Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Augen und strich sich eine Haarsträhne zurück.
»Gehst du zuerst duschen, oder soll ich?«
»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine Nervensäge bist?« Lena erhob sich, griff nach ihrem Sommerkleid und schlurfte ins Badezimmer.
Durch die kalte Dusche fühlte sie sich vollkommen wach. Sie musste einen Aufschrei unterdrücken, als sie das kalte Wasser ihren Rücken hinablaufen ließ. Fünf Minuten später kam sie in den Shorts und dem T-Shirt wieder aus dem Badezimmer. »Umziehen kann ich mich ja, während du im Bad bist.«
Lena lachte laut los, als sie Peter auf dem Boden vorfand, wo er einige Yogadehnübungen machte. Er zuckte zusammen, stand auf und sah irgendwie ertappt aus. »Sag nichts ... das ist Maureens Werk, richtig?
Peter grinste verlegen. »Stimmt. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass du so schnell wieder aus dem Bad kommst.«
Davon war sie überzeugt. Sonst hätte er sich sicherlich nicht beim Yoga erwischen lassen. Denn als wirklich männlich galt Yoga nun nicht gerade. Da hätten Liegestütze oder Sit-ups mehr imponiert.
»Dann hat sie dich also auch dazu überredet?«
Lena nickte. »Punkt neun geht´s los.« Sie ging drei Schritte auf ihn zu. »Was ich im Leben aber nicht schaffen werde, ist diese Übung hier ...« Lena ging in die Hocke, legte die Hände auf den Boden und winkelte leicht die Arme an. Dann versuchte sie, ihre Knie oberhalb der Ellbogen zu platzieren. Sie neigte sich behutsam nach vorn, um ihren Körper auszubalancieren, was ihr jedoch, wie üblich, misslang. Sie kippte vornweg.
Peter lachte, als sie auf den Fußboden purzelte.
»Lach ruhig, kannst du das etwa?«, schimpfte Lena.
Drei Sekunden später ruhten Peters Beine auf seinen Armen und er balancierte, ohne zu zittern, sein Gewicht aus. »Du machst die Übung zu schnell, deswegen kippst du nach vorn.«
Er kniete vor sie hin und forderte sie auf, es nochmals zu probieren. »Ich halte dich an den Schultern fest.« Sie spürte seinen Hände auf ihren Schultern und sah zu ihm hoch. »Versuch es noch mal, aber langsam, dann lässt du dich einfach gegen meine Hände fallen.« Peter nickte ihr aufmunternd zu. »Keine Bange. Ich stütze dich nur leicht ab, und sobald du die Balance gefunden hast, nehme ich die Hände weg.«
Lena wiederholte die Übung und bemühte sich, die Bewegungen gemächlicher auszuführen. Sie spürte, wie sie nach vorn kippte, doch Peters Hände stützten sie.
»Nimm den Kopf hoch, sonst wird das nichts«, forderte Peter. »Schau gerade aus.«
Lena tat, was er ihr sagte, hob den Kopf und sah direkt in Peters stahlblaue Augen. Sie war so dicht an seinem Gesicht, dass sie sogar die hellgrauen Sprenkel in seinen Augen erkennen konnte. So absurd ihre Stellung auch war, und so sehr sie die extreme Nähe zu Peters Gesicht verwirrte, sie schaffte es tatsächlich, sich in diesem Augenblick nicht zu bewegen. Lena konnte nicht einordnen, was in diesem Moment mit ihr geschah. Ihr Körper kribbelte wie nie zuvor. Sie sah in seinen Augen, dass er es ebenso spürte. Für Sekunden sahen sie sich tief in die Augen, bis Lena die Arme wegknickten, weil ihr die Kraft ausging. Sie spürte den Druck von Peters Händen auf ihren Schultern und wie er sie sanft nach hinten schob, damit sie wieder in eine sichere Position zurückfiel, bis sie im Schneidersitz saß.
»Ich geh dann mal ins Bad«, murmelte Peter und verließ beinahe fluchtartig das Schlafzimmer. Lena blieb reglos auf dem Boden sitzen und schüttelte den Kopf. Noch zwei Sekunden länger und sie hätte ihn geküsst! Was war nur in sie gefahren?
Kein Wunder, dass sich Peter sofort aus dem Staub gemacht hatte. Doch wie hatte es nur dazu kommen können? Um nicht länger darüber nachdenken zu müssen, sprang sie auf die Beine, lauschte ins Badezimmer, und als sie hörte, dass das Wasser lief, zog sie sich eiligst um. Shorts und T-Shirt legte sie über eine Stuhllehne. Vor dem Spiegel strich sie sich das Kleid glatt, band sich ihr Haar zusammen und setzte sich, um in ihre Segeltuchturnschuhe zu schlüpfen. Am liebsten wäre sie aus dem Zimmer gegangen. Sie brauchte dringend frische Luft. Aus diesem Grund schlurfte sie zum Fenster und sog die noch kühle Nachtluft in ihre Lungen. Dort stand sie, bis Peter aus dem Bad kam.
»Du wirst eine Jacke brauchen. Die Luft ist noch frisch«, meinte er, ging zum Kleiderschrank und zog eine Lederjacke und eine Jeansjacke heraus. »Welche magst du?«
Lena schritt auf ihn zu und griff nach der Jeansjacke. Sie
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