlanke Frauen zustande bringen, denn sie wissen, dass sie für andere das Ideal darstellen. Sie wissen auch, dass ihnen Leggings am besten stehen. Es war offensichtlich, dass sich Fräulein Arschloch in ihren Leggings sehr gut gefiel.
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich in dieser Stunde funktionierte. Ich weiß nur, dass ich von meinem göttlichen Selbst sehr weit entfernt war, weil ich damit beschäftigt war, die Pobacken von Fräulein Arschloch auszuchecken. Sowie ihre Brüste, ihre Füße, ihre Oberschenkel, ihre Hüften, ihre Taille und ihre Haare – übrigens ein sehr maues Blond, wenn ich das bemerken darf – und nicht zuletzt ihre Yoga-Klamotten. Mäh. Aber zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass es ihre erste Stunde war. (Aber Moment mal. Wer bin ich denn, sie zu verteidigen? Was mache ich denn da?)
Sich die neue Freundin eines Ex anzusehen, ist nie leicht. Man kann nicht gewinnen. Ist sie hübsch, fängt man an zu vergleichen, findet sich furchtbar und wird eifersüchtig, auch wenn man längst über ihn hinweg ist; ist sie furchtbar, denkt man sich: Was hat der denn für einen Geschmack? Sieht er mich etwa in derselben Kategorie wie diese hässliche Kuh? Es ist eine Lose-lose-Situation. Doch die neue Freundin eines Ex in Posen zu sehen, in denen wahrscheinlich noch nicht einmal er sie gesehen hat, ist eine Extremsituation. Tschüss, göttliches Selbst. Hallo Niedertracht, Eifersucht und Mordfantasien.
Ich betrachtete also aus dem Krieger 1 die Pobacken der Neuen
meines Ex, und genau in dieser Stellung hörte ich ausgerechnet aus Janas Mund zum ersten Mal die gefürchteten, verhassten Worte: »Jetzt sucht Euch mal einen Partner.« Als ich wieder zum Stehen gekommen war, sah ich mich nach Alev um, die aber schon von einer übereifrigen Hippie-Oma belagert wurde und mir mit einer Grimasse zu verstehen gab, dass sie schon vergeben sei. Verdammt. Ich spürte Panik in mir hochsteigen und war wie gelähmt. Noch bevor ich mich zusammenreißen und umsehen konnte, stand Fräulein Arschloch lächelnd neben mir.
»Hi, ich bin Kati. Wollen wir?«, fragte sie.
Ich wollte schreien: Nein! Nein! Vor allem nicht mit dir! Doch ich sagte: »Klar.« Nein sagen ging ja schlecht – dazu war ich zu wohlerzogen und zu feige. Wobei es natürlich schon gegangen wäre, wenn ich mich getraut hätte. Aber dann wäre ich der aussätzige Freak gewesen, der sich der Gruppendynamik widersetzt. Hätte ich es bloß getan! Dann hätte ich mir meine erste Yoga-Krise erspart.
Was dann passierte, war schrecklich. Ich sollte Kati zunächst stützen, während sie eine Art halben Handstand machte, mit den Händen am Boden und den Beinen an der Wand. Das bedeutete, dass ihr Kopf zwischen meinen Beinen war, sodass ihre Schultern
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