Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Schinkenlady schüttelte den Kopf. »Aber nicht doch. Es ist lange her, dass ich in Gesellschaft zweier so reizender junger Männer zu Abend gegessen habe.«
Lena runzelte die Stirn und fing Jörgs amüsierten Blick auf. »Wenn das so ist ... was wollen die Herren trinken?«
Jörg bestellte in bestem Englisch einen mallorquinischen Rotwein und ein Wasser, Ron ein Bier. Er hatte Wein noch nie etwas abgewinnen können. Lena nickte und tat so, als würde sie die beiden nicht kennen, um die Situation irgendwie zu retten.
Als sie auf die Theke zuging, hielt ihr Chef sie auf. »Mit wem sitzt denn die Schinkenlady zusammen?«
»Keine Ahnung. Warum?«, antwortete Lena scheinheilig und hoffte, er würde sie nicht wiedererkennen.
»Nur so. Bisher kam sie immer nur alleine«, erwiderte er und eilte weiter.
Lena atmete erleichtert aus und ging zur Bar, um die Getränke zu holen.
Der Abend verlief besser, als sie befürchtet hatte. Die Schinkenlady blühte regelrecht auf, und Lena konnte nicht erkennen, ob sie sich, wie gewöhnlich, die Schinkenscheiben zu ihrer bestellten Speise schmecken ließ. Sie würde Ron danach fragen. Am Tisch wurde viel gelacht, was Lena freute. Die Schinkenlady hatte meist etwas traurig gewirkt, und offensichtlich war es für sie wirklich eine willkommene Abwechslung, dass sich Ron und Jörg über die Knigge-Regeln hinweggesetzt und einfach die freien Stühle an ihrem Tisch belegt hatten.
Der Tisch mit der Schinkenlady war der letzte belegte des Abends, und Lena hatte nun endlich Zeit die Gruppe zu beobachten. Ihr Servicebereich war aufgeräumt, und als Theo sie auf den Tisch ansprach, weil er Ron und Jörg erkannt hatte, antwortete sie ihm trocken: »Tja, das ist wohl mal wieder ein flotter Dreier ohne dich. So ein Pech aber auch.«
»Okay, okay, ich bin ein Arsch. Wird nicht wieder vorkommen«, antwortete Theo.
»Und ob es das wird. Du kannst nicht anders.«
Theo lachte und Lena stimmte mit ein.
Jörg winkte ihr und Lena ließ Theo stehen. Jörg verlangte die Rechnung. Als Lena die Schatzkiste mit der Rechnung brachte, entbrannte ein regelrechter Kampf darum. Die Schinkenlady wollte für alle bezahlen, was Jörg keinesfalls zulassen wollte, da er sich an ihren Tisch gesetzt hatte. Nachdem die beiden wegen der Bezahlung diskutierten, packte Ron einige Geldscheine hinein und reichte Lena die Kiste. Die Schinkenlady saß enttäuscht am Tisch. »Darf ich Sie dann morgen Abend einladen?«
Ron und Jörg stimmten zu, und sie verabredeten sich tatsächlich für den kommenden Abend.
Nachdem Lena sich umgezogen hatte, zog sie mit Ron und Jörg in eine nahegelegene Cocktailbar. Auf dem Weg dorthin checkte sie ihr Handy. Ein Anruf in Abwesenheit. Ihr Herz klopfte deutlich schneller, als sie nachsah, ob der Anruf von Peter war. Der Aufregung machte Enttäuschung Platz. Es war der Tierarzt. Gleich darauf sorgte sie sich jedoch um die Welpen, und sie hörte die Nachricht ab. Der Arzt erklärte, sie könne die Hunde am Montagabend abholen.
»Was ist denn los?«, fragte Ron. »So schnell habe ich deinen Gesichtsausdruck noch nie wechseln sehen.«
Lena erzählte, wie sie die Welpen aus der Mülltonne befreit hatten, ließ jedoch unter den Tisch fallen, dass sie gehofft hatte, der Anruf sei von Peter.
»Das wäre genau richtig für Gladys«, sagte Jörg.
»Gladys?«, hakte Lena nach.
»Die Lady von eben.« Sie betraten die Bar und Jörg steuerte einen freien Tisch an. »Die arme Frau hat niemanden mehr. Vor einem Jahr wurde ihr Mann beim Gassigehen mit seinem Hund auf dem Zebrastreifen überfahren, und beide haben es nicht überlebt.«
Lena schluckte. »Das ist ja fürchterlich!«
Ron und Jörg nickten.
»Hat sie während des Essens wieder den Schinken aus der Handtasche geholt?«
»Ja, aber nur eine Scheibe. Dann war es ihr wohl peinlich. Also habe ich sie einfach gefragt, warum sie das tut.«
»Und?«, wollte Lena wissen.
»Es erinnert sie an ihren Mann. Der hatte immer Schinken für den Hund dabei, wenn sie zum Essen ausgingen«, erklärte Ron. »Damit er nicht ständig am Tisch bettelt und auch was Leckeres bekommt.«
»Traurige Geschichte«, sagte Lena und stützte ihr Kinn in die Handfläche. »Neugierig waren alle im Lokal, aber keiner hat sich getraut, sie darauf anzusprechen.«
»Darum kommt sie auch immer ins Isolde. Hier hat sie ihre Ruhe und keiner verurteilt sie für diese Macke«, sagte Jörg. »Was wirst du mit den Welpen machen?«
Lena zuckte mit den Schultern. »Maureen
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