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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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dachte, du hattest Kopfschmerzen? Ach, egal, ich weiß, wie schlimm es ist, wenn die Roger-Hose nicht mehr mitspielt. Aber warum alle Bräute abnehmen, kann ich dir sagen. Wegen der Fotos. Die muss man sich jahrelang anschauen und will nicht sagen müssen: ›Oh Gott, sah ich da fett aus.‹ Man will auch nicht danebenstehen, während andere Fotos machen und sagen: ›Lösch das mal.‹ Um dem Fotostress vorzubeugen, nimmt man ab.«
    Wir redeten noch bis spät in die Nacht, leerten Champagner und Plätzchendose, und ich ging spät ins Bett. Doch fünf Minuten später sprang ich wie von der Tarantel gestochen wieder auf. Die Hochzeit. Die Fotos. Oh. Mein. Gott.
    Bis dahin musste ich, wollte ich, koste es das Geld, die Mühe, das Blut, die Tränen, die es mich kosten würde, die optimale Version meiner selbst sein. Ich wäre dann schon 35 und es gab keine Ausreden mehr. 35 war das Alter, ab dem man, wenn man sich nicht wirklich anstrengte, anfing, unsichtbar für Männer zu werden. Ich ging schnurstracks zu dem Bücherregal, holte das Projekt-Vanity-Notizbuch heraus und schrieb hinein: Yoga Bitch.
    1. Zähne: bleichen, begradigen
    2. Gewicht: 17 19 Pfund verlieren
    3. Maße: verringern
    4. Falten: verringern
    5. Cellulite: vernichten
    6. Erleuchtung: erlangen
    Am folgenden Tag rechnete ich so ungefähr die Summe zusammen, die ich benötigen würde, um in den nächsten sechs Monaten alle sechs Punkte zu erledigen. Himmel hilf! Jessesmariaundjosef! (Der Münchner Einfluss hatte sich nicht nur auf meinen Hüften festgesetzt.) Es gab nur eine, auf deren Verständnis ich in diesem Punkt bauen konnte: Rosa. Ich rief sie an und erzählte ihr von meinem Entschluss.
    »Sag mal, findest du es krank, wenn ich einen Kredit aufnehmen würde, um mich zu optimieren?«
    Ich hoffte nicht nur auf eine entrüstete Verneinung, sondern auch auf tatkräftige, spezifische Hilfe: Ärzte, Ernährungsberater und
sonstige Helfer, die ich auf meiner Suche nach dem perfekten Ich benötigen würde.
    »Natürlich nicht!«, rief Rosa. »In Deutschland überlegt man nicht zweimal, ob man einen Kredit für den Garagenanbau oder eine neue Küche aufnimmt. Und für sich selbst? Da soll man zögern? Und mach’ dir bitte keine moralischen Vorwürfe, dass du dich nicht magst, so wie du bist und blablabla. Ich meine, du wirst ja nicht anders, du bleibst du, nur wirst du besser aussehen.«
    Rosa bot mir sofort an, mich erstens objektiv zu beraten und zu »den richtigen Leuten« zu schicken und zweitens mir Geld zu leihen. Das Erste nahm ich dankend an, Letzteres lehnte ich dankend ab.
    »Ganz ehrlich, ich könnte zusammen mit den Chihuahuas das Geld für dich auftreiben, so Charity-mäßig«, lachte sie. »Also, wir müssen einen Plan machen und feststellen, womit wir zuerst anfangen müssen. Was denkst du?«
    »Die Zähne und das Gewicht. Das wird am meisten Zeit in Anspruch nehmen. Ich werde bald eine Woche Fasten gehen. Das ist doch ein guter Anfang?«
    »Perfekt. Ein großer Gewichtsverlust am Anfang motiviert meiner Erfahrung nach unheimlich. Übrigens ist es super, dass du jetzt im Winter mit deinem Projekt anfängst. Wenn man im April oder Mai beginnt, das Projekt Sommerkörper in Angriff zu nehmen, hat man einfach nicht genügend Zeit und das Ganze geht schief, und so hangelt man sich von Jahr zu Jahr und wartet auf den nächsten Sommer. Nein, sechs Monate sollten genügen.«
    Rosa bat um etwas Zeit, einen detaillierten Plan aufzustellen. Die gewährte ich ihr großmütig und suchte meinerseits im Internet nach geeigneten Fastenmöglichkeiten. Ich kam jetzt ums Fasten nicht mehr herum: Die Chefin erwartete schließlich auch einen Bericht.
    Wie zu erwarten war, betonten alle Informationsquellen, dass der Gewichtsverlust beim Fasten nebensächlich sei, ein Bonus sozusagen, dass es um Verzicht ginge, um innere Stärke und um die Mitte, die man finden würde. Für mich allerdings war der Gewichtsverlust die Hauptsache und das andere nebensächlich. Wenn Toxine gelöst werden würden, umso besser, wenn ich high wurde und stolz auf mich war, super, aber ich wollte in dieser Fastenwoche mindestens sechs Pfund verlieren. Das war für mich der Hauptgrund, mich den Hungerqualen zu unterziehen. Das mochte man oberflächlich nennen, aber damit kam ich klar: Mir ging es ja um die Oberfläche. Wie sagte Andy Warhol? »Ich bin ein zutiefst oberflächlicher Mensch. Es ist heute ausgesprochen in Mode, sich auf sich zu besinnen, in sich Einkehr zu halten und auf die

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