Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
den Kopf, ob diese Frau tatsächlich anders war. Es gab einige Anzeichen dafür: Die erste Abneigung gegen ihn als Marcel, ihr offen zur Schau getragener Genuss zu essen, was immer sie wollte oder ihre Begeisterung, wie sie von ihrer Zukunft als Grafikerin gesprochen hatte. Sein besonderes Interesse hatte ihre Art geweckt, wie sie sich genüsslich Löffel für Löffel das Tiramisu zwischen die Lippen geschoben und dabei noch die Augen geschlossen hatte.
Wie so ein genussvoller Mensch wohl im Bett war? Peter schüttelte den Kopf.
In diesem Moment schwang die Badezimmertür auf. Er drehte sich um. Sein T-Shirt war ihr viel zu groß und verdeckte beinahe die Shorts. Lena musste seinen Blick aufgefangen haben, denn irgendwie wirkte sie befangen. Bevor er etwas zu ihr sagen konnte, eilte sie zum Bett, verkroch sich unter der Bettdecke und rutschte bis ans äußerste Ende der Matratze. Ein verlegener Gutenacht-Gruß beendete den Abend.
Es schien fast so, als hätte Lena gespürt, dass er darüber nachgedacht hatte, wie es wäre, mit ihr zu schlafen, und um ihm deutlich zu machen, dass es keinen Sinn machte, daran auch nur zu denken, hatte sie sich mit einer eindeutigen Geste abgewandt. Er würde es nicht herausfinden. Doch vielleicht konnten sie Freunde werden. Er mochte Lena und hatte sie gerne um sich.
Um sie nicht zu stören, löschte er das Licht über dem Bett und ließ nur noch die zarte Wandbeleuchtung an, bevor er selbst ins Badezimmer verschwand.
Lena lag immer noch in der gleichen Stellung auf dem Bett und schien zu schlafen, als Peter das Badezimmer verließ. Er knipste die Wandleuchte aus. Das einfallende Licht der Außenbeleuchtung des Hotels genügte, um die Umrisse im Zimmer erkennen zu können.
Um Lena nicht zu wecken, legte er sich vorsichtig auf seine Hälfte des Bettes, und versuchte, ebenfalls zu schlafen. Doch irgendwie fand er keine Ruhe. Er sah zum geöffneten Fenster hinaus und dachte nach. Wie sollte es eigentlich nach der heutigen Nacht weitergehen? Für einige Zeit könnten sie zwar vorgeben, ein Paar zu sein, das würde aber unweigerlich Probleme mit sich bringen. Die Presseleute lauerten ihm immer wieder auf, das wusste er aus Erfahrung.
Das Kissen raschelte leise, als er wieder aufstand und ans Fenster trat. Nach wenigen Minuten setzte er sich auf das kleine Sofa und betrachtete die Silhouette, die Lenas Körper im schwachen Nachtlicht abzeichnete. Ihr ruhiges Atmen bestätigte seine Annahme, dass sie tatsächlich tief und fest schlief.
Ein Blick auf den Reisewecker zeigte ihm an, dass er sie schon viel zu lange beim Schlafen beobachtete. Es mussten knapp zwei Stunden vergangen sein. Immerhin war ihm in dieser Zeit eine Idee gekommen, und er war neugierig, wie Lena auf seinen Vorschlag reagieren würde. Er griff nach dem Wecker, stellte ihn auf 5:15h und legte sich wieder ins Bett, wobei er den Impuls unterdrückte, dichter an Lena heranzurücken und sie einfach nur zu umarmen.
11
Lena wurde von einem konstanten Piepen geweckt. Bevor sie das Geräusch einordnen konnte, verstummte es plötzlich. Gemächlich öffnete sie die Augen und brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo sie sich befand. Im selben Moment hörte sie eine Stimme flüstern: »Lena, tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe.«
Mit einem Schlag war sie hellwach. Peter legte seine Hand auf ihre Schulter und sie versteifte sich unwillkürlich.
»Was ist denn los?«, fragte sie und versuchte, sich nicht zu bewegen.
»Ich hatte gestern eine Idee«, begann er zögerlich.
»Hmm«, murmelte sie. »Es ist doch noch dunkel draußen.« Außerdem habe ich die halbe Nacht nicht geschlafen, nachdem du aufgestanden bist und ich nicht wusste, wo du dich im Zimmer befunden hast, fügte sie in Gedanken hinzu. Die ganze Zeit über hatte sie gegrübelt, wo sich Peter wohl aufhielt und was er machte. Reglos war sie liegen geblieben und hatte sich in ihr Bett nach Hause gewünscht.
»Du hast doch noch kaum was von der Insel gesehen und ich würde dir gerne etwas zeigen.«
Lena drehte sich zu ihm. »Hat das nicht Zeit?«
Peter lachte heiser. »Das hat es nicht. Entweder wir stehen jetzt gleich auf, oder ich zeige es dir ein anderes Mal, solltest du dann Lust haben, so früh unterwegs zu sein.«
Mit einem Seufzer setzte sie sich auf. »Jetzt hast du mich eh schon geweckt. Sag mir wenigstens, wohin wir fahren.«
Peter streckte sich herzhaft und grinste sie an. »Das werde ich nicht tun. Also, was ist?«
Lena rieb sich die
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