Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
auswendig. Er nahm das Gespräch beim dritten Klingeln an, und sie verabredeten, sich in einer Stunde am kleinen Strand von Bendinat zu treffen.
Mit an die Wand gelehnten Beinen lag sie auf dem Bett und ließ ihrer Fantasie freien Lauf. Maureen und Anna würden sehen, wie sehr sie sich in Peter getäuscht hatten. Bald würde er sie wieder hier besuchen kommen und in der Zwischenzeit würden sie regelmäßig telefonieren. Irgendwann wäre es auch wieder an der Zeit, nach Berlin zurückzugehen, wobei sie sich vorstellen konnte, in einer anderen Stadt nach einem Job zu suchen, um näher bei Peter zu sein. Nur eines wusste sie mit Gewissheit. Sie würde nicht mit ihm zusammenziehen. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal begehen. Lena wollte ihr Leben nicht mehr nach einem Mann ausrichten.
Am Strand warteten Ron und Jörg bereits auf sie. Jörg sah mit seinem leuchtend roten Hemd zu den bunt gestreiften Hosen aus wie ein Paradiesvogel. Lena hatte nicht lange suchen müssen, um ihn zwischen den anderen Menschen am Strand ausfindig zu machen. Er stach wie gewöhnlich aus der Menge heraus.
Als Ron sie entdeckte, winkte er ihr zu und sie blieb vor ihm stehen.
»Hast du gestern alles regeln können?«, fragte er kleinlaut.
»Ja, aber beinahe hättet ihr mir alles versaut.«
»Das war doch Marcel Rogan, oder etwa nicht?«, wollte Jörg wissen. »Für den Kerl würde ich meine Großmutter verkaufen.«
Der Spruch brachte ihm einen Seitenhieb von Ron ein. »Zum einen sind deine Großmütter längst gestorben, und zum anderen würdest du nicht lange genug leben, um deine neue Errungenschaft zu genießen.«
Lena presste im ersten Moment die Lippen zusammen. Solche Sprüche kannte sie bereits von Jörg. Seit er sich allerdings an Ron rangemacht hatte, fand sie sein Geschwätz nicht mehr witzig. »Versuch es auch nur, und du wirst es nicht überleben.«
»Oh, das war unsensibel von mir«, gab er klein bei. »So hatte ich das wirklich nicht gemeint. Es tut mir leid.« Er schenkte ihr ein zerknirschtes Lächeln. »Wenn du auch zugeben musst ... der Typ ist heiß!«
Jörg ging einen Schritt zurück, als er Lenas Blick auffing.
»Lasst uns von was anderem sprechen«, mischte Ron sich ein und setzte sich in den Sand.
Lena setzte sich zu ihm, und auch Jörg nahm zwischen ihnen Platz.
»Du bist mir wirklich nicht mehr böse?«, fragte Ron.
Lena verneinte und erklärte, wie verletzt und auch enttäuscht sie anfangs gewesen war, bis sie sich Gedanken darüber gemacht hatte, wie Ron sich in dieser ganzen Zeit gefühlt haben musste.
»Es war einfach nur schrecklich. Irgendwie wollte ich es selbst nicht wahrhaben, und als ich dann Jörg begegnet bin, sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt und ich konnte nicht mehr anders. Es ist nicht so, dass ich mir jahrelang etwas vorgemacht habe, ich habe dich wirklich geliebt und ich liebe dich auch jetzt noch, aber das mit Jörg ist einfach etwas ganz Besonderes.«
Jörg nickte. »Auch wenn ich immer noch meine blöden Sprüche klopfe, es ist so, wie Ron sagt. Ich war sofort hin und weg. Die erste Zeit habe ich mich zurückgehalten ... du warst immerhin meine Freundin und auch wichtig für die Agentur, aber irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten.«
»Wir wollten es dir auch endlich sagen, darüber hatten wir an diesem Tag gesprochen, bevor du ...«
»Bevor ich dich nackt zwischen meinen Kleidern entdeckt habe«, beendete Lena den Satz.
»Wir wollten eben ganz sicher sein, um dir nicht unnötig wehzutun«, versuchte Ron die Sachlage zu erklären.
»Was euch ja wunderbar gelungen ist.« Lena zog die Beine an und sah von Ron zu Jörg. »Und ihr seid aufrichtig ineinander verliebt?«
Beide nickten gleichzeitig und grinsten sich verlegen an, bevor sie sich die Hände reichten und Lena offen anstrahlten. »Kommst du mit uns zurück?«
Lena schüttelte den Kopf. »Ich habe hier noch einiges zu erledigen. Ich habe in letzter Zeit nicht viel an meiner Abschlussarbeit gearbeitet, wenn ich auch fast fertig bin. Der Feinschliff fehlt, und auch sonst kann ich hier nicht weg.«
Lena betrachtete die enttäuschten Gesichter.
»Ich hätte einige Aufträge für dich, wenn du möchtest«, bot Jörg an. »Du könntest von hier aus arbeiten. Damit würdest du mir einen großen Gefallen tun, und ich würde dir auch mehr bezahlen als bisher. Ich hätte dir ja angeboten, über deine Abschlussarbeit drüberzusehen, aber du bist heute schon besser, als ich es jemals war.«
Lena grinste.
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