Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Terrasse und Lena hörte, wie sie ihm ein Glas Weißwein anbot. Mit einem Blick auf ihren Eistee empfand sie einen Wechsel zu Weißwein mehr als verlockend.
Georg nahm das Angebot an.
Auf der Terrasse wartete Lena bereits ungeduldig und streckte Georg höflich die Hand hin. Dieser lachte, zog sie zu sich und drückte ihr rechts und links ein Küsschen auf die Wange. »So weit kommt es noch, dass ich einer hübschen jungen Dame die Hand gebe.«
Lena lächelte etwas unsicher. Georg trug einen weißen Leinenanzug und aufgrund der Falten und seines ergrauten Haars schätzte sie ihn auf Ende fünfzig. Ein leichter Bauchansatz wölbte sich unter dem Hemd, was Lena amüsiert registrierte. Wenigstens noch einer, der nicht nur auf seine Figur achtete, sondern auch das Leben genoss, ohne auf die Kalorienzufuhr zu achten. Blaue Augen funkelten sie vergnügt aus einem braun gebrannten Gesicht an. Lena mochte ihn auf Anhieb.
Sie eilte in die Küche, holte die Weinflasche aus dem Kühlschrank, öffnete sie und stellte sie in den Weinkühler. Von Anna war keine Spur zu sehen. Vermutlich überprüfte diese ihr Aussehen noch ein letztes Mal. Lena trug ein Tablett mit vier Weingläsern nach draußen und stellte es auf dem Servierwagen ab. Als sie mit dem Weinkühler zurückkam, grinste Georg sie amüsiert an. »Du bist also an einer Anstellung in meinem Restaurant interessiert?«, fragte er.
Lena nickte. »Wobei ich gestehen muss, dass ich noch nie in einem Speiselokal gearbeitet habe.«
»Das merkt man«, erwiderte Georg.
Lena musste schlucken. Das war kein guter Anfang.
»Nun mach nicht so ein Gesicht.« Georg stand auf. »Nach zwei Nachmittagen kannst du das. Bei uns geht es gediegen zu und nicht wie in einer Kantine.« Er zog die Weinflasche aus dem Kühler. »Und nachdem du kein Gläsertuch gebracht hast, schenke ich uns eben so ein. Die paar Tropfen werden hier draußen schnell wegtrocknen.«
Lena ging in die Küche zurück und holte ein Geschirrtuch, doch Georg hatte längst für alle eingeschenkt. Er drückte ihr ein Glas in die Hand und lächelte. »Maureen ist immer für eine Überraschung gut.«
»Das stimmt«, bestätigte Lena und hob das Glas an.
»Auf die neue Kellnerin«, meinte Maureen und lächelte Georg verschwörerisch an.
Lena kam nicht umhin anzunehmen, dass Maureen bereits am Telefon alles für sie geregelt hatte und das Essen nichts mit ihr zu tun hatte, sondern ihr Kennenlernen an diesem Abend nur als Alibi diente, um Anna mit Georg während eines Abendessens zu verkuppeln.
Georg hatte ja nichts zu verlieren. Er könnte sie jederzeit wieder entlassen. Auch wenn Lena sich Mühe geben wollte, wusste sie nicht, ob sie in einem - wie hatte Georg sein Restaurant noch genannt - gediegenen Lokal mit den Gästen zurechtkäme. Trotzdem wollte sie es versuchen.
Anna schwebte förmlich auf die Terrasse, und wenn sich Lena nicht täuschte, verfärbten sich ihre Wangen, als Georg ihr zur Begrüßung rechts und links ein Küsschen gab. Galant reichte er Anna ihr Weinglas, und sie stießen auf einen schönen Abend an.
Der Abend gestaltete sich sehr gemütlich und Georg war ein glänzender Unterhalter. Lena beobachtete, wie unsicher Anna mit ihm umging und auch er warf Anna immer wieder bewundernde Blicke zu. Irgendwie war es schön zu sehen, dass auch Menschen über fünfzig noch nervös wurden, wenn sie sich verliebten. Maureen strahlte und bat Lena nach dem Essen ihr zu helfen, den Tisch abzuräumen.
Lena stellte die leeren Teller auf den Servierwagen, räumte die Servierplatten darauf und schob alles in die Küche. »So viel zu männerfrei. Gleich am zweiten Abend darf ich bei einem Flirt zusehen.«
Maureen klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. »So schlimm?«
»Nein. Es ist süß, die beiden so zu sehen, das macht Hoffnung auf die Zukunft. Im Altersheim werde ich dann schon noch jemanden auftreiben«, meinte Lena und zog eine Schnute.
»Weil sie dir dann nicht mehr davonlaufen können?«, stichelte Maureen mit einem gutmütigen Lächeln.
»Sehr witzig«, sagte Lena. »Ich stelle es mir gerade bildlich vor, wie ein Opi im Rollstuhl vor mir davonrollt, während ich mit meiner Gehhilfe hinter ihm herhumple, um ihn zu verdreschen, weil er mich mit der Achtzigjährigen aus dem Häkelkränzchen betrogen hat.«
»Na, deinen Humor hast du noch«, erwiderte Maureen und schenkte Lena vom Weißwein nach.
»Immerhin herrscht hier in der Küche noch männerfreie Zone.«
»Wäre Anna nicht draußen, Georg
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