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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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ob das wohl richtig rübergekommen ist. Was ich meinte, ist Folgendes: Es geht gar nicht unbedingt darum, schlank zu sein. Niemand hat etwas gegen eine üppige Figur, im Gegenteil, die wird seit einigen Saisons sogar als angesagt verkauft, obwohl es meiner Meinung nach nur Show ist. Es ist nur so, dass man sich ab einem gewissen Alter mit gewissen Silhouetten und Klamotten jung kleiden kann. Kennst du das Madonna-Video, in dem sie zuerst im Body rumspringt und dann in dieser knappen Lederjacke und den hautengen Jeans durch die Straßen geht? Es geht genau darum: to dress the part , wie man auf Englisch sagt. Sie könnte, von Weitem betrachtet, eines der hippen jungen Dinger sein, die in alle Clubs reinkommen, die für alles infrage kommen, die mitten im Leben stehen. Darum geht’s. Deshalb glaube ich, dass dieselben Frauen heute schlanker sind, als sie es vor 15 Jahren waren. Sie hungern und sporteln sich jung, sozusagen.«
    Genau das trifft auch auf mich zu, dachte ich – eine spät im Leben entstandene Idealvorstellung von mir selbst, die ich nun auf Teufel komm raus durchziehen wollte. Mina war indes voll in ihrem Element: »Pass auf, ich habe vor Kurzem irgendwo gelesen, dass sich Frauen mit 31 am schönsten finden. Das bedeutet, dass alles, was danach kommt, ein Kampf wird. Klar, wir sehen Supermodels um die 40, die ein Comeback feiern und wieder so viel gebucht werden wie in den frühen 90ern, aber das läuft nur, solange sie immer noch eine sehr ähnliche Figur haben wie damals. Was ist denn mit all den Models, die von der Bildfläche verschwunden sind? Über die redet
niemand. Niemand bucht ein ehemaliges Model, das zehn Kilo
zugenommen und graue Strähnen und Pigmentflecken hat. Also: Es heißt kämpfen und dabei bleiben oder es sein lassen. So schaut’s aus«, sagte Mina trocken und bestellte noch ein Bier. Ich guckte mich um und erblickte plötzlich Julian, den Yoga-Lehrer, an der Bar. Mein Blick traf Uschis Blick und sie sagte: »Ich sag’s ja: Der Laden ist der Shit.«
    Leider sah Julian ganz anders aus als im Yoga-Studio. Er trug ein mit Tattoos und Totenköpfen bedrucktes T-Shirt und einen Glitzergürtel. Er hatte nichts Engelsgleiches mehr, dafür eher etwas Proletenhaft-Aufreißerisches.
    »Sag mal, wolltest du nicht eigentlich schon heute Abend zurückfliegen?«, fragte Sophie
    »Doch, aber ehrlich gesagt … Ich wollte morgen unbedingt noch eine Yoga-Stunde in München machen. So was gibt’s in Berlin nicht«, jammerte ich, als ob ich schon alle Berliner Yoga-Studios ausprobiert hätte.
    »Na klar gibt’s des«, sagte Uschi, »die haben sogar ein Partner-Studio in Berlin. Läuft zwar unter einem anderen Namen, aber es ist dasselbe. Wart’, ich schreib’s dir auf.«
    Sie reichte mir einen Zettel. Auf ihm stand der Name von Pollys Yoga-Studio.

11
    »Sie wären überrascht, wie teuer es ist,
so billig auszusehen.«
    Dolly Parton
    Es gibt kaum etwas Besseres als Reisen. Reisen sind großartig: Sie öffnen einem die Augen, zeigen einem seine sonst so festgelegte Realität, erfrischen und veredeln den Geist, wie Oscar Wilde schrieb, und sorgen bei der Heimkehr für gute Laune. Doch es gibt Ausnahmen und meine Rückkehr aus München gehörte dazu. Beschwingt, gut gelaunt und voller Elan kam ich wieder in Berlin an, und dann passierte etwas Furchtbares. Ich konnte meine Roger-Jeans nicht mehr zuknöpfen. Ich nenne sie Roger-Jeans, weil sie – eigentlich – immer zugeht und somit alles Roger ist. Es ist die eine Hose, auf die immer Verlass ist, die, unabhängig von der Zyklusphase und von der Anzahl der Pizzascheiben, die ich verdrückt habe, einen scheinbar so hohen Stretchanteil oder so viel Nachsicht besitzt, dass sie immer zugeht. Jede Frau besitzt eine Roger-Hose, auch wenn sie noch nicht wusste, dass sie so heißt. Die Roger-Hose gehört zu den sicheren Dingen im Leben. Wenn diese nicht mehr gegeben sind, kann einem das den Boden unter den Füßen wegziehen. Wenn die Roger-Hose nicht mehr passt, gerät die ganze Welt ins Wanken.
    Tja, als ich aus München wiederkam, ging sie nicht zu. Ich war am Abend mit Alev und Rosa verabredet und wirklich gut gelaunt, bis ich die Roger-Hose aus dem Schrank holte. Es ging ein Knopf von fünfen zu, und dann – nüscht mehr. Ich probierte es mit Bauch einziehen, aufs Bett legen und Bauch einziehen, sogar mit einem längeren Top, um den obersten Knopf offen lassen zu können, aber sie ging nicht zu. Dieses verdammte München mit seinem Scheiß-Bier und den

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