Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
verwahrlostem Zustand in Berlin. Was ist nur aus der süßen Carla geworden?« Sie stöhnte. »Und was sich diese Haie sonst noch dazu aus den Fingern gesogen hätten! Vermutlich hätten sie herausgefunden, dass ich dort im Pflegeheim gewesen bin. Allerdings hätten sie es so dargestellt, als hätte ich mich dort nach einem Platz erkundigt.«
Lena tauchte unter. Ein solches Leben wäre nichts für sie. Der Ruhm und das Geld waren eine Sache, aber dieses ständige beobachtet werden würde ihr tierisch auf die Nerven gehen. Mit einem Prusten tauchte sie wieder auf und strich sich das Haar zurück. »Wie wirst du damit fertig?«
»Damals waren diese Haie noch zurückhaltender, doch heute? Die armen Jungschauspieler. Denen wird das Wort im Mund herumgedreht, eine Sucht nach der anderen angedichtet, und wenn sie dich nicht mit einem alkoholischen Getränk ablichten können, dann dichten sie dir eben eine Affäre an, selbst wenn du mit deinem Sohn unterwegs bist.« Maureen schwamm zum Rand und stützte sich mit den Ellbogen auf. »Das haben sie vor zehn Jahren bei mir gemacht. Ich war mit meinem Sohn in München unterwegs, und da ich ihn bisher aus der Presse heraushalten konnte, durfte Laszlo später in der Zeitung lesen, ich würde ihn mit einem jungen Lover betrügen. In diesem Fall konnte er darüber lachen, aber wenn es nicht unser Sohn gewesen wäre, dann hätte er das bestimmt nicht lustig gefunden.«
Lena stemmte sich mit einem Klimmzug aus dem Becken und ging auf eine Liege zu.
»Ich glaube nicht, dass du dir um deine Figur sorgen machen musst, wenn du ein bisschen aufpasst. Du bist schlanker, als ich es in deinem Alter war.« Sie schielte auf ihr Dekolleté. »Und du hast deutlich mehr Busen.«
Lena lachte und legte sich auf die Liege, um sich von den Sonnenstrahlen trocknen zu lassen. »Dafür bin ich total unsportlich, wie ich heute gesehen habe.«
»Das stimmt nicht. Bei mir ist es jahrelanges Training. Du hast für die erste Stunde gut durchgehalten.« Maureen schwamm zu den Treppenstufen. »Und dieser Ron ist übrigens ein Volltrottel.«
»Da hast du allerdings recht«, bestätigte Lena. »Auch mit dem Yoga. Während der Stunde habe ich nicht einen Moment an ihn gedacht.«
»Siehst du? Yoga reinigt die Seele.« Maureen stieg ebenfalls aus dem Pool. »Hast du mit ihm zwischenzeitlich gesprochen?«
»Nein, und das werde ich auch nicht tun. Ich habe ihm nichts mehr zu sagen.«
Maureen legte sich neben sie. »Wir sind uns ähnlicher, als man annehmen möchte. Als ich damals meinen zweiten Mann mit einer Bühnengestalterin erwischt habe, da habe ich all seine Anzüge mit Juckpulver bestreut und in den Tank seines heiligen Porsches Zucker geschüttet.«
»Und dann hast du dir männerfrei genommen?«, fragte Lena.
Maureen nickte. »Bis ich mich wieder in eine Affäre gestürzt habe«, meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln, während sie sich die Sonnenbrille auf die Nase schob. »Ich habe mir zwar immer vorgenommen, mal ein männerfreies Jahr zu verbringen, aber irgendwie kam mir immer jemand dazwischen.«
»Darin unterscheiden wir uns dann doch. Ich habe die Nase wirklich gestrichen voll, und bevor ich nicht meine Prüfung abgelegt und einen neuen Job habe, kommt mir ganz bestimmt kein Typ mehr ins Haus.«
»Ich darf aber noch Besuch empfangen, oder?«, feixte Maureen.
Anna rief aus dem Haus. »Das Frühstück ist fertig.«
***
Nach dem Frühstück richtete sich Lena im Büro ein. Sie schloss ihren Mac an und checkte die E-Mails. Vier waren von Ron, zwei von Jörg und eine von ihrem Professor, der ihr mitteilte, sie könne die Entwürfe auch per E-Mail an ihn schicken, wenn sie fertig wäre.
Die Mails von Ron und Jörg schob sie in einen Ordner, damit sie sie nicht ständig in ihrem Posteingang sehen musste. Vielleicht würde sie die Nachrichten irgendwann mal lesen, oder doch einfach komplett löschen. Dann schrieb sie ihrer Freundin Eva eine Mail, erzählte ihr, was passiert war und wünschte ihr nochmals viel Glück für ihr Vorstellungsgespräch in London.
Das Thema ihrer Abschlussarbeit sollte der Entwurf für ein komplexes Firmenlayout mit Firmenname, Logo, Flyer, Briefpapier, Visitenkarte und Webauftritt für ein nicht existentes Grafikbüro sein. Angangs hatte sie die Idee begeistert. Doch jetzt fiel ihr beim besten Willen nichts ein. Sie saß am Schreibtisch und ihr Kopf war leer gefegt. Nachdem sie zwei weitere Stunden unsinniges Zeug auf einen Block skizziert hatte, gab
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