Yoga Bitch
innere Stimme zu hören. Manche Menschen hoffen so, neue Energiequellen zu finden. Gegen Enttäuschungen ist allerdings niemand gewappnet.«
Je mehr ich über das Fasten las, umso mehr Parallelen entdeckte ich zwischen seiner Wirkung und der des Yoga. Ich las, dass Fasten den Körper von innen reinigt, euphorisch und glücklich macht und den Weg zur eigenen Mitte weisen und psychische Blockaden lösen kann. Das hörte sich an wie Yoga. Sollte man nicht beides miteinander verbinden, um eine verstärkte Wirkung zu erreichen? Dann wäre ich meinem Punkt 6 im Yoga-Bitch-Projekt (Erleuchtung erlangen) eventuell schon ein bisschen näher.
Siehe da: Ich hatte die Gemeinsamkeiten von Fasten und Yoga nicht als Erste bemerkt. Im Internet gab es ein reichhaltiges Angebot an Fasten-Yoga-Programmen.
Ich wählte ein hübsches, unprätentiös aussehendes Fastenhotel im Schwarzwald aus und meldete mich für die übernächste Woche an. So, das war’s. »Yoga, Meditation und Schweigezeiten unterstützen die innere Einkehr und ergänzen das Fasten als klärende Übung für Körper, Seele und Geist.« Das würde mich erwarten: eine Fastengruppe von bis zu 20 Personen, Gruppengespräche morgens und abends, Einläufe, Fastenwandern, Yoga. Ich würde meine Lebenswandel-Schizo-Sünden in einer Woche reinwaschen!
Im Ernst, das Gute am Fasten in einer Gruppe schien mir zu sein, dass ich erstens nicht von Essen umgeben sein würde und dass ich im Gegensatz zu einer Diät keine Wahl hatte. Ich musste nicht entscheiden, was, wann und wie viel ich essen würde, also konnte ich auch nichts falsch machen. Die Qual der Wahl fiel weg. Übrig blieben Wasser, Tee, Gemüsebrühe (ohne Stückchen!), ein Einführschlauch und eine Yoga-Matte. Puh.
In der Zwischenzeit hatte ich einige Studien über die Wirkung von Yoga zusammengetragen. Es war in der Tat erstaunlich, was Yoga nachgewiesen wurde:
– Yoga wirkt bei Kreuzschmerzen, schon nach vier Wochen verringern sich Schmerzintensität und Schmerzdauer. Außerdem ist Yoga doppelt so effektiv wie andere Dehnübungen, fand eine Studie der University of Washington heraus.
– Yoga senkt den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und hilft bei Asthma.
– Yoga verringert das Entzündungsrisiko, fanden Wissenschaftler der Ohio State University in Columbus heraus. Das gilt auch bei steigendem Stresslevel.
– Yoga hilft bei der Gewichtsreduktion. Eine 10 Jahre dauernde Studie der University of Washington ergab, dass Yogis über
45 Jahre in dieser Zeit 5 Pfund verloren, während Nicht-Yogis 13,5 Pfund zunahmen.
– Yoga hilft bei Schlafstörungen, chronischem Kopfschmerzsyndrom und beim Karpaltunnelsyndrom.
– Yoga hilft Frauen, ihren Körper zu mögen und gut zu behandeln. Eine Studie der Psychology of Women Quarterly fand heraus, dass Frauen, die Yoga treiben, zufriedener mit ihrem Körper sind und weniger Essstörungen haben als Frauen, die Aerobic oder traditionelle Sportarten treiben. Sie haben eine erhöhte Sensibilität ihrem Körper gegenüber und verstehen seine Signale besser.
– Yoga ist gut für die Laune: Yogis, die nur eine Stunde in der Woche trainieren, haben 27 Prozent höhere GABA-Werte, wie eine gemeinsame Studie der Boston University School of Medicine und des Harvard McLean Hospital herausfand. GABA ist ein Neurotransmitter, der die Stimmung hebt und Angst im Zaum hält.
– Yoga ist gut für das Gehirn: Meditieren lässt Teile der Hirnrinde, die mit Aufmerksamkeit und positiven Emotionen zu tun haben, wachsen. Diese Hirnregionen, die für Erkenntnis, Wohlbefinden und Emotionsregulierung zuständig sind, nehmen durch Meditation an Volumen zu.
Boah. Also stimmt alles, was Yogis von sich geben, wenn sie schweben, und die westliche Medizin bestätigt sie. Ein deutscher Wissenschaftler sieht Yoga als »Methode von Prävention und Gesundheitsförderung, die der Stressbewältigung, der Prävention und Therapie psychosomatischer und chronisch-degenerativer Erkrankungen dienen kann«. Wieso zahlen eigentlich die Krankenkassen Yoga immer noch nicht zu 100 Prozent?
Was mich hier am meisten faszinierte, war die Wirkung von Yoga auf das Gehirn. Von all den Yoga-Sutras hatte mich nämlich folgendes besonders beeindruckt:
Yogash chitta-vritti nirodhah.
Das bedeutet so viel wie: Durch Yoga kommen die Bewegungen
des Geistes zur Ruhe. (Im Sanskrit bedeutet Yogash »Yoga«, chitta »Geist« oder »Verstand«, vritti sind so etwas wie Gedankenwellen, aber auch Ideen, Erinnerungen, Ablenkungen, und
Weitere Kostenlose Bücher