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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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Brezen! Wo war die Freiheit – ich dachte an Mina – die Klamotten zu tragen, die mich im Rennen halten können, wenn ich nicht einmal die eine Jeans, die ich immer zubekommen habe, zuknöpfen kann? Die Roger-Jeans liebte ich nicht nur, weil sie so zuverlässig war, sondern auch, weil sie mich irre schlank aussehen ließ. Das galt natürlich nur für den Fall, dass ich sie auch trug.
    Ich stellte mich auf die Waage – 19 Pfund zu viel. Ich rief Alev an, um ihr abzusagen. Ich war nicht in der Stimmung, irgendjemanden zu sehen. Außerdem hatte ich wortwörtlich nichts anzuziehen – wenn die Roger-Jeans nicht passte, dann konnte ich alle anderen Hosen vergessen, und mir war nun mal nach Hosen zumute.
    Ich war aber nicht nur bestürzt darüber, dass die Jeans nicht zuging, sondern auch, wie sehr mich das belastete. Ich war doch gesund, hatte eine tolle Familie, großartige Freunde, einen Job, der mich erfüllte. Wie konnte mich das so runterziehen, meine überflüssigen Pfunde, meine Schwabbelstellen, meine Falten, die sich jeden Tag stärker abzeichneten? Sollte ich die nicht »lieben«? Waren die nicht Teil von mir? War mein Benehmen nicht erbärmlich, undankbar, am Leben vorbei? Vielleicht. Doch eins stand fest: Es musste dringend etwas passieren, und nicht so larifari mit ein bisschen Yoga. Jetzt würden andere Saiten aufgezogen werden.
    Ich rief Alev an, um mich vor dem Treffen zu drücken, Übelkeit, Stress, ach, irgendeine Ausrede. Sie schien enttäuscht und fragte, ob es wirklich nicht ginge. Sie wollte mir etwas Wichtiges sagen. Nein, heute wirklich nicht, wollte ich schreien, denn heute musste ich mit einem besonders fiesen Schlag des Alters fertigwerden. Meine Roger-Jeans – mein Sicherheitsnetz – die mich mit ihrem Stretchanteil immer aufgefangen hatte, ging nicht mehr zu! Hinüber. Out and over, aber leider nicht Roger.
    Ich zog stattdessen eine ausgeleierte Jogginghose an, die erst im neunten Monat mit Zwillingen anfangen würde zu zwicken, und zog eine hübsche Dose von meiner Tante gebackener Plätzchen zurate. Ich setzte mich aufs Sofa und glotzte. Ich verglich jede Figur auf dem Bildschirm mit meiner, und da es sich meist um Hollywood-Figuren handelte, schnitt ich eher schlecht ab. Dagegen halfen nur noch mehr Plätzchen. Ab und zu lugte ich hinüber ins Bücherregal, wo mich das leere Buch mit dem Titel Projekt Vanity hämisch angrinste. Als ich die Plätzchen aufgefuttert hatte, griff ich mir die nächste Dose.
    Langsam fühlte ich mich besser. Natürlich würde ich ab morgen … Verdammt, es klingelte an der Tür. Oh nein. Ich würde einfach nicht aufmachen. Dann piepte mein Handy. Eine Nachricht von Alev:
    Nun mach schon auf. Ich seh doch Licht bei dir.
    Also gut. Alev kam hoch, und ich fiel ihr sofort um den Hals und fing an zu heulen. Alev. Meine Freundin. Sie würde immer für mich da sein, auch wenn ich 100 Kilo wiegen würde. Sie roch nach Kneipenrauch und Comme des Garçons.
    »Hey, ist ja gut, weißt du’s schon?«, fragte sie mit einem unglaublich breiten und strahlenden Lächeln. Wir reden hier über Julia-Roberts-Dimensionen.
    »Was denn?«
    Sie hielt mir ihren Ringfinger hin, mit einem funkelnden Vintage-Princess-Cut, antik (ich würde auf 40er- oder 50er-Jahre tippen), in Gelbgold gefasst. Sehr schön. Ein Verlobungsring!
    Sie sah mich gespannt an, denn nun, das war mein Teil in der modernen urbanen Frauenrolle, musste ich kreischen. Ich kreischte.
    »Sag mal, bist du, seid ihr, der ist ja … ach!«
    Ich fiel ihr noch einmal um den Hals und fing noch mal an zu weinen.
    »Ja, er hat mich gefragt, und ich habe sofort Ja gesagt. Wir heiraten, Schatzi«, grinste Alev. Sie war wirklich so süß und so glücklich. Ich gratulierte. Sie hatte eine Flasche Champagner dabei, die wir sofort öffneten.
    »Ich möchte natürlich, dass du meine Brautjungfer bist. Also mit Polly, Sophie und Rosa«, sagte sie.
    »Klar. Aber bitte kein lavendelfarbenes oder taubenblaues Kleid. Wann soll denn die Hochzeit sein?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wahrscheinlich im Sommer, vielleicht im Herbst. Vielleicht schon im Frühling! Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich: Ich muss davor abnehmen.«
    »Du? Bitte, ich habe vorhin meine Roger-Jeans nicht zubekommen! Und wieso wollen eigentlich immer alle Bräute vor der Hochzeit abnehmen?«
    »Du hast die Roger-Jeans nicht zubekommen? Hast du etwa deswegen abgesagt? Du Kuh!«
    »Ach, Quatsch! Mir war wirklich schlecht!«, protestierte ich entrüs-tet.
    »Ich

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